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Kreis Lörrach Der Weg führt über die Schweiz

Michael Werndorff
Die Bundespolizei greift viele Flüchtlinge auf, die aus dem Süden kommend Deutschland zum Ziel haben.Archivfoto: Michael Werndorff Quelle: Unbekannt

Migration: Zahl der Asysuchenden steigt stark an

In zwei Reihen parken insgesamt 16 Mannschaftswagen der Bundespolizei vor dem Hotel Stadt Lörrach, wo die Beamten vorübergehend einquartiert sind. Das Großaufgebot steht im Zusammenhang mit der anhaltenden Migrationsbewegung nach Europa. Informationen zufolge, die unsere Zeitung aus Bundespolizeikreisen erhielt, soll die Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein allein am vergangenen Wochenende 170 Asylsuchende aufgegriffen haben.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Hunderttausende Menschen sind in diesem Jahr schon aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa geflüchtet. Das macht sich auch an der deutsch-schweizerischen Grenze seit geraumer Zeit bemerkbar.

„Die Bundespolizei verzeichnet insbesondere seit Sommer eine hohe Anzahl unerlaubter Einreisen von visumpflichtigen Drittstaatsangehörigen, auch mit dem Verkehrsmittel Bahn“, erklärt Katharina Keßler, Sprecherin der Bundespolizei Weil am Rhein, auf Anfrage unserer Zeitung. Allein am vergangenen Wochenende soll die Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein mit seinen Revieren 170 Asylsuchende gezählt haben. So gehe es seit Wochen, geht aus den unserer Zeitung vorliegenden Informationen hervor.

„Bei den Maßnahmen der Bundespolizei im Grenzraum handelt es sich um Maßnahmen der verstärkten Binnengrenzfahndung, die abhängig von Lageerkenntnissen auf allen relevanten Verkehrswegen in unterschiedlicher Intensität seit Monaten und bis auf Weiteres durchgeführt werden“, kommentiert Keßler das Großaufgebot. Auch an der deutsch-schweizerischen Grenze sei eine insgesamt steigende Entwicklung der festgestellten unerlaubten Einreisen erkennbar.

Hoher Druck

Der Druck ist hoch: In Efringen-Kirchen soll deshalb die sogenannte Bearbeitungsstraße wieder eine Rolle spielen, wo die Registrierung der Flüchtlinge stattfindet. Diese werden dann mit einer Anlaufbescheinigung den Erstaufnahmestellen zugeführt.

Woher die Menschen konkret stammen und welche Route sie nehmen, wollten wir neben weiteren Fragen von der Pressestelle der Bundespolizeiinspektion erfahren. Diese zeigt sich indes zugeknöpft und schweigt zu den gestellten Fragen.

Parallelen zu 2015

Das Großaufgebot erinnert an den Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015, als beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 476 649 formelle Asylanträge gestellt worden waren.

Informationen aus Bundespolizeikreisen zufolge registriere die Behörde derzeit viele verschiedene Nationalitäten. Fest steht auch: Die Flüchtlinge erreichen unsere Region unkontrolliert von der Südgrenze unter anderem mit Flixbussen und im Nah- und Fernverkehr. Dabei passierten sie die Schweiz, wo die Beamten der Schweizer Grenzwacht bisweilen wegschauten – wohl wissend, dass für viele Flüchtlinge Deutschland das Endziel der Reise darstelle.

Syrien stark vertreten

Wie aus dem Bericht über Migration und Asyl der Europäischen Kommission hervorgeht, sind über die westliche Balkanroute bis September fast dreimal so viele Menschen in die Europäische Union gelangt als noch im Vorjahr. So wurden rund 86 000 „irreguläre Grenzübertritte“ gezählt. Die Statistik belegt zudem, dass die Zahl regulärer Asylanträge in Europa höher als vor der Pandemie sei, aber niedriger als im Jahr 2015.

Die Migranten, die in diesem Jahr nach Europa kamen, stammen laut EU-Bericht überwiegend aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Der Großteil flüchtetete demnach durch Serbien und Nord-Mazedonien – auf diesen Routen sehe man einen besonders deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen, heißt es weiter.

Mittelmeerroute

Derweil flüchten die meisten Menschen noch immer über die gefährlichen Mittelmeerrouten. Mit fast 117 000 sind es in diesem Jahr knapp 40 Prozent mehr als 2021. Laut Bericht ist die zentrale Mittelmeerroute mit rund 70 000 Grenzübertritten auch dieses Jahr die am häufigsten gewählte der drei. Diese werde vor allem von Menschen aus Ägypten, Tunesien und Bangladesh genutzt, wobei die meisten Asylsuchenden in Italien anlandeten, schreibt die EU. Auf allen Mittelmeerrouten wurden in diesem Jahr insgesamt 120 000 illegale Grenzübertritte registriert.

Vereinfachtes Verfahren

Ein Teil der Menschen reist weiter nach Deutschland. Im September ist die Zahl der Erstanträge noch einmal sprunghaft angestiegen. Mit 18 720 Anträgen liegt sie 16 Prozent höher als noch im August.

Das BAMF erklärte, die meisten Antragsteller stammten aus Syrien. Dabei ist zu beachten, dass die BAMF-Statistik keinen Aufschluss über Flüchtlingszahlen aus der Ukraine gibt. Denn: Flüchtlinge aus der Ukraine werden dort nicht erfasst, da für sie ein vereinfachtes Verfahren außerhalb des regulären Asylsystems vereinbart wurde. Zusammen mit den Kriegsflüchtlingen bringen die steigenden Zahlen die Kommunen an ihre Kapazitätsgrenzen. Neue Unterbringungsmöglichkeiten muss auch der Landkreis Lörrach schaffen.

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