Kreis Lörrach Damit die Energiewende vorankommt

Rolf Rombach
Gaben in einer Podiumsdiskussion Einblick in ihre Erfahrungen mit der Energieagentur (von links): Jörg Reichert (Naturenergie), Landrat Martin Kistler (Waldshut), EA-Geschäftsführer Jan Münster, Landrätin Marion Dammann (Lörrach) und Heinz-Werner Hölscher (Badenova). Foto: Rolf Rombach/Rolf Rombach

Die Energieagentur Südwest feiert ihr zehnjähriges Bestehen.

Im Rahmen einer Feierstunde im Sparkassenforum hat am Mittwoch die Energieagentur (EA) Südwest mit ihren Gesellschaftern zu Rück- und Ausblicken eingeladen. Rathausvertreter der beteiligten Kreise Lörrach und Waldshut sowie deren Kreistagsfraktionen waren eingeladen, die Wandlung der einst eigenständigen Agenturen zu einer Institution mit öffentlichem Auftrag und zwölf Angestellten erfahren zu dürfen.

Schulterschluss mit den Kommunen

In seinem Grußwort ging Staatssekretär André Baumann vom Stuttgarter Umweltministerium darauf ein, dass die für das Jahr 2040 angestrebte Klimaneutralität im Land nur im Schulterschluss mit den Kommunen ginge. Die Hoffnung auf Umsetzung verbindet er mit den Energieagenturen als lokale Partner mit ihren passgenauen Angeboten.

Die kommunale Wärmeplanung, zu der der Landkreis Lörrach als Vorreiter in Baden-Württemberg die Blaupause für weitere Vorhaben in der Richtung darstelle, nannte er als jüngstes Beispiel in den Bemühungen, das vom Land ausgegebene Ziel einzuhalten.

Lörrachs Landrätin Marion Dammann blickte auf die Anfänge 2013 zurück. Mit dem Ziel, einen unabhängigen, neutralen Akteur mit öffentlichem Auftrag zu schaffen, startete Geschäftsführer Jan Münster als „Ein-Mann-Show“ (Dammann). Träger waren damals neben dem Landkreis die großen Kreisstädte Lörrach, Weil am Rhein und Rheinfelden sowie die beiden lokalen Hauptenergieunternehmen Badenova und Naturenergie (ehemals Energiedienst). Bald schon wuchsen die Personalstärke und das Aufgabenfeld, das inzwischen eine breite Palette an Themen bearbeitet.

Fusion der Kreisagenturen bündelt Stärken nachhaltig

Nach einer zweijährigen Probezeit fusionierte die Lörracher Energieagentur mit dem Waldshuter Pendant 2019 zur Energieagentur Südwest. Dadurch wurden Kompetenzen gebündelt und erweitert, die auch an der Kreisgrenze nicht haltmachen würden.

Dammann bezeichnete den Start als „Zweckehe“ und ergänzte: „Wir müssen bei Gelegenheit mal zusammensitzen, ob das inzwischen vielleicht doch eine Liebesbeziehung ist“, scherzte sie in Richtung ihres Amtskollegen Martin Kistler.

Podium vermittelt verschiedene Sichtweisen

Die stellvertretende EA-Leiterin Friederike van den Adel moderierte eine kurze Diskussionsrunde mit den Geschäftsführern Heinz-Werner Hölscher (Badenova), Jörg Reichert (Naturenergie) und Jan Münster (EA Südwest) sowie Marion Dammann und Martin Kistler.

Hölscher lobte den eingeschlagenen Weg, schon früh über die Energieagentur das Thema Wärmeplanung angestoßen zu haben. Reichert verwies darauf, dass Naturenergie bereits seit 20 Jahren an der Energiewende sei. Durch den Ukraine-Krieg habe sich die Lage sehr verschärft. Daher lobte Jan Münster die Einrichtung von Energieagenturen, die außerhalb Baden-Württembergs kaum bekannt seien. „Wir haben etwas aufgebaut und etabliert, das es bis dahin nicht gab“, merkte er an.

Die Moderatorin erkundigte sich, warum derzeit wenig Energiemanager in den Ämtern tätig seien. Für Dammann seien wenige Ressourcen ein Hauptproblem. Um die Ziele zu erreichen, sollten daher zunächst die leichteren Aufgaben umgesetzt werden. Kistler merkte an, dass das Ziel der Integration in das Alltagsgeschäft angestrebt werde. In Waldshut werde daher als nächstes eine Mobilitätsagentur angestrebt. Münster merkte diesbezüglich an, dass noch eine Diskrepanz im Zuständigkeitsgefühl für den Umweltschutz vorhanden sei. „Wir müssen noch eine Schippe drauflegen, um die Ziele umzusetzen.“ Hölscher merkte an, dass die ökologische Perspektive nicht von der ökonomischen und sozialen Sicht isoliert werden dürfte. Dem schloss sich Reichert an und verwies auf die aktuellen Planungen von Naturenergie, bis 2030 über eine Milliarde Euro zu investieren.

Auftrag für alle: Die Bürger mitnehmen

Beide Landräte waren sich einig, zunächst mit umsetzbaren Plänen erste Zwischenziele zu erreichen. „In dieser volatilen Welt müssen wir mutig, kreativ und agil sein“, betonte Dammann. „Wir müssen die Breite der Gesellschaft abholen und mitnehmen“, ergänzte Reichert. „Die Breite bietet Potenzial“, so Münster.

Um dies zu ermöglichen, sei die neutrale Beratung der Energieagentur ein wichtiger Beitrag, schloss Hölscher.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading