Unternehmen sollten eine klare Vereinbarkeitspolitik haben und diese offen kommunizieren. Es spricht sich herum, wenn Firmen Familienfreundlichkeit zu ihrem Markenzeichen machen, auf Bewertungsportalen, in Karrierenetzwerken. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur sollte freilich nicht nur behauptet, sondern auch mit Leben gefüllt werden. Vor allem Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen - und auch sie müssen vom Arbeitgeber durch familiäre Freiräume unterstützt werden.
Entsprechende Vorteile finden sich häufig bei größeren Unternehmen mit mehreren nationalen oder gar internationalen Standorten, die sich eher flexible Arbeitszeitmodelle oder Angebote wie betriebseigene Kindertagesstätten leisten können und zudem häufiger mit Forderungen danach konfrontiert werden.
Väter stehen im Fokus
Nachdem sich die Diskussion um Vereinbarkeit von Familie und Beruf lange auf die Mütter konzentriert hat, geraten mittlerweile verstärkt auch die Väter in den Fokus. Die heutige Vätergeneration möchte sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen und die Vaterrolle aktiv ausfüllen. Wie eine aktuelle Studie der Prognos AG im Auftrag des Familienministeriums zeigt, hat die Hälfte der Väter in Deutschland für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon einmal den Arbeitgeber gewechselt oder denkt darüber nach. Bei Vätern unter 35 Jahren sind es sogar zwei Drittel. Befragt wurden 1000 Väter, die in Betrieben mit mindestens zehn Beschäftigten arbeiten und minderjährige Kinder haben. Knapp drei Viertel von ihnen (74 Prozent) legen Wert auf Flexibilität bei der Arbeitszeit, für fast die Hälfte ist Flexibilität auch mit Blick auf den Arbeitsort wichtig - und nahezu allen (93 Prozent) von jenen, die Wert auf Flexibilität beim Arbeitsort legen, ist gleichzeitig auch Flexibilität bei der Arbeitszeit wichtig. 40 Prozent der befragten Väter würden gern ihr vertragliches Arbeitspensum reduzieren, 46 Prozent wünschen sich weniger Überstunden.
Kleinere Unternehmen als Vorreiter
Interessant ist, dass es nicht unbedingt eine Frage der Größe ist, ob Unternehmen väterfreundlich sind. Denn in der Gruppe der „Vorreiter“, die Prognos definiert hat, entspricht die Verteilung von kleinen, mittleren und großen Unternehmen in etwa der in der Grundgesamtheit. Knapp jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) zählt zu diesem Typus. Sie bieten viele familienbewusste Maßnahmen an, verfügen über eine väterfreundliche Kultur und die meisten Väter nehmen Elternzeit.
Bei diesen vorbildlichen Unternehmen dürfte auch die von der Regierung geplante Einführung einer Auszeit nach der Geburt eines Kindes auf Zustimmung stoßen: Vorgesehen ist, dass Väter zwei Wochen lang bezahlt frei machen können, ohne wie bislang dafür Urlaub oder Elternzeit in Anspruch nehmen zu müssen.