Kreis Lörrach Corona befeuert den Niedergang

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Im Restaurantmuseum Krone in Tegernau wird Tradition gelebt, so auch die „Uscherete“. Archivfoto: Michael Werndorff Quelle: Unbekannt

Gastronomie: Onlineportal „Historische Gasthäuser in Baden“ beendet nach 15 Jahren sein Engagement

Mehr als zwei Jahrzehnte durchreiste Frank Joachim Ebner aus Albbruck südbadische Traditionsgasthäuser und portraitierte die „Historischen Gasthäuser in Baden“ in drei Büchern und seit 15 Jahren auf seiner Homepage, um ihren kulturellen Wert zu dokumentieren. Nicht zuletzt wegen Corona hat das Projekt nun sein Ende gefunden.

Regio. Seit 1998 kümmerte sich Frank Joachim Ebner (66) mit großer Detailfreude um alte Gasthäuser mit ihrer Geschichte und ihren Geschichten. Der persönliche Kontakt zu den Wirtsleuten und deren Interesse an der eigenen Familiengeschichte waren ihm dabei immer besonders wichtig. Daneben beinhalten Ebners Portraits stets unterhaltsame Geschichten aus dem Wirtshausleben und historisch Überliefertes aus der näheren Umgebung.

Über 70 badische Gasthausportraits hat Ebner in 15 Jahren onlinegestellt. Ein Jahresbeitrag zur Unkostendeckung beinhaltete die Plakette mit dem badischen Wappen und dem Schriftzug „Historisches Gasthaus in Baden“ sowie weitere persönliche Besuche Ebners zu besonderen Anlässen wie Jubiläen, für die er eine Glückwunschtafel oder Ehrenurkunde überreichte.

Walter Grether vom „Löwen“ in Schopfheim erinnert sich mit Freude an Ebners Eifer: „Mit jeder Person, die auch noch ein Stück zur Geschichte des Hauses beitragen konnte, setzte er Termine bei uns an und entlockte ihnen bei einem Kaffee Geschichten und Anekdoten, um die Beschreibung unseres Hauses so lebendig wie nur möglich niederzuschreiben.“

Sterben ist unausweichlich

Ein besonderes Treffen sei ein Nachmittag gewesen, an dem Ebner viele Nachbarn eingeladen habe, die noch hätten von früher erzählen können, berichtet Grether: „Es wurden alte Bilder aufgehängt; und dann ging es los mit dem Satz: ‚Weisch no?‘.“

Grether hält jedoch das Wirtshaussterben für unausweichlich: „Immer seltener bleibt die Tradition erhalten und wird an die nächste Generation weitergegeben.“ Nach jahrzehntelanger Erfahrung ist dies auch Ebners Prognose: „Die kleinen familiengeführten Dorfgasthäuser werden endgültig aussterben.“ Er wolle sich nach der Pensionierung anderen Interessen zuwenden, die ihm wichtig seien, erklärt Ebner das Ende seines Engagements: Darüber hinaus sei es für ihn frustrierend, „dass Corona den Niedergang einer bereits sehr gefährdeten Nische befeuert“ habe.

Auch bei Hans Viardot im Restaurantmuseum „Krone“ in Tegernau im Kleinen Wiesental ist Ebner ein guter Bekannter: Das Haus ist das letzte, das Ebner im Dezember mit einer Plakette beehrte. Viardot ist zuversichtlicher als viele Kollegen: „Es wird in irgendeiner Form weitergehen, wenn Corona vorbei ist.“

Wertvolle Kulturgüter

Ebner hingegen schätzt, dass sich ein Drittel der Traditionsgastronomie wird halten können. In 15 Jahren musste er zehn Prozent der Portraits wieder von seiner Homepage nehmen, weil die Häuser für immer schlossen. Zum Abschied wünscht er sich von Politik und Gesellschaft nur, „dass historische Gasthäuser als wertvolle Kulturgüter wahrgenommen und als solche behandelt und gefördert werden.“ Da helfe schon der Vereinsumtrunk, der im Dorfgasthaus eingenommen werde. Sabine Siebler vom „Bären“ in Norsingen freut sich, wie aufwendig Ebner für seine Portraits recherchierte. Seine Bücher hat sie an Gäste verschenkt. Allerdings stimmt auch sie Ebners Prognose zu: „Corona beschleunigt, dass viele aufhören, weil sie keinen Nachfolger finden.“

 Die Homepage wird nicht mehr aktualisiert, ist aber noch immer voller Geschichten: www.historische-gasthaeuser.de.

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