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Kreis Lörrach Damit der Weg aus der Krise gelingt

Adrian Steineck
Bei seelischen Krisen wie etwa einer Depression ist es wichtig, rasch professionelle Hilfe zu bekommen. Eine Initiative aus acht Selbsthilfegruppen sieht hier aber noch Nachholbedarf im Landkreis Lörrach und will verschiedene Akteure an einen Tisch holen. Foto: Pixabay

Acht Selbsthilfegruppen aus dem Landkreis haben einen gemeinsamen Aufruf zur Verbesserung der ambulanten Hilfsangebote für Menschen in seelischen Krisen gestartet. Die Initiative ist auch an der Regio-Messe präsent und will verschiedene Akteure vereinen.

In dem Aufruf, der an das Landratsamt Lörrach sowie an die Entscheidungsträger in Stuttgart ergangen ist, heißt es: „Die schon lange bekannte massive Unterversorgung an ambulanten Therapie- und Hilfe-Angeboten im gemeinde-psychiatrischen und psycho-sozialen Bereich unseres Landkreises wurde nicht verbessert, sondern verschärft.“ Zitiert wird auch eine vom Kreistag im Jahr 2019 beauftragte Studie. Seit damals, so heißt es weiter, seien keine konkreten Maßnahmen erfolgt. Im Gegenteil habe das Land Baden-Württemberg bereits zugesagte Mittel und freiwillige Leistungen für Hilfs- und Betreuungsdienste reduziert. Demgegenüber würden die Zahlen und der Hilfebedarf von Menschen mit psychischen Krisen und Krankheiten ständig steigen.

Wer steht dahinter?

Bernd Manz, Sprecher der Lotus-Selbsthilfe- und Übungsgruppe in seelischen Krisen, die den Aufruf initiiert hat, betont im Gespräch mit unserer Zeitung, dass man keineswegs „die Skandaltrommel rühren“ wolle. „Wir suchen keinen Streit, sondern wollen konstruktive Vorschläge machen“, sagt er und betont: „Lösungen erreicht man nur gemeinsam.“ Es sei wichtig, deutlich zu machen, dass die Betroffenen von seelischen Krisen unter der derzeitigen Situation leiden. Zugleich wolle Manz, der sich als „Selbsthilfe-Aktivist“ bezeichnet, keineswegs die Galionsfigur der Initiative sein. „Es gibt viele Menschen, die etwas zu dem Thema sagen können.“

Dem Aufruf von Lotus haben sich binnen kurzer Zeit sieben weitere Selbsthilfegruppen (SHG) im Kreis angeschlossen. Namentlich sind das die SHG Angehörige von Borderlinern Lörrach, die SHG „Seelische Gesundheit – Leben mit mir“ in Hausen, die SHG Depression Lörrach und Rheinfelden, die SHG „Angstphasen“ für Angst- und Panikstörungen Rheinfelden, die außerstationäre Krisenbegleitung Lörrach-Waldshut, die SHG für Angehörige psychisch Kranker Schopfheim sowie die Lörracher SHG Sucht für Angehörige & Betroffene des Blauen Kreuzes.

Was wird gefordert?

Konkret werden die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung und Verbänden auf Landes- und Kreisebene aufgefordert, zeitnah und nachhaltig wirksame Maßnahmen und ausreichende Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Notwendig seien neue ambulante Angebote wie StaeB (Stations-äquivalente Behandlung), Hometreatment (Behandlung zu Hause) sowie ein psycho-sozialer Krisen- und Notfalldienst. Ein solcher werde in Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald derzeit aufgebaut, sagt Manz. Im Kreis Lörrach gebe es das hingegen bisher nicht. „Wer nachts oder am Wochenende unter einer seelischen Krise leidet, für den gibt es im Kreis nur die Telefonseelsorge“, legt Manz dar.

Weiter wird ein Ausbau des Facharzt-, Tagesklinik- und Psychotherapie-Angebots mit kurzfristigen Akut-Kapazitäten und Wartezeiten von maximal zwei Wochen gefordert. Auch für Programme zur Entstigmatisierung und Beteiligung psychisch Kranker macht sich die Initiative stark. Gelder und kostenfreie Räume für Selbsthilfegruppen in kommunalen Einrichtungen, Kirchengemeinden und in den Kliniken, mehr Personal für die Sozial-psychiatrischen Dienste (SpDi), die psychosozialen Beratungsstellen und hilfeleistenden Träger sowie die Sofort-Rücknahme der Mittelkürzungen für die ambulante Betreuung hat sich der Zusammenschluss von acht Selbsthilfegruppen ebenfalls auf die Fahnen geschrieben. Beratung, Eingliederung und Teilhabe psychisch Belasteter sind ein weiteres Anliegen.

Wie geht es weiter?

Der Aufruf ist an das Landratsamt sowie an das Staatsministerium Stuttgart ergangen. Von beiden Seiten gab es bisher schriftlich lediglich eine Empfangsbestätigung. Am Montag aber hätten Vertreter des Fachbereichs Gesundheit des Landratsamts auf der Regio-Messe vorbeigeschaut, wo sich auch Selbsthilfegruppen präsentieren, freut sich Manz. „Sie haben zugesagt, sich des Themas anzunehmen.“ Auch seien auf der Messe bereits einige Unterschriften gesammelt worden.

Zugleich soll der Aufruf lediglich der Auftakt zu einer Vernetzung von Selbsthilfegruppen und Fachpersonal sein. „Wir bleiben an dem Thema dran, aber ohne Spektakel“, macht Manz deutlich.

Wo gibt es weitere Infos?

Auf der Regio-Messe, die bis zum Sonntag, 17. März, dauert, erläutern Vertreter von jeweils ein bis zwei Selbsthilfegruppen ihre Arbeit am Stand 218 in der Halle 2. Mit dabei sind Autismus- und Parkinson-Gruppen (Mittwoch, 13. März), der Spastikerverein und „Löwenstark“ – Eltern für ihre beeinträchtigten Kinder (Donnerstag, 14. März) sowie ILCO – Darmkrebs und Stoma (Freitag, 15. März). Am Abschlusswochenende informieren die SHG Lip- und Lymphödem (Samstag, 16. März) und die SHG Kopfschmerzen und Migräne (Sonntag, 17. März) über ihre Arbeit. Am Stand des Forums Selbsthilfe erfährt man, wann und wo sich die Selbsthilfegruppen treffen.

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