Kreis Lörrach Eine bessere Teilhabe ermöglichen

Die Oberbadische
Menschen mit Behinderung sollen passgenaue Angebote gemacht werden. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Sozialausschuss: Behindertenhilfe im Kreis Lörrach benötigt personelle Verstärkung

Ohne zusätzliches Personal im Sachgebiet Behindertenhilfe des Kreises Lörrach wird die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) nicht möglich, wie es jüngst im Sozialausschuss hieß. Die Fraktionen im Kreistag sahen allerdings noch Beratungsbedarf, weshalb eine Beschlussempfehlung für eine Stellenaufstockung nicht gefasst werden konnte.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Auf Basis einer Organisationsuntersuchung durch das Hamburger Beratungsunternehmen Consens wurde deutlich, dass das Personal um 40 Prozent aufgestockt werden muss. Und das aus gutem Grund, wie den Äußerungen von Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella zu entnehmen war. Das Sachgebiet sei mit seinen 21 Mitarbeitern und 14,33 Vollzeitstellen an der Grenze der Belastbarkeit angelangt. „Die Aufstockung auf insgesamt 18,27 Vollzeitäquivalente (VzÄ) ist eine unbedingte Voraussetzung zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes“, erklärte Brigitte Baumgartner, Sachgebietsleiterin Behindertenhilfe.

In der Vergangenheit habe man bereits weiteres Personal eingestellt, verwies sie bei der Vorstellung der Ergebnisse der Organisationsuntersuchung, die neben einer Stellenaufstockung auch 25 Handlungsempfehlungen formuliert, auf den Stellenplan, der indes nur 12,57 VzÄ aufweise.

Zudem sei die Fluktuation im Sachgebiet recht hoch gewesen, was man mittlerweile stoppen konnte, erklärte die Sozialdezernentin auf Nachfrage von SPD-Kreisrat Jörg Lutz. Mit ein Grund war die ungleiche Arbeitsbelastung, weil die Fälle der Behindertenhilfe nach Einrichtungen auf die Mitarbeiter verteilt waren. Angesichts von mehr als 2000 Fällen, was 460 Köpfe pro Fallsteuerung seien, würden bisweilen nach Aktenlage Bewilligungen erteilt, die laut Baumgartner bei genauer Prüfung nicht positiv für die Betroffenen entschieden würden. Grundsätzlich beobachtet Baumgärtner eine hohe Anspruchshaltung bei den Antragstellern.

Strategie kann umgesetzt werden

Mit der Umsetzung der Vorgaben der Organisationsuntersuchung kann die Strategie des Landkreises und die Belange der Anspruchsberechtigten effektiv und effizient umgesetzt werden. Die benötigten finanziellen Mittel sollen dabei möglichst zielgerichtet und passgenau eingesetzt werden. Die Handlungsempfehlungen umfassen den Aufbau eines funktionierenden Controllings, die Einführung von Teamleitungen, die Etablierung einer ganzheitlichen Sachbearbeitung und die Fallaufteilung nach Buchstaben. Die empfohlenen Stellenanteile können zum nächstmöglichen Zeitpunkt unter anderem durch Nutzung freier Stellen im Bereich Aufnahme & Integration geschaffen werden.

Einen Mehrwert erwarten die Verantwortlichen dadurch, dass die Bedarfsermittlung aufsuchend durchgeführt und die Sachbearbeitung involviert werden kann. „Wir wollen eine Quote von 80 Prozent bei der aufsuchenden Hilfeplanung erreichen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen“, hofft Baumgartner auf massive Verbesserungen in der Bedarfsermittlung. Und: Die steigenden Anforderungen durch Inkrafttreten des BTHG können erfüllt werden. In diesem Zusammenhang verwies Landrätin Marion Dammann auf die Zahlungspflicht des Landes. „Mehrkosten, die durch Gesetze entstehen, muss das Land tragen.“

Jörg Lutz (SPD) betrachtete das Stellenplus „als einen großen Schluck aus der Pulle“ und fragte zudem, ob sich Bürgerorientierung und Wirtschaftlichkeit nicht widersprechen würden: „Erhöhen wir die Zufriedenheit der Betroffenen oder optimieren wir den Kreishaushalt?“ Statt einer Entscheidung nach Aktenlage sollen die verfügbaren Mittel besser eingesetzt werden, erklärte die Sozialdezernentin: „Wir wollen genau hinschauen, was der Betroffene jeweils benötigt, und das kostet personelle Ressourcen.“

Kreisrätin Diana Stöcker (CDU) begrüßte die konzeptionelle Änderung, machte aber auch darauf aufmerksam, dass in der Vergangenheit keineswegs alles schlecht gelaufen sei. Dass die Mitarbeiter eine hohe Fachlichkeit mitbringen müssten, ergänzte Gabriele Weber (SPD).

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