Kreis Lörrach Die Obdachlosigkeit überwinden

Alexandra Günzschel
Mitarbeiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe präsentieren im Erich-Reisch-Haus die Jahresbilanz 2022. Foto: Alexandra Günzschel

Die SGJ-Wohnungslosenhilfe hat ihre Jahresbilanz für 2022 vorgelegt

Es sind keinesfalls nur Obdachlose, die der Fachverband betreut. Vielmehr geht es den Mitarbeitern darum, Obdachlosigkeit zu verhindern oder sogar zu überwinden. Sie arbeiten im Auftrag der Städte Lörrach, Weil am Rhein, Rheinfelden und Schopfheim sowie des Landkreises.

„Es kann jeden treffen“, betonen die Fachleute. Manchmal ist es eine Trennung, manchmal eine Erkrankung, durch die Menschen in finanzielle Notlagen geraten, aus denen sie ohne Hilfe nicht mehr hinausfinden.

In solchen Fällen greifen die präventiven Beratungsangebote der AGJ-Wohnungslosenhilfe. Kreisweit hat die Fachstelle im vergangenen Jahr 292 gefährdete Haushalte erreichen können – acht mehr als im Vorjahr. In immerhin 105 Fällen konnte noch im selben Jahr die Wohnung gesichert oder eine Alternative gefunden werden.

Aktive Ansprachen

Dabei warten die Mitarbeiter nicht immer, bis sie zurate gezogen werden. Sie gehen initiativ vor, klopfen auch schon mal ans Fenster, wenn sie anders niemanden erreichen. „Vielleicht lässt sich ja noch was machen“, sprechen sie den Menschen dann Mut zu, die oftmals nicht mehr die Kraft haben, sich aus ihrer Notlage selbst zu befreien.

Ist jemand schon als „obdachlos“ untergebracht, greift der „Fachdienst Mobile Obdachlosenbetreuung“. 118 dieser Haushalte wurden im Jahr 2022 betreut. In immerhin 15 Fällen gelang die Überführung in einen regulären Mietvertrag.

Dafür sind die Bedingungen in Lörrach besonders günstig, wie zu erfahren war. Denn hier werden die Obdachlosen dezentral in Wohnungen der Wohnbau untergebracht, die dieses Anliegen unterstützt.

612 Personen suchten den Beratungsdienst auf – oftmals in größter Not. Seit der Pandemie setzt die Fachstelle aber auch verstärkt auf Streetwork. Marc Horn von der Ambulanten Fachberatung Lörrach behält so auch jene Menschen im Blick, die auf der Straße leben und oftmals durch jedes Raster fallen.

Mit insgesamt 231 Personen gut besucht waren auch die Tagesstätten in Lörrach (139) und Weil am Rhein (92). Insgesamt ergaben sich daraus deutlich mehr als 10 000 Kontakte.

In der Notschlafstelle haben 84 Männer und Frauen 814 Mal übernachtet. Die längerfristigen Wohn- und Betreuungsangebote nutzten 53 Personen. Weil pandemiebedingt Doppel- in Einzelzimmer umgewandelt wurden, ging ihre Zahl zurück.

Medizinische Ambulanz

Hervorgehoben wurde bei dem Pressetermin auch das ambulante medizinische Angebot und der Umstand, dass kein Wohnungsloser schwer an Corona erkrankte. Möglicherweise lag das auch daran, dass die Impfungen schon zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt stattfinden konnten.

Obdachlosigkeit sei eine absolute Sackgasse, die es nach Möglichkeit zu verhindern gilt, betont Fachstellenleiter Stefan Heinz. Doch wenn gar nichts mehr hilft, werden eben auch Schlafsäcke, Isomatten und Zelte verteilt. Gerade in der Grenzregion des Dreiländerecks gibt es eine gewisse Dynamik von Gestrandeten, die irgendwann weiterziehen.

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