Kreis Lörrach Führen in schweren Zeiten

Alexandra Günzschel
Alexander Maas, Marion Dammann, Andreas Faller, Gerhard Steinebrunner und Jaqueline Schweigert Foto: Alexandra Günzschel

Beim diesjährigen Wirtschaftsgespräch ging es um Herausforderungen und Chancen

„Drei Jahre Dauerkrise“ – und kein Ende in Sicht. Denn nach der Corona-Pandemie, Lieferengpässen und dem andauernden Ukraine-Krieg zeichnen sich neue geopolitische Konflikte mit China ab. Das Bild, das der Manager Gerhard Steinebrunner zum Auftakt seines Vortrags bei den Wirtschaftsgesprächen 2023 zeichnete, wirkte düster. Das Unternehmertreffen der Wirtschaftsregion Südwest (WSW) und des Landkreises Lörrach hatte sich die Überschrift „Führen in schweren Zeiten – Herausforderung als Chance“ gegeben.

Megatrends beachten

Steinebrunner erläuterte die komplexen Aufgaben, mit denen sich mittelständische Unternehmen zurzeit konfrontiert sehen, zeigte aber auch Wege auf, wie sie damit umgehen können. Megatrends wie die Digitalisierung oder New Work zwingen Firmenchefs zur Neuausrichtung.

Unternehmen, die starr an bewährten Konzepten festhalten, könnte es gehen wie den Anker-Werken aus Bielefeld. Der stolze Hersteller von Registrierkassen musste 1976 nach 100-jähriger Firmengeschichte Konkurs anmelden. Er hatte den Sprung in die Neuzeit nicht geschafft.

Modelle zur Orientierung

Vielleicht hätte dem Traditionsunternehmen das VUCA-Modell geholfen. Es zeigt auf, wie Betriebe schwierigen Rahmenbedingungen mit einer Vision, Klarheit und Agilität begegnen können.

Für chaotische Rahmenbedingungen, wie sie heutzutage mitunter vorherrschen, werde mittlerweile das BANI-Modell herangezogen, wie Steinebrunner weiter ausführte. Damit die Führungsebene auch in der Krise Orientierung geben kann, hielt er es beispielsweise für sinnvoll, Katastrophenfälle einmal vorbeugend durchzuspielen.

Aus dem Alltag berichtet

„Ich wusste nicht, dass ich BANI unterwegs bin“, scherzte Landrätin Marion Dammann bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Denn auch der Landkreis Lörrach sieht sich seit einigen Jahren großen Herausforderungen gegenübergestellt. „Zeitweise haben wir mit drei Krisenstäben gleichzeitig gearbeitet“, blickte die Landrätin zurück. Als positiven Nebeneffekt der Pandemie nannte sie die mittlerweile selbstverständlichen und zeitsparenden Videokonferenzen.

„Wir haben das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, sind da für die Bürger“, beschrieb Dammann eine der Antriebsquellen im Landratsamt. Andererseits beklagte sie die oft zu hohen Ansprüche der Einwohner an die Behörde, die teilweise gar nicht zu erfüllen seien. Eine Einschätzung, die aus den Zuhörerreihen von Steinens Bürgermeister Gunther Braun bestätigt wurde.

WSW-Geschäftsführer Alexander Maas plädierte für einen ehrlichen und offenen Umgang mit Mitarbeitern. Als ein herausragendes Thema, das die WSW beschäftigt, nannte er die Cyberkriminalität. 46 Prozent der Unternehmen seien schon einmal gehackt worden. Um Probleme anzugehen, setzt Maas auf sein Team, kurze Wege sowie „tolle Partner“.

Andreas Faller hat mitten in der Pandemie den Handwerksbetrieb DachEnerg!e gegründet, wie Moderatorin Vanessa Edmeier, Geschäftsführerin der Hochrheinkommission, hervorhob. „Wir wussten, das wird die Zukunft sein“, erklärte dazu der Unternehmer.

Rückschläge meistern

Dass hatte Steinebrunner einst auch von der Photovoltaik-Branche gedacht, mit der er aufgrund geänderter Rahmenbedingungen gleich mehrfach Schiffbruch erlitt. Aber auch bei Faller lief nicht alles glatt. Knappes Material und der Fachkräftemangel schränkten die Anzahl möglicher Aufträge enorm ein. Allmählich werde es besser, erklärte der Firmenchef.

Jacqueline Schweigert, Geschäftsführerin des gleichnamigen Einrichtungshauses in Maulburg, berichtete von den bescheidenen Anfängen des Familienbetriebs bis hin zu einem umfassenden Dienstleister, aber auch von Rückschlägen wie der Stahlkrise oder einem Großbrand, der das Unternehmen hart traf. Die weitgehend kundenfreie Corona-Zeit hat Einrichten Schweigert für einen umfassenden Umbau genutzt.

Mutig Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, positiv Denken, wieder aufstehen und weitermachen – das war vielleicht die Quintessenz dieses Austausches, der mit den vielen Gästen aus der Wirtschaft im Foyer des Landratsamts noch fortgesetzt wurde.

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