Kreis Lörrach Damit eine Integration gelingen kann

Die Oberbadische
Asylsuchende haben bisweilen traumatische Erfahrungen machen müssen. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Asyl: Traumanetzwerk hilft geflüchteten Menschen / Finanzierung nicht in trockenen Tüchern

Asylsuchende haben in ihren Heimatländern oder auf der Flucht bisweilen traumatische Erfahrungen machen müssen. Um diese Menschen kümmert sich das Traumanetzwerk für Geflüchtete im Landkreis Lörrach. Die Arbeit soll fortgesetzt werden, die Finanzierung ist indes nicht in trockenen Tüchern.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Das Traumanetzwerk wurde von ehrenamtlich Engagierten im Oktober 2016 gegründet und hat sich auf die Fahnen geschrieben, traumatisierte und psychisch kranke Migranten in eine adäquate psychologisch-psychotherapeutische und psychosoziale Behandlung beziehungsweise Beratung zu bringen. Wie Psychiatrieärztin Anke Reinbach berichtete, wurden dem Netzwerk seither 120 betroffene Menschen gemeldet, mit 68 wurden Erstgespräche im Sinne eines Clearings durchgeführt, unter anderem starteten 30 Migranten eine psychotherapeutische, drei eine klinische Behandlung.

Damit die Vermittlung in eine Therapie gelingt, ist ein hoher organisatorischer Aufwand nötig. Die Sprachbarriere, die Notwendigkeit, Übersetzer hinzuzuziehen und sich ändernde rechtlichen Rahmenbedingungen machen es den Betroffenen und Helfern nicht leicht. „Es ist ein unüberschaubares System“, verdeutlichte Reinbach. Hier konnte laut Reinhard Zahn, Projektverantwortlicher bei der Caritas, die das Netzwerk auch finanziell unterstützt, nachjustiert werden.

Weitere Fachkraft

So konnte eine weitere sozialpädagogische Fachkraft mit einem Stellenanteil von 50 Prozent gewonnen werden, sodass insgesamt eine ganze Koordinatorenstelle zur Verfügung steht.

Zusätzlich wurde eine psychologische Fachkraft auf Honorarbasis eingestellt, die zum einen die Gruppe der Psychotherapeuten unterstützt und pflegen wird, gleichzeitig aber auch eigene niederschwellige Clearingkontakte und Therapieangebote planen soll.

„Damit wird die Arbeit verstärkt von hauptamtlichen Fachkräften übernommen“, betonte Zahn. Das ermöglicht dem Netzwerk, mit Lörrach und Rheinfelden nun zwei Kontaktschwerpunkte im heimischen Kreis bereitzustellen. Die Stellenaufstockung hat zur Folge, dass unter anderem die Netzwerkarbeit intensiviert und auch die weitere Akquise von Fördermitteln erleichtert wird. Ziel ist die Verstetigung des Angebots. Und: den Betroffenen soll dadurch schneller geholfen werden, wie weiter zu erfahren war.

Förderung läuft 2019 aus

Kostenträger ist die Förderorganisation „Aktion Mensch“, allerdings läuft die Unterstützung Ende 2019 aus. „Wir wollen uns an die Öffentlichkeit wenden und staatliche Stellen in die Pflicht nehmen“, sagte Rolf Folk vom Team Finanzen des Lörracher Freundeskreises Asyl. „Ohne stärkere Unterstützung überleben wir keine fünf Jahre.“ Dass man bei öffentlichen Stellen zwar positive Rückmeldungen erfahre, finanzielle Hilfe indes nicht, monierte der neue Koordinator Paulo Silva. Dabei sei die Arbeit enorm wichtig, um eine Integration der psychisch kranken Menschen überhaupt erst zu ermöglichen. Und weiter: „Diese Botschaft ist bei den Behörden noch nicht angekommen.“ Indes: Die Zusammenarbeit mit AOK und Landratsamt laufe sehr gut.

Die Herausforderungen bei der Arbeit konkretisierte Reinbach. Eine ungünstige Bleibeperspektive erschwere die Behandlung, außerdem würde die Lebenssituation die Selbstheilungskräfte unterbinden.

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