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Kreis Lörrach Das Ende der Fahnenstange erreicht

Alexandra Günzschel
Lange Zeit gingen die Preise für Immobilien im Landkreis Lörrach immer nur nach oben. Derzeit sieht die Situation etwas anders aus, wie einige Makler feststellen. Foto: pixabay

Immobilienmarkt: Unternehmer blicken auf bewegtes Jahr zurück / Finanzierung des Eigenheims schwierig

Lange Zeit kannte der Immobilienmarkt in der Region nur eine Richtung – aufwärts. Doch dieser Trend scheint seit einem halben Jahr gebrochen, wie Sachverständige und Makler aus dem Landkreis berichten. Gestiegene Preise aufgrund der Inflation und gleichzeitig sehr zurückhaltende Banken lassen die Nachfrage nach eigenem Wohnraum sinken. Das wirkt sich auch auf die Verkaufspreise aus.

Von Alexandra Günzschel

Kreis Lörrach. Oliver Lehmann ist Geschäftsführer der Firma Lehmann Immobilien in Lörrach. Seiner Einschätzung nach sind die Immobilienpreise dieses Jahr um zehn bis 15 Prozent gefallen. Aufgrund der gestiegenen Zinsen werde die Finanzierung des Eigenheims teurer. „In manchen Fällen funktioniert das nicht mehr“, erklärt Lehmann, weshalb die Nachfrage sinkt. Von vornherein setzen die Banken nun deutlich höhere Fallpauschalen bei den Lebenshaltungskosten an, was die Finanzierung über Kredite zusätzlich erschwert.

Josef Kölzer, geschäftsführender Gesellschafter der Lörracher Firma Grenzland-Immobilien, spricht von einem immerhin guten ersten Halbjahr, bevor die „Zeit der langsamen Zinserhöhungen begann“, durch welche die Nachfrage gebremst wurde. Ihm zufolge erhöhten sich die Zinsen für Kredite im auslaufenden Jahr von etwa 0,8 auf 3,5 Prozent.

Was die Preisentwicklung betrifft, spricht Kölzer von einem „Einpendeln auf Normalmaß“. Dies habe zur Folge, dass nicht mehr jeder Verkäufer seine Wunschvorstellungen realisieren kann. Man müsse jedoch dem Markt Rechnung tragen, „wenn man seine Immobilie loswerden will“, betont er.

Banken prüfen genauer

Die Käufer wiederum hätten mit restriktiven Banken zu kämpfen. Diese prüften die Immobilien nun genauer.

Für das Immobiliengeschäft spielt diese Entwicklung Kölzer zufolge nur eine untergeordnete Rolle. Bedarf sei immer da und Leerstand gebe es praktisch nicht. Jüngere Leute, die die Finanzierung nicht alleine gestemmt bekommen, lassen sich oft von ihren Eltern oder Großeltern unterstützen, sagt der Makler auch mit Blick auf die Generation der Erben. Doch für zwei Normalverdiener ohne familiäre Unterstützung sei es schwer, die Wunschimmobilie zu finden, weiß Kölzer aus Erfahrung.

Thomas Abele von Abele Immobilien in Weil am Rhein ist Makler und Sachverständiger. „Die ersten vier bis fünf Monate liefen hervorragend“, sagt auch er rückblickend auf das Jahr.

Neben der Zinsentwicklung, die die Finanzierung zunehmend schwierig macht, spricht er noch ein weiteres Problem an. Ihm zufolge sind die Käufer sensibler geworden, was die Energieproblematik betrifft.

Nicht oder nur unzureichend sanierte Gebäude, möglicherweise noch mit einer alten Heizungsanlage, seien deshalb schlecht beziehungsweise nur noch mit hohen Einbußen beim Preis zu verkaufen. Immer mehr werde auch eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr für Familien zum Kaufargument.

Oft Zugeständnisse nötig

Ansonsten spricht Abele von stabilen, aber keinen fallenden Preisen auf dem Immobilienmarkt. „Zuvor hatten wir permanent Preissteigerungen zwischen fünf und neun Prozent.“

Für manche Käufer bedeutet die aktuelle Situation, dass sie die Vorstellungen von ihrer Wunschimmobilie anpassen müssen. „Dann wird aus dem freistehenden Haus manchmal eben eine Doppelhaushälfte“, sagt Abele.

Die Verkäufer wiederum werden von dem Gutachter zu realistischen Preisvorstellungen angehalten. Denn letztlich verkaufe sich eine Immobilie schlechter, wenn man den Preis nachträglich mehrfach senken muss, spricht er aus Erfahrung.

Die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden spricht von einem angespannten Wohnungsmarkt mit Mieten auf Großstadtniveau. Allerdings sieht man auch bei dem Kreditinstitut „das Ende der Fahnenstange bei der Preisentwicklung langsam erreicht“, wie es in einem Bericht von Silke Günther im Stadtbuch Lörrach 2022 heißt.

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