Kreis Lörrach Damit der Spracherwerb gelingt

Michael Werndorff
Der Spracherwerb ist wichtig für die Integration von Asylsuchenden. Foto: Archiv

Sozialausschuss: Kreis setzt Integrationskonzept um. Mangelnde Kinderbetreuung ist oftmals Hürde.

 Kreis Lörrach - Das Konzept für die integrative und sprachliche Förderung von Frauen mit und ohne Kinder sowie von besonders schutzbedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund soll nach dem Willen des Sozialausschusses umgesetzt werden. Dafür werden dieses Jahr Mittel in Höhe von 50 000 Euro bereitgestellt. Ziel ist es, die Frauen aus ihrer häuslichen Isolation herauszuholen.

Bei der Bedarfsanalyse ist die Verwaltung von Frauen mit jungen Kindern und Migrationshintergrund ausgegangen, die keinen Betreuungsplatz haben und die offiziellen Sprachkurse in den Zentren nur schwer erreichen können, erläuterte Integrationsbeauftragte Eva Petersik. Dabei stellte sich heraus, dass die Problemlagen nicht homogen seien, sondern je nach Region unterschiedlich und einzelfallbezogen, weshalb ein einheitliches Konzept nicht realisiert werden könne.

Neben den Mobilitätseinschränkungen im ÖPNV sei die Kinderbetreuung in den Randzeiten nicht gegeben. Dabei hätten Frauen aus Ländern mit guter Bleibeperspektive (Syrien, Eritrea, Iran, Irak und Somalia) schon während des Asylverfahrens Anspruch auf einen Integrationskurs. Und: Insbesondere für Kinder bis drei Jahre gebe es in der Fläche kein ausreichendes Angebot, machte Petersik deutlich.

Die Durchführung von solchen Kursen mit Kinderbetreuung im ländlichen Raum scheitere oftmals an hohen Hürden, welche die Richtlinien des BAMF den Sprachkursträgern auferlegen. Geplante Angebote in Schopfheim und Schliengen kamen deswegen nicht zustande.

Die Verwaltung hat nun Vorschläge ausgearbeitet, um den betroffenen Frauen Angebote unterbreiten zu können.

Häusliche Isolation

So wird angedacht, im Oberen Wiesental, da in Schönau, Todtnau, Zell, Schopfheim, Hausen und Hasel eine ausreichende Zahl von Frauen lebt, die noch keinen Sprachkurs besucht hat, ein Erstorientierungskurs mit Kinderbetreuung zu organisieren. Der Kreis übernimmt dann die Betreuungskosten. Bei Frauen, deren Teilnahme an einem Integrationskurs daran scheitert, weil die Kinder zwar einen Kindergarten oder Grundschule besuchen, aber in den Randzeiten keine Betreuung möglich ist, soll der Kreis ebenfalls nach Prüfung im Einzelfall finanzielle Hilfe für eine Kinderbetreuung leisten.

Für die Verwaltung ist klar, dass die Finanzierung eine Möglichkeit darstellt, die Frauen aus ihrer häuslichen Isolation herauszuholen, kommentierte Petersik die Handlungsvorschläge. So könnten die Betroffenen an die deutsche Sprache herangeführt werden und weitere wichtige Informationen über das alltägliche Leben erfahren.

Stimmen der Fraktionen

Diana Stöcker signalisierte Zustimmung seitens der CDU. Zwar gebe es in Städten Angebote für Frauen mit Kindern, im ländlich geprägten Raum sehe das anders aus. Da der Personenkreis nicht mobil sei, werde auf den Besuch von Sprachschulen eher verzichtet. Zudem wisse man, dass die Kinder von der Sprachkompetenz der Mütter profitieren würden. „Deswegen sind die Mittel gut angelegt“, befand Stöcker. Gabriele Weber (SPD) sagte, dass es in Sachen Betreuung noch Probleme zu bewältigen gebe. Man müsse sich um die Gruppe von Frauen kümmern, die keine Zugangsoptionen zu den bereits vorhandenen Sprachkursen habe – das betreffe nicht ausschließlich Geflüchtete. Auch sei es wichtig, den Frauen Mut zu machen, sich auf das Land einzulassen, in dem sie leben. Wie wichtig es sei, im Oberen Wiesental ein Angebot zu schaffen, betonte Franz Kiefer (FDP). Annette Grether (Grüne) machte darauf aufmerksam, dass die Erstorientierungskurse mit der Sprach-Qualifikation A1 enden würden, eine Fortführung mit dem Ziel A2 sei wünschenswert.

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