Kreis Lörrach Erst eine Ausbildung oder das schnelle Geld?

Alexandra Günzschel
Star Ahmed hat in Weil am Rhein ein neues Zuhause gefunden. Foto: Günzschel/Günzschel

Serie Handwerk und Migration, Teil 2: Vom Nordirak in eine Weiler Bäckerei

Seit etwa zwei Jahren arbeitet Star Ahmed als ausgebildeter Angestellter in der Bäckerei Konditorei Café Fritz in Weil am Rhein. In der Grenzstadt hat er mit seiner vierköpfigen Familie ein Zuhause gefunden. Der Kurde aus dem Nordirak ist zufrieden, wie er sagt – immerhin hat er einen langen Weg hinter sich.

Mit seiner Frau und einem kleinen Kind führte sein Fluchtweg über das Mittelmeer, Griechenland, den Balkan und Österreich. Mal waren sie zu Fuß unterwegs, mal mit dem Zug. Drei Monate dauerte allein die anstrengende Reise nach Deutschland. Dort folgten weitere Stationen in München, Köln, Karlsruhe und Düsseldorf, bevor Ahmed im Jahr 2018 in Weil am Rhein seine Ausbildung beginnen und nach drei Jahren abschließen konnte.

Verschiedene Berufe

Im Irak hat Ahmed in verschiedenen Berufen gearbeitet, unter anderem als Kellner. „Es gibt bei uns keine Berufsschule“, erklärt er. Wer im Irak Arbeit sucht, fängt als Aushilfe an und lernt dann im Berufsalltag dazu, erklärt der Kurde, der vor allem seine Familie vermisst. Auf die Stromausfälle, täglich waren es acht bis neun Stunden, kann er dagegen verzichten. Letztlich waren es private Konflikte, aber auch der Krieg, die die Familie dazu veranlasste, ihr Land zu verlassen.

Vergangenes Jahr bekam Ahmed einen Aufenthaltstitel für zwei Jahre. Zuvor war die Familie nur geduldet. „Sechs Jahre haben wir darum gekämpft, hier bleiben zu dürfen“, blickt Ahmed auf eine anstrengende Zeit zurück. „Dabei haben wir alles richtig gemacht, Deutsch gelernt und gearbeitet.“ Bereitwillig hat sich der frisch gebackene Bäcker zu einer Berufsausbildung entschlossen, auch wenn es für die Familie anstrengend war, mit dem Lehrlingsgehalt über die Runden zu kommen. Doch mittlerweile läuft es etwas besser für die nordirakische Familie. „Die Weiler Wohnung liegt nicht weit vom Arbeitsplatz entfernt, die Leute sind freundlich, und sogar das Wetter ist wärmer als zu Hause“, berichtet Ahmed.

„Bis vor Kurzem hatten wir hier noch zwölf Nationen“, erklärt Firmeninhaber Simon Fritz. Jetzt seien es noch acht oder neun. Ist die Sprachbarriere erst einmal überwunden, laufe in der Regel alles super, insbesondere mit den syrischen und irakischen Mitarbeitern, freut sich der Chef. Einer seiner syrischen Mitarbeiter ist mittlerweile Abteilungsleiter.

Gute Zusammenarbeit

Wichtig sei es, den ausländischen Arbeitnehmern den Sinn des dualen Ausbildungssystems zu vermitteln. Denn in anderen Jobs können sie oft schneller mehr Geld verdienen. Fritz spricht aus Erfahrung, wenn er sagt: „Die meisten Leute wollen nicht die Hand aufhalten, sondern ein selbst geschaffenes Zuhause.“ Handwerk und Migration passten super zusammen.

Der Unternehmer lobt darüber hinaus die Zusammenarbeit mit den Ämtern, insbesondere in der Stadt Weil am Rhein, der er Weltoffenheit attestiert. Auch wenn es manchmal länger braucht, werde einem immer weiter geholfen, so seine Erfahrung. Und für die Mitarbeiter steigen mit der Arbeit auch die Sozialkontakte.

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