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Kreis Lörrach Damit mehr bezahlbarer Wohnraum entsteht

Die Oberbadische
Laut DGB führen halten die hohen Mieten dringend benötigte Fachkräfte davon ab, in der Region Fuß zu fassen. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Mieten: DGB startet Zukunftsdialog und will in der Kommunalpolitik Gehör finden

Kreis Lörrach (wer). Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper, insbesondere im Raum Lörrach, wie Klaus Keßner und Jan Wieczorek vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gestern im Rahmen eines Pressegesprächs unisono erklärten. Menschen hätten ein Recht auf bezahlbares Wohnen, auch in Lörrach.

„Das Thema fehlender bezahlbarer Wohnraum ist eines der sozialen Top-Themen der vergangenen Jahre geworden und ist durch alle gesellschaftliche Schichten und Parteien anerkannt“, sagte Wieczorek.

Mit der Kampagne „Zukunftsdialog“ wolle man in der Kommunalpolitik Gehör finden und sich für soziale Lösungen engagieren. Denn: „Immer mehr Menschen haben Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden oder bestehenden Wohnungen zu bezahlen. Vor allem die Menschen, die ihren Wohnraum im Raum Lörrach verändern wollen, aus privaten oder beruflichen Gründen. Die Mietpreissteigerungen waren in den vergangenen Jahren enorm. Das berichten uns zunehmend unsere Gewerkschaftsmitglieder aus den Betrieben“, sagte Wieczorek.

Laut DGB-Berechnungen sind die Mieten in der Region in den Jahren von 2014 bis 2018 um 24 Prozent gestiegen – weit mehr als die Lohnsteigerung. Damit sei der Mietspiegel in Lörrach inzwischen vergleichbar mit dem Raum Stuttgart, machte Keßner deutlich.

Die Mietpreise in der Region gehörten zu den höchsten in Baden-Württemberg. Mehrere Kommunen im Landkreis seien betroffen.

Versäumnisse der Politik

Die Politik in den Kommunen, im Land und im Bund sowie der freie Markt hätten jahrelang versäumt, die Situation am Wohnungsmarkt zu verbessern: Die Mietpreisentwicklung bekommt mit der Corona-Krise eine neue problematische Qualität, und der DGB fordert die Politik auf, zu handeln.

Für Wieczorek ist klar: Die Regierung muss sich von der Politik der schwarzen Null verabschieden und in den sozialen Wohnungsbau investieren. „Wir fordern eine Bauoffensive für preisgünstige Wohnungen. Und: Es muss Veränderungen in der Bodenpolitik geben“, sagte der Gewerkschafter. „Die unzureichende Regulierung des Bodens gefährdet den Zusammenhalt der Gesellschaft.“

Emotionale Debatte

Keßner erklärte, dass die Frage des bezahlbaren Wohnraums auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels gesehen werden müsse. „Die hohen Mieten schrecken Fachkräfte oder Azubis oft ab. Sie ziehen nicht in den Raum Lörrach, weil sich ein Standortwechsel oft finanziell nicht lohnt.“ Es habe eine Preisexplosion bei den Immobilien gegeben, verwies er auf Käufer aus der Schweiz. „Ein normaler Industriearbeiter kann sich ein Kauf jedenfalls nicht mehr leisten“, monierte er.

Laut Keßner müssten die Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden. Diese seien teilweise mit ihm Boot, verwies er auf den Bau von Werkswohnungen oder Mikro-Appartements für zugezogene Fachkräfte wie in der Rheinfelder Römerstraße. Dort entstehen bis Ende nächsten Jahres rund 90 Wohnungen.

Die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum werde emotional geführt, insbesondere dann, wenn es zum Bau von Hochhäusern komme. Indes müsse bald eine Lösung gefunden werden.