Kreis Lörrach Es kommt auf die richtigen Fragen an

Alexandra Günzschel
ChatGPT weiß auf fast alles eine Antwort. Doch es ist auch Vorsicht geboten. Foto: pixabay

Ein Vortrag über ChatGPT bescherte der DHBW Lörrach ein volles Auditorium

Sebastian Feichtmair von der DHBW fragte die Gäste im mehr als voll besetzten Auditorium eingangs nach Erfahrungen mit der noch neuen sprachbegabten Künstlichen Intelligenz (KI). Etwa ein Drittel signalisierte, das KI-Modell ChatGPT schon einmal benutzt zu haben.

Feichtmair berichtete von einem spielerischen Dialog, den er mit ChatGPT geführt hat. Er endete damit, dass das Modell eine falsche Antwort auf eine Rechenaufgabe guthieß, weil Feichtmairs Frau vorgeblich davon überzeugt war. „Da wusste ich, das Programm ist intelligent“, scherzte er.

Eine Einschätzung, die der Referent in seinem Vortrag revidierte, auch wenn er zugeben musste, dass sein geplanter Blick in die Zukunft von „ChatGPT-4“, der neuesten Version, die letzte Woche herauskam, eingeholt wurde.

Was steckt also dahinter, wenn Modelle wie ChatGPT scheinbar jede Frage verstehen, ausführliche Antworten geben und Dialoge führen können? Und wie können Unternehmen dies für sich nutzen?

Referent Ingo Marquart

Marquart gab zunächst einige Beispiele, was das Modell alles kann. Ein Gedicht über eine Nachtigall im Stil von Goethe schreiben – kein Problem! Rätsel lösen und einen Computercode verstehen – eine leichte Übung! Anhand eines Fotos vom Kühlschrankinhalt selbstständig Rezeptvorschläge unterbreiten – auch das geht mit ChatGPT! Mit entsprechenden Vorgaben kann das Modell sogar Aktien verkaufen oder Essen in einem Restaurant nach Hause bestellen.

„Das ist eine Geschwindigkeit des Fortschritts, die es so bisher noch nicht gegeben hat“, staunte der Experte selbst. Entsprechend groß war die Resonanz: Innerhalb von fünf Tagen hatte ChatGPT eine Million Nutzer, nach zwei Monaten waren es bereits mehr als 100 Millionen Kunden.

Doch wer nun meint, mit einer echten KI zu sprechen, wurde sogleich enttäuscht. „ChatGPT wählt immer das nächste Wort auf Basis des schon Geschriebenen“, erklärte Marquart. Dafür habe das Modell riesige Textmengen verarbeitet und sei zudem von Tausenden von Menschen trainiert worden. „Eigentlich ist das Programm relativ dumm“, so das Fazit des Experten.

Die Lehrer des geschwätzigen Modells waren auch ansonsten menschlich. „Im Prinzip hat ChatGPT einmal das gesamte Internet aufgesogen“, sagte Marquart unter Gelächter im Saal, was ihn zu der Aussage veranlasste: „Ich wünschte das wäre ein Witz, aber es ist keiner.“ 60 Prozent der Texte, die das Modell verarbeitet hat, stammen aus dieser Quelle. Um die schlimmsten Falschinformationen und fragwürdigen Auswüchse zu minimieren, wurde dem Programm noch einmal eine bereinigte Version des Internets verabreicht. Hinzu kommen der Inhalt vieler Bücher sowie das gesammelte Wissen von Wikepedia.

ChatGPT hat also auch viel Quatsch gelernt und erfindet je nach Anfrage gerne mal „Fakten“. Marquart nennt es „halluzinieren“, wenn der Arc de Triomphe plötzlich nach Florenz verlegt wird, wie er es selbst schon erlebt hat.

Das Interesse am Vortrag war groß. Foto: Alexandra Günzschel

Das Modell wird besser werden. Da ist sich Marquart sicher. Anhand von Computercodes hat es gelernt, logische Zusammenhänge zu verstehen. Der Experte wies aber auch auf Grenzen hin: „Viel mehr Daten, als es jetzt schon verinnerlicht hat, gibt es gar nicht.“

Für Unternehmen und alle anderen, die das Programm nutzen wollen, ist es vor allem wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. Je nach Eingabe verändern sich die Antworten ganz entscheidend. Deshalb werden nun schon die ersten Experten auf diesem Gebiet gesucht. Der Computer müsse eben verstehen, was der Nutzer will.

Denn fest steht: Das Potenzial einer Produktivitätssteigerung ist enorm, wenn man es versteht, mit dem Modell richtig umzugehen. Marquart zitierte dazu einen Interneteintrag: „KI wird Sie nicht ersetzen. Jemand, der KI benutzt, wird sie ersetzen.“ Von den Firmen werde in Zukunft erwartet, dass sie auf diesen Zug aufspringen, so sein Fazit.

Marquart stellte aber auch die Frage danach, ob das Modell oder aber die Anwendung desselben von der EU als hohes Risiko eingestuft werden könnten. Denn auch der Missbrauch der neuen Möglichkeiten wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

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