Kreis Lörrach Früchte mit bitterem Nachgeschmack

Die Oberbadische
In Costa Rica werden Südfrüchte auf endlosen Plantagen angebaut. Foto: Simon Linke Foto: Die Oberbadische

Serie „weltwärts“: Der Lörracher Simon Linke berichtet von seinem Auslandsjahr in Costa Rica

Der Lörracher Simon Linke ist im Rahmen des Austauschprogramms „weltwärts“ für ein Jahr nach Costa Rica gegangen, wo er mit anpacken und unter anderem Baumpatenschaften vermitteln will. Für das Spunk-Magazin schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse.

„Zu der Frage, wie es mir hier in Costa Rica geht, kann ich sagen, dass man lernt, mit Leid und Freude umzugehen. Ich sammle Erfahrungen, wie es ist, alleine in einer fremden Kultur zu leben. Das Land, die Menschen, die Siuationen oder einfach die völlig andere Lebensart bringen mich manchmal ins Grübeln. Es ist eine innere Unruhe, die schwer zu erklären ist.

Zwar bin ich seit Anfang Oktober in Costa Rica, aber trotzdem noch nicht richtig angekommen. Aber wo mein Projekt mich hinführt, steht fest. Es wird in der Nähe der Halbinsel Nicoya im Nordwesten von Costa Rica sein. Doch Reisen ist nicht immer leicht. Ständig lerne ich neue Menschen kennen, komme kaum zur Ruhe. Einen Ort seine neue Heimat nennen zu können und ein geregelter Arbeitsalltag das sind kleine, aber essenzielle momentane Bedürfnisse.

Und dennoch: Oh wie schön ist es, auf einer Reise zu sein. Musik schallt aus einer kleinen Bar, und der warme Abendwind ist eine willkommene Abkühlung nach getaner Arbeit in der Sonne, die mich den Tag über begleitet hat. Der rosafarbene Abendhimmel wird von der dunklen Nacht überdeckt.

San Jose, die Hauptstadt von Costa Rica, ist eine Stadt mit krassen Gegensätzen. Leicht und unbeschwert scheint sie zunächst. Immer wieder entdecke ich Neues, lerne das verborgene, pulsierende Leben in Costa Rica kennen. Menschen leben hier, anders als in Europa, zum Teil in den Tag hinein, ohne an Morgen zu denken. Es ist erstaunlich, dass die Menschen mit dem wenigsten auskommen und damit glücklich sind.

Die Liebe zum Heimatland ist hier stärker ausgeprägt, als sie es in meiner Heimat Deutschland ist. An jeder Straßenecke hängen Fahnen in blau-weiß-rot, den Nationalfarben. Und doch ist Costa Rica stark von der amerikanischen Kultur beeinflusst. Dieser Einfluss passt hier überhaupt nicht hin, neben Fastfoodrestaurants sind in Costa Rica zahlreiche große Firmen wie Intel oder Del Monte angesiedelt. Trotzdem scheinen die Costaricaner dem Modell der USA nachzueifern, ja geradzu danachzustreben. Absurd in einem Land, in dem Arm und Reich so weit auseinander klaffen.

Costa Rica ist auch für Europa ein sehr wichtiges Agrar- und Produktionsland. Südfrüchte, die wir für wenig Geld in der EU kaufen können, werden hier im großen Stil angebaut. Einen menschenwürdigen Lohn erhalten die Tagelöhner und Plantagenarbeiter nicht, ihr Schicksal kümmert uns nur selten. Das Geld reicht für das Nötigste, es reicht, um die Familie geradeso zu ernähren.

Süß sind die Früchte, doch haben sie einen bitteren Nachgeschmack für Mensch und Natur hier in Costa Rica. Sie werden auf gigantischen Monokulturfeldern mit reichlich Pestiziden und Herbiziden und unter teilweise menschenunwürdigen Umständen angebaut. Die indigenen Ureinwohner müssen Großgrundbesitzern und Investoren aus dem Ausland weichen. Monsanto, Del Monte, Quiquita sind nur einige der großen Firmen, die das Land und die Leute unter sich aufteilen und kontrollieren.

Endlose Ananas-Plantagen habe ich gesehen, als ich auf dem Weg in den Süden war. Die Menschen haben manchmal nur diese Einkommensquelle. Touristen verirren sich nur selten in diese abgelegene Region. Die Menschen gehen ihrer gewohnten Arbeit nach, das einfache Leben auf dem Land hat auch seinen Charme. Hühner picken auf der Straße nach Fressbarem, in der Ferne durchbricht das laute Knattern eines alten Motorrads die Stille und die Idylle. Schlaglöcher in der Straße machen die Busfahrt zu einer holprigen Reise nach Hause.

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