Kreis Lörrach Ein ständiges Kommen und Gehen

Alexandra Günzschel
  Foto: pixabay

Der Landkreis ist durch seine Grenzlage zur Anlaufstelle junger Flüchtlinge geworden.

Der Landkreis Lörrach ist durch seine Grenzlage zu einer Anlaufstelle für unbegleitete minderjährige Ausländer (UmA) geworden. Diese herausfordernde Situation soll nun verbessert werden.

„Von einer sehr angespannten Arbeitssituation“, sprach Gerhard Rasch, Leiter des Fachbereichs Jugend & Familie beim Landratsamt Lörrach, in seinem Bericht vor dem Kreisjugendausschuss. Fast 580 unbegleitete minderjährige Ausländer (UmA) wurden seit November im Landkreis aufgenommen – wobei die Zahlen stark rückläufig sind. Allein im November kamen 277 UmA an – zumeist sind es junge männliche Flüchtlinge aus Afghanistan.

Nicht alle seien tatsächlich minderjährig, wie Rasch weiter ausführte. Es gebe einen nicht unerheblichen Anteil an Ankommenden, die sich als minderjährig ausgeben, um in den Genuss einer besseren Betreuung zu kommen.

Bernhard Escher plädierte deshalb dafür, dass die Untersuchungen zur gerichtssicheren Abklärung des tatsächlichen Alters gleich vor Ort gemacht werden können und nicht nur zentral in Heidelberg. Die wirklich Minderjährigen müssten begleitet und unterstützt werden, betonte er.

145 Plätze stehen bereit

Dass die 145 Plätze im Landkreis bisher ausreichten, liegt an der hohen Fluktuation der Ankommenden. Manche seien nur ein paar Tage da. Es sei ein ständiges Kommen und Gehen, führte Rasch weiter aus.

In den vergangenen Wochen hat er sich in Gesprächen mit der Bundespolizei dafür eingesetzt, dass einige der Ankommenden in Freiburg erkennungsdienstlich behandelt werden. Bisher fand dieser Vorgang unabhängig vom Aufgriffsort zentral in Efringen-Kirchen statt, womit allein der Landkreis Lörrach für die Aufnahme zuständig war.

Die Bundespolizei habe eine bessere Verteilung zugesagt, erklärte Rasch, sofern nicht Wellen von Ankommenden eine schnelle Bearbeitung erforderten. Er und Landrätin Marion Dammann wünschen sich eine baldige Entlastung.

Das Gesundheitszentrum Todtnau ist dieser Tage aus der Erstuntersuchung ausgestiegen, da es diese nicht mehr leisten konnte. Eine medizinische Grundversorgung wird es dort wie in anderen Praxen aber weiterhin geben.

Die Kinderklinik Lörrach bietet nun zweimal pro Woche Termine für eine Erstuntersuchung an, was für die vielen UmA, die im oberen Wiesental untergekommen sind, weitere Fahrtstrecken bedeutet. Die vorhandenen Ressourcen im Medizinsystem würden knapp, erklärte Rasch. Einige UmA jedoch hätten schwerwiegende Erkrankungen, die einer Behandlung bedürften.

Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus notwendigen bürokratischen Vorgängen, um entstandene Kosten abrechnen zu können; auch für jene, die nur wenige Tage bleiben. Das UmA-Team wünscht sich eine Personalaufstockung.

Hohe Einsatzbereitschaft

Rasch lobte die hohe Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter der Sozialpädagogischen Familienhilfe sowie des Fachbereichs Jugend & Familie des Landratsamts, über die ein Großteil der Betreuung erfolgt. Einige UmA versorgen sich aber auch selbstständig.

Gabriele Weber (SPD) und Margarete Kurfeß (Grüne) zollten den Verantwortlichen ihre Anerkennung für das Geleistete. Die Landrätin wies abschließend auf gute Erfahrung mit den UmA hin. Schon einige hätten in eine Ausbildung vermittelt werden können.

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