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Kreis Lörrach „Bleiben im Herzen verbunden“

Peter Ade
Ein Bild aus früheren Tagen: Vinzentinerinnen am Krankenhaus St. Elisabethen in Lörrach Foto: Peter Ade

Rückblick: Letzte Ordensfrauen sind im Januar gegangen / 130 Jahre lang segensreich gewirkt

Unvergessen in Stadt und Region bleibt das segensreiche Wirken der Ordensschwestern am St. Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach. Die Frauen waren überwiegend in der Krankenpflege, in der Geburtshilfe, aber auch in der Verwaltung und in Funktionsbereichen tätig. Vor einem Jahr haben die letzten vier Vinzentinerinnen die Kreisstadt verlassen. Mehr als 130 Jahre lang war der Konvent vor Ort aktiv.

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Im „Eli“ arbeiteten zur Blütezeit des Ordens bis zu 50 Schwestern. „Leider hatten wir seit etlichen Jahren keine Neuzugänge mehr“, bedauert Schwester Anemunda Weh als Leiterin des Konvents im Gespräch mit unserer Zeitung. Als Folge sei in Lörrach die Zahl der Schwestern immer weiter zurückgegangen.

Deren Einsatz war bis zuletzt auch in der Seelsorge gefragt. Schließlich sind für einsame, kranke und sterbende Menschen Gespräche und Beistand genauso wichtig wie Medizin, ärztliche Kunst und Pflege. Oberin Schwester Anemunda war seit 1963 als Vinzentinerin am St. Elisabethen-Krankenhaus aktiv. Sie ist gelernte Krankenschwester, hat Pflege-Management studiert und gehörte als Seelsorgerin zum Team der Klinikleitung.

Motto: „Liebe sei Tat“

Für das „Eli“ begann die Ära der Vinzentinerinnen im Jahr 1913 mit der Eröffnung der Keimzelle des Hauses, der „Böhlerschen Klinik“ in der Feldbergstraße. Doch bereits 1888 – also 25 Jahre früher – begann das Wirken der Ordensfrauen als Gemeindeschwestern in St. Bonifatius. Somit gingen über 130 Jahre arbeitssame Tätigkeit von Ordensschwestern zum Wohle der Menschen in der Region unter dem vinzentinischen Motto „Liebe sei Tat“ zu Ende.

„Sie werden fehlen in dieser Stadt“, erklärte Pfarrer Dr. Thorsten Becker zum Auftakt eines Präsenzgottesdienstes im Januar, dessen Teilnehmerzahl wegen Corona limitiert war. Unter „normalen“ Umständen wäre die Kirche brechend voll gewesen, denn die Schwesternschaft war längst zur Institution geworden.

„Wir sind dankbar, dass wir Sie haben durften“, unterstrich Landrätin Marion Dammann. In ihrer Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken und des „Eli“ bescheinigte sie den Schwestern, lange und hart für die Menschen in Stadt und Region gearbeitet zu haben und in administrativen Fragen stets kooperativ gewesen zu sein.

Abschied mit Wehmut

Auch Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz bedauerte das Ende einer Ära: „Es ist ein Abschied mit Wehmut, denn Sie hinterlassen eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann“, sagte er zu den Schwestern Anemunda, Maria Xaveria, Margarita und Esther.

Vorbildfunktion bescheinigte Helmut Schillinger, ehemaliger Geschäftsführer des „Eli“, den Ordensfrauen. Deren selbstloses Wirken für Alte und Kranke sei ein „Segen für die Menschen“ gewesen. „Sie waren Tag und Nacht da und standen überall in hohem Ansehen“, unterstrich Schillinger „verdienten Respekt, hohe Anerkennung und Gottvertrauen“.

„Eli“ war Heimat

Über all die Jahre hinweg war das „Eli“ für die Ordensfrauen nicht nur Arbeitsplatz, sondern Heimat, Wohnung und Familie – für manche einige Jahrzehnte, für viele das ganze Leben lang. Die Frauen waren in der Pflege, als Erzieherinnen, Lehrerinnen, Wirtschafterinnen und in vielen anderen Berufen tätig. Zwei Kriege, Wirtschaftskrisen und der Wiederaufbau mit den für die meisten nur schwer vorstellbaren Herausforderungen hielten die Frauen nicht davon ab, ihr Werk fortzuführen.

Die Leitung der Kreiskliniken, zu denen das „Eli“ seit geraumer Zeit gehört, würdigte zum Abschied insbesondere: „Das Denken und Handeln der Schwestern war stets modern und auf Höhe der Zeit. Nicht zuletzt mit ihrer Entscheidung, die Trägerschaft ihres ,Eli‘ unter ein Dach mit den Kreiskliniken zu stellen, haben sie den Weg für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung mitgestaltet und ermöglicht.“

Spende für Obdachlose

Ihre Verbundenheit mit Not leidenden Menschen in Stadt und Region bekundeten die Schwestern zum Abschied mit einer Spende in Höhe von 6000 Euro für Einrichtungen der Obdachlosenhilfe. Bei dem Geld, das zu gleichen Teilen dem Erich-Reisch-Haus und der Organisation Pro Digno zugeleitet wurde, handelte es sich um Abschiedsgaben der Klinik und ihrer Einrichtungen an die scheidenden Vinzentinerinnen Anemunda, Esther, Margarita und Maria Xaveria.

„Wir waren hier zuhause“

„Wir waren hier zuhause und bleiben den Menschen in Stadt und Region im Herzen verbunden“, erklärte die Oberin Schwester Anemunda Weh.

Zusammen mit ihrer langjährigen Weggefährtin Schwester Esther freute sie sich im Rahmen eines Pressegesprächs über herzliche Komplimente von allen Seiten.

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