Parallelen zu 2015
Das Großaufgebot erinnert an den Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015, als beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 476 649 formelle Asylanträge gestellt worden waren.
Informationen aus Bundespolizeikreisen zufolge registriere die Behörde derzeit viele verschiedene Nationalitäten. Fest steht auch: Die Flüchtlinge erreichen unsere Region unkontrolliert von der Südgrenze unter anderem mit Flixbussen und im Nah- und Fernverkehr. Dabei passierten sie die Schweiz, wo die Beamten der Schweizer Grenzwacht bisweilen wegschauten – wohl wissend, dass für viele Flüchtlinge Deutschland das Endziel der Reise darstelle.
Syrien stark vertreten
Wie aus dem Bericht über Migration und Asyl der Europäischen Kommission hervorgeht, sind über die westliche Balkanroute bis September fast dreimal so viele Menschen in die Europäische Union gelangt als noch im Vorjahr. So wurden rund 86 000 „irreguläre Grenzübertritte“ gezählt. Die Statistik belegt zudem, dass die Zahl regulärer Asylanträge in Europa höher als vor der Pandemie sei, aber niedriger als im Jahr 2015.
Die Migranten, die in diesem Jahr nach Europa kamen, stammen laut EU-Bericht überwiegend aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Der Großteil flüchtetete demnach durch Serbien und Nord-Mazedonien – auf diesen Routen sehe man einen besonders deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen, heißt es weiter.
Mittelmeerroute
Derweil flüchten die meisten Menschen noch immer über die gefährlichen Mittelmeerrouten. Mit fast 117 000 sind es in diesem Jahr knapp 40 Prozent mehr als 2021. Laut Bericht ist die zentrale Mittelmeerroute mit rund 70 000 Grenzübertritten auch dieses Jahr die am häufigsten gewählte der drei. Diese werde vor allem von Menschen aus Ägypten, Tunesien und Bangladesh genutzt, wobei die meisten Asylsuchenden in Italien anlandeten, schreibt die EU. Auf allen Mittelmeerrouten wurden in diesem Jahr insgesamt 120 000 illegale Grenzübertritte registriert.
Vereinfachtes Verfahren
Ein Teil der Menschen reist weiter nach Deutschland. Im September ist die Zahl der Erstanträge noch einmal sprunghaft angestiegen. Mit 18 720 Anträgen liegt sie 16 Prozent höher als noch im August.
Das BAMF erklärte, die meisten Antragsteller stammten aus Syrien. Dabei ist zu beachten, dass die BAMF-Statistik keinen Aufschluss über Flüchtlingszahlen aus der Ukraine gibt. Denn: Flüchtlinge aus der Ukraine werden dort nicht erfasst, da für sie ein vereinfachtes Verfahren außerhalb des regulären Asylsystems vereinbart wurde. Zusammen mit den Kriegsflüchtlingen bringen die steigenden Zahlen die Kommunen an ihre Kapazitätsgrenzen. Neue Unterbringungsmöglichkeiten muss auch der Landkreis Lörrach schaffen.