Kreis Lörrach Die Gefahr ist noch nicht gebannt

Michael Werndorff
Land und RKI haben ihre Vorgaben geändert: Es sollen mehr Corona-Tests durchgeführt werden. Foto: Die Oberbadische

Coronavirus: Landrätin appelliert erneut an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger

Kreis Lörrach - Der Landkreis Lörrach zählt mittlerweile 42 Todesfälle und 630 Menschen, die sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert haben. „Die Zahlen steigen kontinuierlich, an eine Entwarnung ist nicht zu denken“, betonte Landrätin Marion Dammann heute im Rahmen einer Telefonkonferenz mit Blick auf die Zahlen im  Bereich Corona.

Angesichts der Lockerungsmaßnahmen müssten Hygieneregeln, Abstandsgebote, Maskenpflicht und Besuchsverbote unbedingt eingehalten werden, um das bisher Erreichte zu bewahren. Das gelte auch insbesondere für den 1. Mai. „Es ist zu befürchten, dass die Lockerungen dazu führen, dass die Bürger unbeschwerter mit dem Thema umgehen“, sagte Dammann.

Besonderes Augenmerk auf Gesundheitsaspekt

Die Verwaltung erreichten immer wieder Anfragen, ob Gesundheitsschutz über alles – auch existenzielle Nöte und Grundrechte – gestellt würden. Angesichts der Pandemie müsse auf den Gesundheitsaspekt ein besonderes Augenmerk gerichtet und genau abgewogen werden, unter welchen Bedingungen Lockerungen möglich seien, um die Ansteckungsrate in einem moderaten Rahmen zu halten.

Die Landrätin verwies auf verschiedene Maßnahmen von Bund und Land zur Linderung existenzieller Notlagen. Diese machten sich auch im Landkreis Lörrach bemerkbar.

Anstieg der Bedarfsgemeinschaften

So rechne die Verwaltung mit einem Anstieg der Bedarfsgemeinschaften. Im Monat April seien bereits dreimal so viele Anträge gestellt worden wie in normalen Zeiten. Unter den Antragstellern sind laut Dammann viele Selbstständige, Aufstocker und Menschen, die wegen Betriebsschließungen in eine Notlage geraten sind. „Wir sind froh, die Anträge zügig bearbeiten zu können, damit die Betroffenen Leistungen schnell erhalten.“

Im Landkreis Lörrach würde die Soforthilfe sehr gut angenommen. 35 Prozent der 2600 Betriebe im Kreis hätten bereits Anträge gestellt, wie die Handwerkskammer Freiburg mitteilte. „Das zeigt, dass die wirtschaftliche Situation vieler Menschen mittlerweile sehr schwierig ist.“

Testkapazitäten ausgebaut, Teststrategie geändert

Mit den Lockerungen hätten das Land Baden-Württemberg und das Robert-Koch-Institut (RKI) die Teststrategien geändert, wie Katharina von der Hardt, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit im Landratsamt, berichtete.

Laut RKI soll jeder Bürger mit akuten respiratorischen Symptomen unabhängig von Schwere und Laborkapazitäten auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet werden können. Bisher war die Testmöglichkeit für die Allgemeinheit eingeschränkt. Die Testkapazitäten seien aber mittlerweile bundesweit ausgebaut worden, sagte von der Hardt. Unabhängig davon hat das RKI auch Neuerungen für den Bereich des Gesundheitswesens eingeführt. „Insbesondere in einer Ausbruchssituation in Pflegeheimen ist es wichtig zu wissen, wer betroffen ist und wer nicht“, erläuterte von der Hardt die Testindikationen.

Das RKI habe sein Schema demnach auf Menschen ausgedehnt, die keine Symptome zeigten. Baden-Württemberg gehe darüber hinaus: So werde die Testung symptomfreier Menschen empfohlen, insbesondere für enge Kontaktpersonen bestätigter Fälle oder im Zusammenhang mit Erkrankungshäufungen nicht nur in medizinischen Einrichtungen sowie in Pflegeheimen, sondern auch in Gemeinschaftsunterkünften oder in Betrieben.

Solange die Kostenfrage für die Untersuchung symptomfreier Menschen noch nicht geklärt sei, würde das Land einspringen, sagte von der Hardt. Darüber hinaus gehe das Land von ausreichenden Laborkapazitäten aus, sodass mehr Testungen empfohlen werden könnten.

Nachschulungen für Pflegepersonal

Diese seien gerade in Pflegeheimen sehr wichtig, ergänzte Dammann. In diesen wurden seit Beginn der Epidemie 86 Menschen positiv getestet, darunter auch Pflegepersonal.

Für ältere Menschen stellt das Virus bekanntermaßen eine besondere Gefahr dar: Die Kreisverwaltung hat deshalb mit Blick auf die Umsetzung und Einhaltung der umfassenden Hygieneempfehlungen des RKI für jedes Pflegeheim Nachschulungen angeboten.

Leere Klinikbetten

Die rigiden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus haben das Wachstum verlangsamt. Das zeigt sich auch in den Kreiskliniken, wo laut medizinischem Geschäftsführer Bernhard Hoch weniger Patienten behandelt werden als vergangene Woche. Aktuell werden 22 COVID-19-Patienten im Krankenhaus behandelt, davon müssen fünf beatmet werden.  366 Personen mit bestätigter COVID-19-Infektion gelten als genesen. Zugleich wurden dem Gesundheitsamt mittlerweile 3639 negative Abstrichergebnisse gemeldet.

„Wir sehen eine gewisse Entspannung, und das freut uns.“  Gleichwohl teilte Hoch Dammanns Sorge vor steigenden Fallzahlen.

Bislang haben die Kreiskliniken neben Corona-Patienten auch Notfälle versorgt und dringende Operationen durchgeführt. Trotzdem habe man leer stehende Betten und den Wunsch, wieder mehr Patienten zu versorgen. Trotzdem müsse man mit Blick auf Personalressourcen im Bereich der Anästhesie zurückhaltend bei den sogenannten Terminpatienten und planbaren Operationen sein und mit Augenmaß nach vorne schauen, wie Hoch erklärte.

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