Um was es bei der Arbeit in den Frauenhäusern konkret geht, erfuhren die Gäste in einem Interview, das im Vorfeld als Video aufgezeichnet wurde.
Eine betroffene Frau erzählt
Chefredakteur Guido Neidinger sprach darin mit Sandra (Name geändert), einer jungen Frau, die über das Frauenhaus mit ihrer kleinen Tochter den Weg aus einer von Gewalt und Bedrohungen durch den Ehemann überschatteten Situation in ein selbstbestimmtes Leben gefunden hat. Atemlos verfolgte das Publikum die Geschichte einer Liebe, die im Desaster endet. Dreimal sucht Sandra im Frauenhaus Zuflucht, zweimal kehrt sie in der Hoffnung, dass alles besser würde, wieder zurück, auch getäuscht durch die leeren Versprechungen und Beteuerungen ihres Mannes. Sandras Geschichte erzählte von Angst, Schmerz und enttäuschtem Vertrauen, von Einsamkeit und dem Bedürfnis nach Schutz. Umso gerührter waren die Menschen im Saal, als Sandra nach dem Video selbst auf die Bühne kam und im Dialog mit Guido Neidinger von ihrem jetzigen Leben und ihrer Erinnerung an die Aufnahme im Frauenhaus berichtete. „Das alles ist jetzt zwei Jahre her, aber der Schmerz geht niemals weg“, sagte sie. Neidinger zollte seiner Gesprächspartnerin großen Respekt dafür, dass sie so offen über ihre privatesten Erfahrungen sprechen konnte: „Eine mutige Frau“.
Das berichten die Expertinnen
Das Lörracher Frauenhaus besteht seit 33 Jahren und ist eines von 400 in Deutschland. Über die Arbeit berichteten Antje Lauber und Martina Kopf vom Leitungsteam in einer weiteren Fragerunde mit Guido Neidinger. Eine der erschütterndsten Erkenntnisse war, dass diese Zufluchtsstätten für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen viel zu wenige Kapazitäten haben. „Wir sind immer voll ausgelastet“, berichtete Antje Lauber. Allein im Jahr 2017 habe man für 100 Frauen keinen Platz gefunden. Viele bräuchten die Zuflucht nur für wenige Tage, andere für Monate. Und viele würden wieder in ihre alten, problematischen und teilweise lebensbedrohlichen Verhältnisse zurückgehen, weil sie keine geeignete Wohnung für sich und oft auch für ihre Kinder finden. „Wir sind keine Rundumbetreuung, sondern ein Kriseninterventionszentrum“, erklärte Kopf. Die Arbeit im Frauenhaus ziele darauf ab, die Situation der Frauen so zu stabilisieren, dass sie ihren Alltag selbst bewältigen können. Sie kritisierte, dass Gewalt gegen Frauen in der Gesellschaft als „Privatsache“ betrachtet würde, die Außenstehende nichts angehe. „Gewalt ist nie Privatsache“, sagte sie. Eine erschreckende Zahl nannte Neidinger: „Für 300 Frauen endet die häusliche Gewalt in Deutschland jedes Jahr mit ihrer Ermordung.“
Nachdenkliches und Unterhaltendes geglückt kombiniert
Dass die Informationen und Erkenntnisse über das schwierige Thema bei aller Nachdenklichkeit die Gäste nicht zu Boden drückten, dafür sorgte die gelungene Programmgestaltung, die sich entlang eines fürstlichen Vier-Gang-Menüs bewegte, das das Mühle-Team um Chefkoch Carsten Weltin gezaubert hatte. Das kompetente Service-Team stand unter der Leitung von Vincent Bühler. Dank und Beifall gingen auch an Patron Hansjörg Hechler und seine Frau Gil, die wieder einmal perfekte Gastgeber waren.
Frauen in Notsituationen helfen
Am Ende der Spendenaktion sollen weitere 20000 Euro an Institutionen fließen, die Frauen in Notsituationen häuslicher Gewalt helfen, sagte Neidinger. „Vorausgesetzt, unsere Spender spenden weiterhin so eifrig wie bisher und das Geld kommt zusammen.“ Weitere Einzelheiten gibt es in den jeweils aktuellen Ausgaben der drei Tageszeitungen Die Oberbadische, Weiler Zeitung und Markgräfler Tagblatt sowie im Internet unter www.leser-helfen.com sowie bei Facebook. Mehr Impressionen der Binzener Runde gibt es in unserer Fotogalerie.