Kreis Lörrach Berufe mit Sinn und Perspektiven

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Ausbildungsstart mit Perspektive: Tamara Mutter (l.) startete zum 1. September in die Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatronikerin. Langfristig ist die Übernahme des Betriebs von Vater Harald Mutter (r.) geplant. Foto: Handwerkskammer

Das südbadische Handwerk konnte bisher rund 2240 neue Ausbildungsverträge abschließen. Das entspricht einer Steigerung von rund 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch freie Lehrstellen gibt es in fast allen Ausbildungsberufen nach wie vor.

Zum offiziellen Ausbildungsstart am 1. September begrüßte Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, die neuen Auszubildenden: „Wir freuen uns, dass ihr euch für die Wirtschaftsmacht von nebenan entschieden habt.“

Der Nachwuchs wird dringend gebraucht: „Wir im Handwerk setzen die großen Vorhaben der Gesellschaft um: Die Mobilitäts- und die Energiewende schaffen wir nur mit gut ausgebildeten Fachkräften.“ Die Ausbildung in den Handwerksbetrieben sei dafür der Königsweg. „Wer Sinn in der Arbeit und Perspektiven fürs Berufsleben sucht, sollte also mehr denn je übers Handwerk nachdenken“, macht Ullrich deutlich.

Mit Weitblick: Ausbildung im elterlichen Betrieb

Tamara Mutter aus Grenzach-Wyhlen beispielsweise startet am 1. September in eine Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatronikerin. Den Ausbildungsbetrieb kennt sie bereits wie ihre Westentasche. Auch ihren Chef kennt sie schon lange persönlich: Inhaber Harald Mutter ist ihr Vater. Die 26-Jährige ist eine von wenigen Frauen in diesem Beruf: Nach aktuellem Stand starten im Kammerbezirk Freiburg derzeit 341 Auszubildende – nur 19 davon sind weiblich.

Für Tamara Mutter ist das kein großes Thema. „Eventuell muss man sich noch ein bisschen gegen die Männer beweisen, aber da habe ich keine großen Bedenken.“ Auch im Anschluss an die Ausbildung hat sie schon konkrete Pläne: Der Meistertitel soll folgen. Gemeinsam haben Vater und Tochter nämlich das Ziel, dass die Übergabe innerhalb der Familie erfolgen soll. Harald Mutter freut sich, dass seine Tochter in seine Fußstapfen tritt. „Es ist toll, dass sie das Handwerk lernt und den Betrieb später übernehmen will.“

Im Handwerk ist Platz für alle

Die Handwerkskammer Freiburg zählt bisher rund 2240 neue Ausbildungsverträge. Davon meldet die Kammer 342 im Stadtkreis Freiburg, 471 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und 287 im Landkreis Emmendingen. Im Ortenaukreis sind bisher 749 neue Ausbildungsverträge gemeldet, im Landkreis Lörrach 391. Der überwiegende Teil der ausbildenden Unternehmen betreut dabei einen oder zwei Auszubildende.

„Im Handwerk ist Platz für alle“, sagt Ullrich. So sei beispielsweise die Integrationsleistung des südbadischen Handwerks sehr hoch: 19 Prozent der neuen Azubis haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Auch die Verteilung der Bildungsabschlüsse zeigt, dass für jeden ein passender Ausbildungsberuf im Handwerk existiert: Knapp ein Drittel hat einen Hauptschulabschluss, rund 42 Prozent haben die Schule mit Mittlerer Reife abgeschlossen und fast 17 Prozent haben Abitur. Ullrich fordert, dass die vielfältigen Karrieremöglichkeiten des Handwerks noch mehr in den Schulen aufgezeigt werden. „Wir brauchen mehr und ergebnisoffene Berufsorientierung in allen Schulformen, auch an Gymnasien.“

Kein Verständnis für Kürzung der Fördermittel

Damit die Handwerksbetriebe auch langfristig die benötigten Fachkräfte ausbilden können, sind laut Ullrich noch mehr Anstrengungen nötig: „Um die duale Ausbildung nachhaltig zu stärken, braucht es ein echtes Umdenken in Gesellschaft und Politik. Wir brauchen endlich eine echte Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung.“ Dazu zähle, die Fachkräfte von morgen heute adäquat auf die Anforderungen ihres künftigen Berufs vorzubereiten. „Dafür brauchen wir moderne Bildungszentren, die zukunftsfähig ausgestattet sind.“

Kein Verständnis hat die Handwerkskammer Freiburg daher für die Kürzung der Fördermittel für die Berufsausbildung im Bundeshaushalt 2024. „Der Entwurf der Ampelregierung sieht für die Überbetriebliche Berufsausbildung (ÜBA) fast elf Millionen Euro weniger vor“, sagt Ullrich. Mehr Fachkräfte fordern und Ausbildung weniger fördern, passe nicht zusammen. Um den Fachkräftenachwuchs sicherzustellen, müsse die ÜBA-Förderung auf dem bisherigen Niveau von 70 Millionen Euro zumindest verstetigt werden.

Wer im Handwerk durchstarten will, findet auch jetzt noch in nahezu allen Ausbildungsberufen freie Lehrstellen. Einen ersten Überblick darüber bietet beispielsweise das „Lehrstellen-Radar“ des Handwerks: Online oder per App finden Jugendliche hier mit wenigen Klicks die passende Lehrstelle.

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