Suchthilfe Drehscheibe
Während die Fachstelle Menschen mit legaler Sucht berät, kommen zur Einrichtung „Suchthilfe Drehscheibe“ substanzunabhängig Menschen mit langjähriger schwerwiegender Suchterkrankung. Darunter sind Menschen im Alter von 25- bis 60, die zu 33 Prozent alkoholkrank und zu 35 Prozent abhängig von Opioiden sind. Allein 85 Prozent der Klientel kommen aus Lörrach. Der Frauenanteil ist mit sechs Prozent niedrig geblieben.
Seit Beginn der Pandemie musste auch der Teilbereich „Drehscheibe“ Abstriche machen: „Zu uns kommen konsumierende Personen, daher mussten wir vorsichtig sein und Einschränkungen vornehmen“, erklärt Steimle. Das Mittagessen zum Mitnehmen wurde über das Küchenfenster verteilt. Rund 15 Personen kommen täglich. „Es ist wichtig, dass wir sie sehen und mit ihnen sprechen können“, hob Steimle hervor.
Das Lebenshilfe-Angebot wie Duschen, Waschmaschine und Kleiderkammer war dennoch täglich geöffnet. Lediglich ein längerer Aufenthalt war nicht möglich. Die Folge war, dass sich die Zahl der einmaligen Beratungskontakte mit 44 Personen um die Hälfte zum Vorjahr verringerte. Dafür war die Zahl der langfristigen Betreuung mit 114 (111) gleich geblieben.
Auswirkungen der Krise
Ob mehr Menschen in der Corona-Krise süchtig geworden sind, wird sich laut Steimle erst in den nächsten Jahren zeigen. Deutlich sei, dass der Alkoholkonsum in der Pandemie gestiegen ist. „Die Menschen konsumieren anderes. Sie gehen nicht in die Bar, sondern kaufen den Alkohol im Einzelhandel und trinken ihn zuhause.“ Steimle vermutet, dass vor allem die Medienabhängigkeit zunehmen wird.
Positiv sei, dass die Akzeptanz, sich Hilfe zu holen, über die Jahre zugenommen hat. „Früher hat man sich geschämt, das ist zum Glück nicht mehr so.“ Allerdings bleibe die innere Hürde bestehen: Sich das Problem eingestehen und etwas dagegen zu unternehmen. Daher steht für Steimle fest: Solange das Leben kompliziert ist, wird es immer Bedarf an einer Suchthilfe geben.