Kreis Lörrach Extremismus die Stirn bieten

Regine Ounas-Kräusel
Seine Erfahrungen als Neonazi-Aussteiger diskutierte Christian E. Weißgerber unlängst in Schopfheim und Lörrach – ein Weg, um Jugendliche für das Thema Extremismus zu sensibilisieren. Foto: zVg / Gewerbeschule

Prävention: Caritas und Demokratizentrum richten Beratungsstelle ein / Jugendliche als Zielgruppe

Ein Schüler steht mitten im Unterricht auf und zeigt den Hitlergruß. Die Lehrerin weiß, dass sie auf diese Provokation reagieren müsste – fragt sich aber wie. Um Lehrern und weiteren Fachkräften in genau solchen Fragen zur Seite zu stehen, richtet der Caritasverband im Kreis Lörrach unter Leitung von Hartmut Wagner eine Beratungsstelle zum Themenfeld Rechtsextremismus ein.

Von Regine Ounas-Kräusel

Kreis Lörrach. Ziel sei es, Jugendliche für die Demokratie und für ein respektvolles Zusammenleben zu sensibilisiert und sie gegen rechten oder religiösen Extremismus zu stärken, erklärten die Beteiligten bei einem Pressegespräch am Dienstag.

Extremismus eigentlich ein Erwachsenenthema

Die Caritas richtet die Stelle zusammen mit dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg ein. Bisher war die Beratungsstelle beim Kreisjugendreferat im Landratsamt angesiedelt, das ebenfalls mit dem Demokratiezentrum kooperiert.

„Rechtsextremismus ist eigentlich kein Jugend-, sondern ein Erwachsenenthema“, betonte Angelika Vogt vom Demokratiezentrum. Trotzdem sei es wichtig, gerade Jugendlichen gegen solche Einflüsse zu stärken, weil sie noch kein geschlossenes Weltbild hätten.

Das Demokratiezentrum berät, unterstützt und vernetzt daher Akteure aus Schulen und Jugendarbeit. Man wolle Wissen vermitteln, damit Nazisymbole überhaupt erkannt werden, und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, etwa nach Provokationen wie dem Hitlergruß , erläuterte Vogt. Auch Opfer würden beraten.

Der Landkreis sei gesetzlich zur Prävention gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und zur Demokratiebildung Jugendlicher verpflichtet, betonte Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella. Sie zählte Aktivitäten auf, an denen der Landkreis schon mitgewirkt hat: Demokratietage mit Jugendlichen, interaktives Theater über „Zivilcourage“, oder die Aktion „Meet a Jew“, bei der Schüler mit jungen jüdischen Menschen sprechen können.

Da das Personal beim Kreisjugendreferat aber knapp sei und die Aufgaben größer würden, wolle man die Beratungsstelle „Rechtsextremismus“ nun in die Hände der Caritas legen, mit der man in der Jugendarbeit intensiv zusammen arbeite, so Zimmermann-Fiscella.

Berater Hartmut Wagner war vier Jahre lang Schulsozialarbeiter an der Gewerbeschule Lörrach tätig. Seit 2019 arbeitet er als „Respekt-Coach“ an den Gewerbeschulen Lörrach und Schopfheim, wo auch die Einstiegsklassen für junge Flüchtlinge untergebracht sind. Er wolle Lehrer und Fachkräfte als Mutiplikatoren ausbilden, sagte er.

Die Caritas plant außerdem mit zusammen mit Diakonie und Kaltenbachstiftung einen Fachtag für Schulsozialarbeiter und Fachleute, die mit Migranten arbeiten.

Reinhard Zahn, Fachbereichsleiter Migration und Integration bei der Caritas, nannte ein erfolgreiches Beispiel für Extremismus-Prävention: Als der Nazi-Aussteiger Christian E. Weißgerber in der Gewerbeschule mit Jugendlichen über seine Erfahrungen diskutierte, habe er die Jugendlichen offensichtlich erreicht.

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