Jahresbericht: Fachstelle Sucht und Suchthilfe Drehscheibe mit hohen Betreuungszahlen
Mit der Fachstelle Sucht und der Suchthilfe Drehscheibe besteht im Kreis Lörrach ein breit gefächertes Angebot für Betroffene und Angehörige. Wie gestern bei der Vorstellung des gemeinsamen Jahresberichts zu erfahren war, bewegen sich die Betreuungszahlen mit leichten Schwankungen auf einem gleichbleibend hohen Niveau.
Von Michael Werndorff
Kreis Lörrach. Ob Spiel-, Drogen- oder Alkoholsucht: In Sachen Beratungsangeboten ist der heimische Kreis gut aufgestellt – mit dem vorhandenen Personal könne man angesichts der hohen Nachfrage aber kaum mehr leisten, war im Rahmen der Vorstellung des Jahresberichts zu erfahren.
Die Fachstelle Sucht erreicht viele Betroffene zu einem frühen Zeitpunkt in ihrer Suchtkarriere, wie Gesamtleiterin Rebecca Steimle erklärte. Insgesamt stiegt die Zahl der Betreuungen von 735 auf 832 im vergangenen Jahr. „Bei 70 Prozent erzielten wir eine deutliche Verbesserung der Problemlage“, sagte Steimle. „Wir arbeiten daran, die vielen Anfragen mit unserem begrenzten Personal effektiv umzusetzen. Irgendwann ist die Zitrone aber ausgepresst“, verwies sie auf das seit fünf Jahren anhaltend hohe Niveau bei den Beratungen, Betreuungen und Vermittlungen von Menschen mit einer Suchtproblematik.
Weil Sucht kein isoliertes Problem ist, sondern sich auf viele Lebensbereiche wie Gesundheit, Familie, soziales Umfeld, Wohnen, Arbeit und Finanzen auswirkt, wurde im vergangenen Jahr unter dem Motto „Der Mensch im Mittelpunkt“ viel Zeit und Energie eingesetzt, um die Kooperation mit den sozialpsychiatrischen Diensten und mit dem Jobcenter aufzubauen, abzustimmen und zu koordinieren. „Damit können unter anderem Hemmschwellen abgebaut werden“, erklärte Dagmar Nicolai, stellvertretende Leiterin der Drehscheibe. Weiter war zu erfahren, dass die ambulante Unterstützung immer mehr an Bedeutung zunehme, insbesondere vor dem Hintergrund der durch die Leistungsträger verkürzten stationären Aufenthalte. Daher würden die Aufgaben bei der Bewältigung komplexer Problemlagen zunehmend anspruchsvoller und aufwendiger, wie Steimle sagte.
Teilhabe sichern
Bei der Hilfe steht auch die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt, wobei stationäre wie auch ambulante Suchtbehandlungen die effektivsten Maßnahmen sind, um die gesellschaftliche Teilhabe zu sichern.
Die Suchthilfe Drehscheibe erreicht Personen, die langjährig suchterkrankt sind. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Überlebenshilfe. „Unmittelbare und kurzfristige Hilfen sind das zentrale Angebot und werden unvermindert nachgefragt“, verwies Nicolai auch auf Hilfe beim Umgang mit Behörden. Die hohe Nutzung von Waschmaschine, Dusche und Kleiderkammer verdeutliche die Notwendigkeit einer lebenspraktischen Unterstützung. Durchschnittlich kommen täglich 24 Personen, die das Angebot nutzen. Zwar sei die Gesamtzahl leicht gesunken und erreicht jetzt wieder das Niveau von 2015, der Bedarf an intensiver Einzelberatung habe indes deutlich zugenommen. Auch hier sei die gute Vernetzung und Kooperation aufgrund der komplexen Problemlage der Menschen zwingend erforderlich. „Wir müssen aufpassen, dass die Betroffenen nicht durch alle Maschen fallen“, machte Steimle deutlich.
Weiter merkte Steimle an, dass die Glückspielsucht weiter auf dem Vormarsch sei. Und: Das Thema Mediensucht werde eine große Rolle spielen, andere Süchte aber nicht ablösen. „Wir müssen uns auf die Veränderungen einstellen“, so die Leiterin weiter. Wichtig sei, dass Menschen lernen, mit ihrem Medienkonsum verantwortungsvoll umzugehen. „Das wird eine breit gefächerte Aufgabe.“
Weitere Informationen: Fachstelle Sucht, Tumringer Straße 229, 79539 Lörrach, Kontakt unter Tel. 07621/16 23 490 Suchthilfe Drehscheibe, Spitalstraße 70a, 79539 Lörrach, Tel. 07621/95 67 890, im Internet unter www.bw-lv.de
