Kreis Lörrach Die nahe Schweiz lockt Fachkräfte

Die Oberbadische
Die Betreuung von Kindern in Kitas und Kindergärten leidet laut der Gewerkschaft Verdi am Fachkräftemangel. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Kinderbetreuung: Verdi sieht zunehmenden Personalmangel / Landkreis ist gut aufgestellt

Von Adrian Steineck

Verdi schlägt Alarm: Zunehmender Personalmangel würde die Qualität und die Öffnungszeiten in den Kindertagesstätten in der Region gefährden, teilte die Dienstleistungsgewerkschaft gestern mit. Grund genug, nachzufragen, wie sich die Situation im Landkreis darstellt.

Kreis Lörrach. Unlängst bescheinigte eine landesweite Studie der Bertelsmann-Stiftung dem Landkreis keine Bestnoten bei der Kinderbetreuung. Laut Studie habe eine Fachkraft im Kindergarten in den Landkreisen Lörrach und Waldshut bis zu 8,3 Kinder über drei Jahren zu betreuen. Bei den Kindern unter drei Jahren, die in einer Kinderkrippe betreut werden, liegt der Personalschlüssel laut Studie im Landkreis Lörrach bei 3,4 Kindern. Empfohlen wird ein Personalschlüssen von eins zu drei bei Krippen – sprich: auf drei Kinder kommt ein Erzieher – und von eins zu 7,5 für Kindergärten.

Torben Pahl, Sprecher des Landratsamts, sieht den Kreis bei der Betreuung gut aufgestellt. „Im Bereich der Betreuung der Kinder unter drei Jahren haben wir im Landkreis Lörrach nicht nur Kindertageseinrichtungen, sondern auch die Möglichkeit der sehr flexiblen und familiennahen Betreuung in der Kindertagespflege, die vom Landkreis finanziell und personell unterstützt wird“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Aufgrund der sehr guten Arbeit der vier Fachdienste für Kindertagespflege sei der Kreis mit der Betreuungsquote an siebter Stelle der Städte und Landkreise in Baden-Württemberg.

Dass es aber noch Verbesserungspotenzial gibt, verschweigt Pahl nicht. „Im Bereich der Kinder über drei Jahre kommt es landkreisweit immer wieder zu Engpässen bei der Versorgung mit Plätzen.“

Hier seien die Kommunen gefragt, ihre Angebote weiterhin auszubauen. Anstehenden Aufgaben im Bereich der Kinderbetreuung, denen sich die Kommunen stellen müssen, seien die Umsetzung des Inklusionsgedankens, der Ausbau der Ganztagesbetreuung oder das Angebot von Mittagessen.

Grundsätzlich benötigen die Träger der Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg für den Betrieb einer Einrichtung eine Betriebserlaubnis des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS).

In dieser ist der Mindestpersonalschlüssel festgeschrieben. Dieser darf nicht unterschritten werden, da ansonsten die Betriebserlaubnis erlischt. „Natürlich ist es jedem Träger einer Einrichtung überlassen, seine Einrichtung personell besser auszustatten“, erklärt Pahl. Die Bertelsmann-Studie habe bei der Berechnung des Personalschlüssels die Leitungen der Einrichtung nicht angerechnet, sondern als von der Arbeit am Kind freigestellt betrachtet. Dies treffe jedoch auf eine Vielzahl von Einrichtungen im Landkreis nicht zu. Die meisten Einrichtungsleitungen sind nur teilweise und mit einem geringen Stundenanteil freigestellt. Daher sei der tatsächliche Betreuungsschlüssel im Landkreis höher als von der Bertelsmann-Stiftung ermittelt.

Eine Besonderheit sei die Lage des Landkreises. „Durch die Nähe zur Schweiz und Frankreich findet hier kein Austausch bei der Personalgewinnung wie bei den angrenzenden Landkreisen statt“, sagt Pahl. Fachkräfte wanderten nicht selten wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten in die nahegelegene Schweiz ab. Hier gelte es für alle Einrichtungen im Landkreis gegenzusteuern und Fachkräfte anzulocken und auch zu halten.

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