Veränderungsprozesse lösen Ängste bei den betroffenen Arbeitnehmern aus. So war es wichtig, sich beim Umbau der Klinikstandorte in Rheinfelden, Schopfheim, Lörrach, aber auch in der Ortenau einzumischen, damit die Beschäftigteninteressen Gehör fanden.
Bei Firmenneugründungen braucht es einen Betriebsrat. Wir halfen gerne bei der Gründung des Betriebsrates bei Zalando. Die Erwerbsarbeit findet für uns grenzübergreifend statt, daher arbeiten wir mit den Schweizer Gewerkschaften eng zusammen.
Auf welche Arbeitnehmerthemen richtet ver.di bei der Bewältigung der Corona-Pandemie nun den Fokus?
Wir sind der Anwalt der Beschäftigten in der Coronakrise. Für uns muss Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz oberste Priorität haben. Regelmäßige, mehrfache und wöchentliche Tests, kostenlose Schutzausrüstung, individuelle Homeoffice-Angebote sowie die Beteiligung des Betriebsrates beim Planen für den Infektionsschutz sind notwendig.
Wie lässt sich dem Fachkräftemangel in unserer Region mit Sicht auf die Schweiz, die mit höheren Löhnen lockt, am besten entgegenwirken?
Die Attraktivität von Arbeit ist neben gerechter Bezahlung gekennzeichnet von einem hohen Maß an Selbstbestimmung der Beschäftigten. Angebote von flexiblen Arbeitszeitmodellen, kurze Wege zur Arbeit, ergänzende Homeoffice-Tage und Betriebskindergärten sind gefragt.
Attraktive Fortbildungsangebote, eine offene und demokratische Führungskultur wiegen oft den weiter entfernten Arbeitsplatz, der vermeintlich besser bezahlt ist, auf. Wichtig ist, frühzeitig an die Ausbildung des eigenen Nachwuchses zu denken. Das heißt, auch über den eigenen Bedarf auszubilden. Gewachsene berufliche Bindungen gilt es früh zu verankern.
Sehen Sie Schulen und Kitas in Südbaden organisatorisch, technisch und personell nach einem Jahr Corona gut gerüstet, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz für Mitarbeiter und Kinder im Präsenzunterricht ausreichend zu gewährleisten?
Die Vorbereitung der Schulen und Kitas sind unterschiedlich fortgeschritten. Viele Leitungen haben individuelle Schutzpläne für ihre Einrichtungen erstellt.
Dabei sind sie häufig an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Geteilte Gruppen und die Beachtung von Corona-Hygienemaßnahmen benötigen zusätzliches Personal. Dieses zusätzliche Personal wurde jedoch nicht eingestellt. Vielmehr fehlen in vielen Teams Kolleginnen und Kollegen, die zur Risikogruppe gehören.
Mit dieser ausgedünnten Mannschaft ist es unmöglich, Normalbetrieb in den Schulen und Kitas aufrechtzuerhalten. Bauliche Veränderungen, welche die neuen Anforderungen der Hygieneprävention erfüllen, stehen aus. Wir brauchen daher keine zentralen Öffnungsbeschlüsse, sondern ein ambitioniertes Bildungskonzept mit ausreichend finanziellen Mitteln.
Damit könnte es auch gelingen, die notwendige IT-Ausstattung in den Bildungseinrichtungen aufzubauen, die Unterricht in Pandemiezeiten besser möglich macht.