^ Kreis Lörrach: Damit Frauen Schutz erhalten - Kreis Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Kreis Lörrach Damit Frauen Schutz erhalten

Die Oberbadische
Während der Corona-Pandemie hat häusliche Gewalt gegen Frauen zugenommen. Foto: Archiv

Fördermittel: Frauenhaus-Projekt erhält Finanzspritze / Immobilienkauf rückt in greifbare Nähe

Kreis Lörrach -  Während Ende Juni noch Enttäuschung über den vom Land abgelehnten Förderbescheid zum Erwerb einer Immobilie vorherrschte, sieht sich das Lörracher Frauenhaus seinem Ziel, die Plätze zu erweitern, ein Stück näher gekommen. Der Verein Frauen helfen Frauen kann mit Landes-Fördermitteln von rund 779 000 Euro rechnen.

Positiv überrascht zeigte sich Antje Lauber vom geschäftsführenden Team des Lörracher Frauenhauses im Gespräch mit unserer Zeitung. „Der Kauf der Immobilie rückt in greifbare Nähe“, beschreibt Lauber die Lage. Der Bescheid, dass das Land den Kauf zur Hälfte fördern wolle, sei eine gute Botschaft.

Zur Vorgeschichte: Angesichts des steigenden Bedarfs hatte der Trägerverein „Frauen helfen Frauen“ bereits im Jahr 2020 einen Anlauf unternommen, die Zahl der Plätze in der Einrichtung von zwölf auf 24 zu verdoppeln. Er blitzte damit aber bei Kreistag und Verwaltung ab. Diese verwies auf die angespannte Finanzlage des Landkreises. Grünes Licht gab es lediglich für zwei zusätzliche Plätze, die bei einem Umbau des Frauenhauses entstehen. Dementsprechend fehlte dem Verein die befürwortende Stellungnahme des Kreises, den der Antrag auf Fördermittel vorsah.

Verein lässt nicht locker

Der Verein ließ derweil nicht locker und überzeugte die Kreispolitik. So stimmte der vorberatende Sozialausschuss im April weiteren zehn Plätzen zu, die in einer zweiten Immobilie geschaffen werden sollen. Die Fördermittel hätten dann in den Immobilienkauf und den Ausbau der Plätze fließen sollen.

Als das 30 Millionen Euro starke Förderprogramm für die Jahre 2020 bis 2023 vorgestellt wurde, handelte der Verein so schnell wie möglich, wie beim Pressegespräch Ende Juni zu erfahren war, denn auf das Land entfielen lediglich 3,7 Millionen Euro, erklärten Annette Perschke und Carolin Throm vom geschäftsführenden Team.

Zunächst Rückschlag

Eine Eilentscheidung von Landrätin Marion Dammann sollte es ermöglichen, der Antrag für das Bundesinvestitionsprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ wurde aber abgelehnt. „Wir sind gescheitert, weil uns die Stellungnahme des Landkreises für die Folgekosten fehlte“, meinte Perschke. Zusätzlich erschwerten kurze Fristen das Vorgehen.

Wie das Landratsamt erklärte, treffe die Entscheidung über die Priorisierung der Förderanfragen ein Fachbeirat auf Landesebene. In der Förderrunde für 2022 konnte das Projekt des Frauenhauses Lörrach leider nicht berücksichtigt werden, da unter anderem sehr innovative Projekte in bisher komplett unversorgten „weißen Flecken“ eingereicht wurden, heißt es weiter.

Mit der nun angekündigten hälftigen Finanzierung scheint der Kauf der Immobilie zum Greifen nah. Es sei aber keineswegs einfach, den Restbetrag zu stemmen, betont Lauber. Man sei mit der Lörracher Bürgerstiftung im Gespräch über ein mögliches Darlehen mit Mitteln des Geschwister-Riehle-Fonds.

Das Erbe der Geschwister aus einer alteingesessenen Lörracher Familie besteht aus Kapital und Immobilien. Mangels Nachkommen entschieden die Geschwister, ihre Besitztümer als Zustiftung an die Bürgerstiftung Lörrach zu vergeben. Diese verwaltet das Erbe möglichst gewinnbringend und vergibt die Profite auf Wunsch der Riehles zweckgebunden an drei Institutionen in der Stadt. Darunter ist auch das Frauenhaus Lörrach.

Wie Lauber erklärte, will der Verein für den Kauf des rund 1,15 Millionen Euro teuren Hauses samt Umbau und Einrichtung auch auf Rücklagen zugreifen. Weiterhin sei der Verein auf Spenden angewiesen. „Wir werden auf die Menschen zugehen und um Mittel werben.“ Wie es beim Pressegespräch im Juni hieß, hoffe man auch auf Unterstützung durch das Deutsche Hilfswerk.

Auf Spenden angewiesen

Allerdings falle hier eine Entscheidung erst im November. Erschwerend komme hinzu, dass das Geld vom Land nur dann fließe, wenn der Kauf noch in diesem Jahr über die Bühne gehe, sprach Lauber von Stolpersteinen. Zwar habe man ein Vorkaufsrecht, der Handel sei aber noch nicht in trockenen Tüchern.

Die CDU-Kreistagsfraktion begrüßt den Zuschuss des Landes für das Lörracher Frauenhaus in einer Mitteilung. Diana Stöcker, Bundestagskandidatin und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, erklärte: „Die Unterstützung durch das Land ist ein richtiges Signal für Frauen zur richtigen Zeit. Denn räumliche Enge in vielen Familien in der Corona-Zeit hat häusliche Gewalt gegen Frauen leider noch verstärkt. Wir müssen uns für den Erhalt und zielgerichteten Ausbau eines möglichst flächendeckenden Netzes an Hilfsangeboten sowie für die Finanzierung der Infrastruktur zur Unterstützung gewaltbetroffener Frauen einsetzen.“

Und Grünen-Bundestagsabgeordneter Gerhard Zickenheiner betonte: „Dass Frauen in Abhängigkeit ihres Wohnortes mal gute und mal weniger gute Unterstützung erhalten, können wir nicht einfach hinnehmen.“ Mit seiner Fraktion im Bundestag setze er sich deshalb dafür ein, dass ausnahmslos jede von Gewalt betroffene Frau einen Rechtsanspruch auf Hilfe und Unterstützung für den Zweck des Aufenthalts in einer Schutzeinrichtung erhalte.

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