Studium Generale: Bernd Villhauer spricht über „Digitalisierung und Ethik“
Kreis Lörrach (sus). Anlässlich der Vortragsreihe des Studium Generale an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Lörrach kam am Mittwochabend Bernd Villhauer nach Lörrach. Villhauer ist Geschäftsführer des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen und sprach über die Themen Digitalisierung und Ethik.
Zunächst erzählte der Leiter des Weltethos-Instituts, wie die Arbeit dort aussieht und was alles angeboten wird. Der Grundsatz des Weltethos ist, dass sich alle Religionen auf dieselben Werte zurückführen lassen. Am Institut in Tübingen werden wirtschaftliche Fragestellungen mit ethischen verbunden. Das Institut bietet zudem Seminare an. „Dabei werden Themen aufgegriffen, die zum Beispiel im BWL-Studium zu kurz kommen“, meinte Villhauer. So geht es zum Beispiel darum, was es in Hinsicht auf die gesellschaftliche Verantwortung bedeutet, ein Unternehmen zu gründen.
In seinem Vortrag zu Digitalisierung und Ethik veranschaulichte Villhauer mithilfe einer Präsentation zunächst, was man unter diesen beiden Begriffen versteht. „Digitalisierung ist nicht nur technische Innovation, sondern auch emotionale, intellektuelle und kulturelle Transformation“, erklärte Villhauer. So bilden sich durch die Digitalisierung neue Zentren der Macht – wie zum Beispiel im kalifornischen Silicon Valley, wo unter anderem Google und Facebook zuhause sind.
„Wer online geht, begibt sich in eine unsichtbare Blase aus normierenden Protokollen, die unsere Weltinterpretation, soziale Interaktion und Selbstinszenierung vermitteln“, sagte Villhauer. Zudem werden diese Informationen im Internet ausgewertet und dokumentiert.
Nun kommt die Ethik – und somit viele offene Fragen – ins Spiel: Was ist mit der Würde des Menschen, wenn persönliche Informationen wie Adresse und Kontodaten ungefragt im Netz veröffentlicht werden? Indem Nutzer im Internet immer mehr Informationen zur Verfügung stellen, ist auch die Privatsphäre bedroht. Ein Paradox, wenn man bedenkt, wie bereitwillig Urlaubsfotos in den sozialen Netzwerken geteilt werden.
Außerdem fragte Villhauer, ob heutzutage ein technischer Standard verpflichtend ist. Die eigene technische Ausstattung entscheidet mehr und mehr über die Lebensqualität, beispielsweise wenn Zahlverfahren über das Smartphone abgewickelt werden sollen. „Kultur und Weltbild sind zwei Begriffe, die nicht zu trennen sind“, sagte der Referent. Ebenso stehen Religion und Wirtschaft in Verbindung miteinander. „Die Ethik ist ein Innovationstreiber“, zeigte sich Villhauer überzeugt.
Nach einer Lehre zum Industriekaufmann studierte der Leiter des Weltethos-Instituts Philosophie, Altertumswissenschaft und Kunstgeschichte und bezeichnet sich selbst augenzwinkernd als ein „Hybrid aus Ökonom und Philosoph“.
