Kreis Lörrach Eltern und Kinderärzte schlagen Alarm

Michael Werndorff
Zehn Maßnahmen sollen die Lage in der medizinischen Versorgung verbessern. Foto:  

Im Kreis Lörrach ist die Lage der medizinischen Versorgung von Kindern äußerst angespannt. Mit der Kommunalen Gesundheitskonferenz will der Landkreis gegensteuern. Zudem wurde eine Resolution an verschiedene Akteure geschickt.

Während laut Kassenärztlicher Vereinigung in Baden-Württemberg rein rechnerisch eine Überversorgung besteht, berichten Kinderärzte und Eltern von einer kritischen Lage. Um dem entgegenzuwirken, setzte sich die Arbeitsgruppe der Medizinischen Versorgung der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) mit der Problematik auseinander. Auf den Ergebnissen basierend wurde eine Resolution mit zehn Handlungsempfehlungen erarbeitet, welche im Oktober 2023 im Namen von Landrätin Marion Dammann an neun verschiedene Institutionen sowohl auf Landesebene als auch auf Bundesebene versandt wurde.

Rückmeldungen erfolgten unter anderem vom Bundesministerium für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sowie dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration. In der jüngsten Kreistagssitzung legten die Kreisräte den Finger in die Wunde. Marion Caspers-Merk (SPD) sprach von einer gut durchdachten Resolution.

Das Ergebnis sei aber nicht zufriedenstellend. Ein großes Problem ihr zufolge: die Überalterung der Ärzteschaft im Landkreis Lörrach. Und: Immer weniger Ärzte wollen in die Niederlassung. Insgesamt gehe der Kreis aber einen guten Weg, kommentierte sie die Ergebnisse der Gesundheitskonferenz. Wo bei der ärztlichen Versorgung Luft nach oben sei, müsse der Kreis in Medizinische Versorgungszentren (MVZ) einsteigen, wo Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiteten. Zudem müsse versucht werden, Pflegepersonal anzuwerben. Zudem sollten nach Möglichkeit ärztliche Leistungen auch delegiert werden können. Einen weiteren Baustein verortete Caspers-Merk in der Gesundheitskompetenz der Bürger. Sie riet zu Vorträgen zu medizinischen Themen und neuen Bildungsangeboten in der Schule. Nicht zuletzt sollten freiwerdende Kassensitze schnellstmöglich wieder besetzt werden. „Und wo sollen die Ärzte herkommen? Auf die Schnelle wird sich das Problem nicht lösen lassen“, erklärte Willibald Kerscher (FW), der einen Ansatz bei der schnelleren Anerkennung ausländischer Abschlüsse sah.

Derweil übte Hans-Peter Volkmer (CDU) Kritik an der Organisation der bundeseinheitlichen Nummer 116117, unter der Hilfesuchende den ärztlichen Bereitschaftsdienst erreichen. „Gut gedacht, schlecht gemacht“, berichtete er von einem Negativbeispiel aus seinem beruflichen Alltag als Mediziner. Das Angebot eigne sich nicht, die Notaufnahme zu entlasten. Er monierte, dass die Politik die Probleme im stationären und ambulanten Bereich nicht löse. „Erschöpfen wir uns in Klimakonzepten, oder schaffen wir es noch, die Bürger adäquat zu versorgen?“ Das wiederum ließ Bernd Martin (Grüne) nicht unkommentiert: „Es ist unter der Gürtellinie, den Klimaschutz gegen die Gesundheitsversorgung auszuspielen.“ Ihm zufolge liege das Problem unter anderem in der Mittelverteilung im Gesundheitssystem.

Die erarbeiteten Maßnahmen setzen unter anderem am Medizinstudium, der Bedarfsplanung, an der Weiterbildungsförderung, am Patientenservice 116117, am Bereitschaftsdienst und an der elterlichen Gesundheitskompetenz an, wie aus der Vorlage hervorgeht. Was die Servicenummer angeht, erkennen auch die Kassenärztliche Vereinigung und das Sozialministerium Optimierungsbedarf, denn die Erreichbarkeit sei derzeit nicht zufriedenstellend. Und mit Blick auf die Bedarfsplanung ist ebenfalls Handlungsbedarf gegeben: Die Landesregierung setze sich auf Bundesebene für eine Überarbeitung der Richtlinien zur Bedarfsplanung ein, wie aus einem Antwortschreiben auf die Resolution hervorgeht.

  • Bewertung
    1

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading