Kreis Lörrach Damit Weißtannen wachsen und gedeihen können

Die Oberbadische

Serie Teil V: Jäger verwenden viel Zeit darauf, Wildschäden zu vermeiden

Kreis Lörrach. Im steilen Gelände am Sattelwasen oberhalb von Fröhnd bahnen sich sechs Menschen ihren Weg durch den Wald. Hin und wieder bückt sich einer und versetzt eine orangefarbene Plastikklammer an einem Bäumchen zehn Zentimeter weiter nach oben. So ist das Ende des zentralen Triebes durch die Manschette geschützt. Was Reh- und Gamswild als Leckerbissen gilt, soll hier nach forstlichem Willen in Naturverjüngung zu einem hochwertigen Weißtannenbestand heranwachsen.

Claudia Senn, Jagdpächterin des Reviers Fröhnd links der Wiese, hat an diesem Samstag fünf Helfer mobilisiert, um auf rund zehn Hektar Waldfläche die kleinen Tannen gegen Verbiss durch Rehe zu schützen. „Alles in allem sind dies etwa 50 Arbeitsstunden, die wir hier leisten“, rechnet Senn, die auch Hegeringleiterin Oberes Wiesental ist, den Einsatz vor. Auf etwa 15 Prozent der Waldfläche sollen Weißtannen wachsen und gedeihen. Ein forstliches Gutachten hat die Areale in ihrem Revier identifiziert, auf denen die Naturverjüngung durch Verbiss potenziell gefährdet ist.

„Einerseits jagen wir hier verstärkt auf Rehwild, andererseits schützen wir viele Tännchen so lange, bis ihr Terminaltrieb aus dem Äser herausgewachsen ist, sprich: für Rehe nicht mehr erreichbar ist“, erklärt die Jägerin.

900 Douglasien werden mit Plastikhüllen ummantelt

Der Verbiss an sich ist noch kein Wildschaden, gehören Weißtannen doch zum normalen Nahrungsspektrum von Schalenwild. „Erst wenn durch die Höhe des Verbisses das waldbauliche Ziel nicht mehr erreicht wird, kann man von Wildschaden sprechen.“ Und dieser muss vom Jagdpächter reguliert werden. Ob und wie sich der Verpächter an den Schutzmaßnahmen und am Schaden beteiligt, ist individuell verschieden und hängt vom jeweiligen Pachtvertrag ab.

Auf der anderen Seite des Berges machen sich an diesem Tag die Jäger um die Pächter Andreas und Siegfried Bläsi im Revier Präg 1 in einer steilen Geröllhalde an den Schutzhüllen von Douglasien zu schaffen. Diese müssen nach oben versetzt werden, weil die Terminaltriebe der vom Forst gepflanzten Bäumchen oben rausgewachsen sind.

Etwa 900 Douglasien wurden in dem Revier mit Plastikhüllen ummantelt. Diese müssen mehrmals jährlich kontrolliert und bei Bedarf nachgezogen oder wieder aufgerichtet werden, falls der Schnee sie niedergedrückt hat. „Bei dem schwierigen Gelände ist das sehr mühsam und zeitaufwendig, aber wenigstens wird das Material für die Schutzhüllen vom Verpächter zur Verfügung gestellt. Wir bringen die Arbeitsleistung“, so die Jagdpächter.

Ganz andere Sorgen hat Jürgen Mahlbacher auf der anderen Talseite. Was ihm im wahrsten Sinne des Wortes schlaflose Nächte beschert, sind mehrere Rotten Wildschweine. „Heute war die erste Nacht in dieser Woche, die ich in meinem Bett verbracht habe“, sagt der Pächter des Reviers Schönau-Mitte, der sich die anderen Nächte auf einer seiner mobilen Jagdkanzeln um die Ohren geschlagen hatte. Leider erfolglos, wie er gesteht.

Seit Ende Juli beklagen Mahlbacher und die betroffenen Landwirte massive Wildschweinschäden im Grünland, denen er trotz intensiver Bejagung nicht mehr Herr wird. „Die Schwarzwildbejagung gestaltet sich in unserem Revier aufgrund der Geländeformation und häufig drehender Winde sehr schwierig“, beschreibt er die Lage. „Die Bauern hatten wegen der trockenen und heißen Witterung diesen Sommer ohnehin schon Ernteeinbußen. Den Rest erledigen jetzt die Wildschweine.“

Mahlbacher lässt kein Mittel unversucht, um die Schadenssituation in den Griff zu bekommen. Neben Bejagung und Wiederherstellen der Grasnarbe greift er inzwischen zu Vergrämungsmaßnahmen: Er bringt Mist oder Menschenhaare an den Randstreifen der Wiesen aus.

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