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Kreis Lörrach Brot und Brötchen bleiben Bestseller

Peter Ade
Brot und Brötchen bleiben Bestseller auf der Hitliste der Nahrungsmittel. Daran ändern auch die enorm gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe nichts. Foto: pixabay

Energiekrise: Fachbetriebe vor enormer Herausforderung / Preiserhöhungen unweigerliche Folge

Brot und Brötchen bleiben Bestseller auf der Hitliste der Nahrungsmittel. Daran ändern auch die steigenden Energiekosten nichts. Und: Rohstoffe und Personalkosten bereiten den Bäckern in Stadt und Land zusätzlich Probleme. Sie werden trotzdem alles daransetzen, ihren Kunden ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Ob Frühstücksschnitte, Mittagsstulle oder Abendbrot: Die Liebe zum Brot bleibt in Deutschland ungebrochen. Kein Wunder, denn die Backware ist eine nationale Erfolgsgeschichte und mit rund 3200 angebotenen Sorten ein kulinarisches Aushängeschild deutscher Handwerkskunst, die allerdings immer teurer wird. Viele Fachbetriebe berichten von Rekordausgaben in kurzer Zeit und fürchten, dass es noch schlimmer kommt.

Vor allem leidet das Handwerk unter steigenden Energiekosten und den Auswirkungen der Inflation. Doch da die hohen Kosten alle Lebensbereiche betreffen, lassen sie sich nicht einfach an die Kunden weitergeben.

Aus Lörracher Sicht

Anschaulich schildert der Lörracher Bäckermeister Bernhard Paul, dessen gleichnamiger Sohn Innungsobermeister ist, die Problematik: Im Familienbetrieb werden drei Gasöfen mit 210 Kilowatt Anschlusswert befeuert. 135 000 Kilowattstunden Gas wurden im vergangenen Jahr insgesamt für die Produktion von Backwaren bezogen. „Alternativ könnte Energiedienst die benötigte Menge Strom gar nicht liefern“, sagt Paul. „Deshalb müssen wir wohl oder übel weiterhin das immer teurer werdende Gas verwenden.“

Bei den Rohstoffen setzen sich die Probleme fort: „Der Butterpreis explodiert“, beklagt ein Bäckermeister vom Kaiserstuhl – „zuletzt um 30 bis 35 Prozent“. Auch der Preis für Mehl sei stark gestiegen. Sonnenblumenöl sei um 70 Prozent teurer geworden, wenn es denn überhaupt zu bekommen sei. So sei er gezwungen, auf andere Pflanzenfette umzusteigen. Insgesamt schätzt der Fachmann, dass die in seiner Backstube benötigten Rohstoffe um 50 Prozent teurer geworden sind und dass die Entwicklung noch weiter in diese Richtung geht.

Energie- und Rohstoffkosten steigen und nicht nur das: Auch die Personalkosten bereiten den Bäckern Probleme. „Unsere Leute haben privat natürlich auch höhere Aufwendungen – nicht nur für die Fahrt im privaten Pkw zum Arbeitsplatz“, erklärt der Lörracher Bäckermeister Paul. Und: „Es ist zu befürchten, dass es noch schlimmer kommt.“

Rohstoffe sind gesichert

Die Preiserhöhungen könnten nicht ohne Weiteres 1:1 an den Verbraucher weitergegeben werden, gibt ein Betriebsleiter aus dem Wiesental zu verstehen. Allerdings ist er froh, dass die Versorgung mit Rohstoffen gesichert ist. Es gebe genug Getreide auf dem Markt. Im Übrigen betont der Meister: „Da es sich beim Brot um ein Grundnahrungsmittel und damit einen existenziellen Bedarf handelt, müssen Preiserhöhungen gegenüber den Verbrauchern äußerst sensibel abgewogen und kalkuliert werden.“

Die aktuelle Lage sei ein Rekord an Erhöhungen in kurzer Zeit. „Die Lohnkosten steigen ebenfalls. Hefe, Fett und Butter sind 20 Prozent teurer geworden, das Heizöl kostet mich nun 1,66 Euro pro Liter statt wie früher 70 Cent“, so ein Gesprächspartner unserer Zeitung. Das sei ein „Fass ohne Boden“. Mithin müsse befürchtet werden, dass die Preissteigerungen noch nicht die Spitze des Eisbergs sind.

Politik ist gefragt

Angesichts explodierender Energiekosten fordern die Bäcker bundesweit Unterstützung von der Politik. Das Versprechen der Bundesregierung, niemanden in der Krise alleinzulassen, sei – so heißt es vielerorts - bis jetzt nicht eingehalten worden. „Wir verlangen, dass die Politik jetzt handelt und unsere systemrelevante Branche unterstützt“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, Daniel Schneider.

Schätzungen zufolge würden 70 Prozent der Backstuben mit Gas betrieben. Auf alternative Energiequellen umzusteigen, ist laut Schneider für viele Betriebe kurzfristig keine Option: Zum einen seien die Investitionen enorm, zum anderen beispielsweise Öltanks schwer zu bekommen. Die Möglichkeiten für Betriebe, die steigenden Kosten an die Kunden weiterzugeben, sieht Schneider als begrenzt.

In einem wettbewerbsstarken Markt, so der Hauptgeschäftsführer, ließen sich Preise nicht einfach erhöhen. Gerade in den aktuellen Zeiten seien schließlich auch die Kunden preissensibler. Daher sei es jetzt allerhöchste Zeit, politisch zu handeln, „um unsere Betriebe mit über 240 000 Mitarbeitern zu entlasten“, sagt Schneider. Andernfalls könnte die Kombination der Vielzahl an Krisen und Belastungen für manchen Betrieb zur Existenzfrage werden.

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