Kreis Lörrach Behördenmitarbeiter sind am Anschlag

Adrian Steineck
Das Kindswohl steht bei der Arbeit des Fachbereichs Jugend und Familie stets im Mittelpunkt. Zugleich werden die Herausforderungen angesichts des Fachkräftemangels nicht kleiner, wie im Jugendhilfeausschuss deutlich wurde (Symbolfoto) Foto:  

Der Fachbereich Jugend und Familie stand im Jahr 2023 erneut vor zahlreichen und kaum zu bewältigenden Herausforderungen. Den Tätigkeitsbericht im Jugendhilfeausschuss nutzte Landrätin Marion Dammann für einen eindringlichen Appell.

Gerhard Rasch, Fachbereichsleiter Jugend und Familie, machte kein Hehl aus seiner Einschätzung für das vergangene Jahr: „Es war machbar, aber die Ressourcen bei den Mitarbeitern sind erschöpft.“ Er sei nach dem vergangenen Jahr bestenfalls „verhalten optimistisch“.

Appell der Landrätin

Landrätin Marion Dammann legte dar, dass die Ressourcen im Bereich Jugend und Familie überall knapp seien, auch bei den Trägern. Dass ein Mitarbeiter mehr als 200 Telefonate führen müsse, um ein gefährdetes Kind für eine Nacht sicher unterzubringen, könne schlicht nicht sein, so die Landrätin. Zugleich sah sie auch die Kreisräte und Ausschussmitglieder in der Pflicht: „Wenn Sie uns aufgeben, zwei Millionen einzusparen, können wir den Druck beim Personal nicht rausnehmen.“

UMA als ein Schwerpunkt

Als einen der Schwerpunkte der Arbeit im vergangenen Jahr nannte Rasch die Versorgung und Betreuung der in außergewöhnlich hoher Zahl ankommenden unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA), deren Zahl im vergangenen Jahr nochmals deutlich gestiegen sei. Die Bewältigung der damit verbundenen sehr aufwendigen Verwaltungsverfahren habe viel Arbeitskraft gebunden.

Rasch erwähnte auch, dass die Mitarbeiter seines Fachbereichs mit Stimmen konfrontiert wurden, die monierten, dass viel für die UMA gemacht werde und die Kinder im Landkreis Lörrach dafür zu kurz kämen. Hierzu legte er dar, dass es hier keinen Zusammenhang gebe. „Die UMA nehmen keine Hilfen in Anspruch, die dann den Kreiskindern fehlen“, sagte er mit Blick auf die auch finanzielle Trennung dieser beiden Aufgabengebiete.

Weitere Schwerpunkte

Auch die Bearbeitung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung im Zusammenhang mit der weiterhin steigenden Anzahl von fehlenden Betreuungsangeboten in den Städten und Gemeinden des Landkreises beschäftige die Mitarbeiter des Fachbereichs Jugend und Familie. Bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit besonders herausforderndem Verhalten falle die gleichzeitige Abnahme von Versorgungsangeboten aufgrund des Fachkräftemangels ins Gewicht. Zugleich werde die Sicherstellung des Kinderschutzes bei deutlicher Verknappung der Versorgungsangebots in allen Bereichen – also Jugendhilfe wie auch Eingliederungshilfe – zunehmend eine Herausforderung. „Der Kinderschutz muss immer sichergestellt sein“, nannte Rasch die oberste Doktrin bei der Arbeit seines Fachbereichs.

Finanzielle Auswirkungen

Der Haushalt 2023 wird in Bezug auf die Leistungen für Kinder, Jugendliche und deren Familien im Landkreis mit einem positiven Ergebnis abschließen, machte der Fachbereichsleiter deutlich. Die stationären Leistungen im Rahmen der Hilfe zur Erziehung und die Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche bewegten sich im Rahmen der Haushaltsplanung.

Zu beobachten ist eine Verschiebung der Aufwendungen im stationären Bereich hin zu Mehraufwendungen im ambulanten Bereich. Dies sei eine positive Entwicklung im Sinn der Kinder, Jugendlichen und Familien und der strategischen Ausrichtung des Landkreises, sagte Rasch. Er merkte aber an, dass die stabilen Ausgaben im Bereich der stationären Hilfen auch darauf zurückzuführen sind, dass nicht ausreichend Angebote zur Deckung der steigenden Bedarfe zur Verfügung stehen, was letztendlich nicht Zielrichtung einer wirkungsvollen Jugendhilfe sei.

Zudem müsse bei dem Ergebnis beachtet werden, dass die Einnahmen im Bereich der Kostenerstattung für die Leistungen für UMA erst in die Abrechnung mit dem Land gebracht werden müssen, was erhebliche Personalressourcen erfordert, die nicht zur Verfügung stehen. Einen Vorschuss des Landes von zwei Millionen Euro bezeichnete Schlicht als „Schritt in die richtige Richtung“. Allerdings stehe dem im Landkreis Lörrach ein Gesamtaufwand von rund sieben Millionen Euro gegenüber. Der Differenzbetrag wird erst nach und nach in den Folgejahren im Rahmen der Abrechnung mit dem Land dem Landkreishaushalt zugeführt werden können.

Positive Auswirkungen hatten im Jahr 2023 Mehrerträge im Bereich der Kindertagesbetreuung, Leistungen der Unterhaltsvorschusskasse und Erstattungen von Bund und Land.

Aus dem Gremium gab es Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit.

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