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Kreis Lörrach Den steigenden Bedarf decken

Denis Bozbag
Einige Kommunen im Landkreis Lörrach hatten im vergangenen Jahr nicht genügend freie Kita-Plätze. Foto: Die Oberbadische

Kinderbetreuung: Landkreis Lörrach unterstützt Kommunen beim Ausbau ihrer Kita-Plätze

Kreis Lörrach - Der bedarfsgerechte und qualitative Ausbau der Kindertagesbetreuung im Landkreis Lörrach ist laut Norbert Kreienkamp, Jugendhilfeplaner im Landratsamt, ein wichtiger Bestandteil der Sozialstrategie der Kreisverwaltung. Doch die Angebote bedienten vielerorts die Nachfrage nach freien Plätzen nicht im ausreichenden Maße, wie während der jüngsten Sitzung des Jugendausschusses zu vernehmen war.

Die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg haben die Aufgabe, ein bedarfsgerechtes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen in Kindertageseinrichtungen zu schaffen. Die Kreisverwaltung bezuschusste daher einen notwendigen Ausbau von kommunalen Ganztagesplätzen in den Jahren 2012 bis 2015 mit 360 000 Euro. Auch der Bund beteiligt sich aktuell noch an den Investitionen. Diese Unterstützung wird aber mit dem laufenden Jahr enden.

Aufgrund steigender Geburtenrate im Landkreis erhöhte man die Kindergruppen in den hiesigen Kitas von 2013 bis 2018 um 68 auf 474. Bei diesem „enormen Kraftakt“, wie Kreienkamp es nannte, waren vor allem die kommunalen Träger gefordert. „Die neugeschaffenen Kindergruppen reichen aber heute nicht aus, um die steigende Nachfrage an Plätzen aufgrund des Geburtenanstiegs und der Rückverlegung des Einschulungsstichtages auf den 30. Juni zu decken“, gab Jugendhilfeplaner zu bedenken. Hinzukomme die Weiterentwicklung der Kitas in Wohnortnähe im Sinne der Inklusion für Kinder mit erhöhtem Förderungs- und Betreuungsbedarf.

Der Fachkräftemangel erschwert die Situation

Doch der chronisch gewordene Fachkräftemangel stünde dieser Entwicklung entgegen. Im vergangenen Jahr meldeten gut die Hälfte der vom Landkreis angefragten Kommunen, dass freie Stellen von Erzieherinnen drei Monate oder länger unbesetzt blieben.

Mit Sorge betrachtet deshalb der Fachbereich Soziales & Jugend die Situation der Kinderbetreuung in der Zukunft: 2023 wird die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt um 500 zunehmen, prognostiziert der Landkreis. Beim Angebot für die Kleinkindbetreuung unter drei Jahren sieht es dagegen noch gut aus. Aber Themen wie Integration und Inklusion werden auch für den U3-Bereich zukünftig einen Ausbau der Plätze notwendig machen, war sich Kreienkamp sicher.

Im vergangenen Jahr meldeten neun Gemeinden, dass sie den Rechtsanspruch U3 nicht erfüllen konnten. Bei den Kinder über drei Jahren waren es acht Kommunen. Mögliche Klagen wegen fehlender Kinderbetreuungsplätze richten sich gegen den Landkreis und können erhebliche finanzielle Forderungen nach sich ziehen, darunter Kosten für die eigenen Anstrengungen, einen Platz zu beschaffen, sowie die Lohnersatzkosten der Eltern, die nicht arbeiten gehen können.

Das Ziel des Fachbereichs Jugend & Familie ist es, eine Lösung für die betroffenen Erziehungsberechtigten zu finden und Klagen abzuwenden. Die fehlenden Betreuungsplätze führten zudem nicht selten dazu, dass den Eltern eine berufliche Integration erschwert werde, meldete die Arbeitsagentur Lörrach.

Der Fachbereich hat im Jahr 2019 von den Kommunen und vom Jobcenter insgesamt 51 Bedarfsmeldungen, davon 20 im U3- und 31 im Ü3-Bereich, wegen fehlender Angebote erhalten. Im laufenden Jahr sind bis zum 8. Mai 14 neue Bedarfsfälle hinzugekommen. Durch den Einsatz der Mitarbeiter konnten glücklicherweise Lösungen erarbeitet und Klagen vermieden werden, wie Elke Zimmermann-Fiscella, Fachbereichsleiterin Jugend & Familie, berichtete.

Um einer Unterversorgung auch in Zukunft weiter entgegenzuwirken zu können, hat das Sozialdezernat am 2. März das Bürgermeisterforum über die Situation der Kinderbetreuung und über mögliche Handlungsmöglichkeiten informiert. Man wolle demnächst auf die Städte und Gemeinden im Landkreis zugehen, die aktuell den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht erfüllen können und mit ihnen die nächsten Schritte festlegen.

Margarete Kurfeß (Grüne) befürchtete, dass die aktuelle Corona-Pandemie die Lage nur noch verschlimmere, seien viele der Erzieherinnen Teil der Risikogruppe und fielen derzeit aus. Gabriele Weber (SPD) wünschte sich eine gemeinsame Kraftanstrengung vom Landkreis und den Kommunen, schnellstmöglich das Defizit an Kita-Plätzen zu beheben.

Landrätin Marion Dammann dämpfte allzu große Erwartungen auf eine baldige Besserung der Situation: „Die Gruppen zu vergrößern oder unqualifiziertes Personal einzustellen, hilft nicht weiter. Es müssen neue Wege beschritten werden. Eine einfache Lösung gibt es nicht.“

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