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Kreis Lörrach Für eine einwohnernahe Versorgung

Michael Werndorff
Der Ärztemangel macht sich auch bei der Nachbesetzung von Praxen negativ bemerkbar. Foto: Pixabay

Medizin: Landkreis hat hohen Bedarf an neuen Versorgungsformen / Projekt soll Maßnahmen erarbeiten

Zunehmend weniger Ärzte, eine gleichzeitig älter werdende und stärker chronisch erkrankte Bevölkerung und Probleme bei der Nachbesetzung vieler Haus- und Fachpraxen: Die medizinische Versorgung im Landkreis Lörrach steht vor großen Problemen. Der Landkreis will daher mit zukunftssichernden Maßnahmen auf diese Entwicklung reagieren.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Der Landkreis Lörrach hat einen besonders hohen Bedarf an neuen Versorgungsformen, der sich durch den im Landesvergleich hohen Altersdurchschnitt der niedergelassenen Ärzte, verbunden mit der oftmals nicht gelingenden Nachbesetzung von Praxen aufgrund von Ärztemangel und der besonderen geografischen Lage im Dreiländereck, auszeichnet, wie Isabell Dörflinger im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zum Projekt „Gesund im Landkreis Lörrach – zukunftsfest versorgt – Netzwerkprojekt Primärversorgung“ am Montagabend darlegte. Das Ziel des vom Gesundheitsministerium mit 200 000 Euro geförderten Projektes sei zum einen die Schaffung einer nachhaltigen Strategie für eine zukunftsfeste, integrierte und einwohnernahe Versorgung, zum anderen, erste Umsetzungsschritte einzuleiten.

Die Koordinatorin und Projektleiterin erklärte zudem, dass der demografische Wandel, die Veränderungen in den Bedürfnissen des ärztlichen Nachwuchses sowie die Zunahme von Pflegebedürftigkeit die Lage verschärfe. Darüber hinaus werden die drei Klinikstandorte im Landkreis im Jahr 2025 in einem Zentralklinikum in Lörrach zusammengelegt, erinnerte Landrätin Marion Dammann. Dadurch fallen nämlich für die Bevölkerung insbesondere der Einzugsgebiete von Rheinfelden und Schopfheim wohnortnahe Versorgungsstandorte weg.

Schopfheims Bürgermeister Dirk Harscher erklärte im Rahmen der Auftaktveranstaltung: „Es ist wichtig, dass sich alle Beteiligten mit diesem Förderprojekt „Primärversorgung“ rechtzeitig des Focus-Themas „Gesundheit“ annehmen und die Stadt Schopfheim im Mittelzentrum des Wiesentals nach Schließung des Klinikums zukunftsfähig aufgestellt wird.“

Laut eines im April entwickelten Ideenpapiers sollte ein erster Fokus auf Schopfheim gelegt werden: Die Implementierung eines intersektoralen Gesundheitszentrums (IGZ) vor Ort könnte die durch die Schließung des Krankenhauses entstehenden Versorgungslücken effizient schließen, heißt es. Hierbei sollte auch geprüft werden, einen Schwerpunkt für Familienmedizin zu integrieren. Das Krankenhaus halte die notwendige Infrastruktur für eine Transformation in ein IGZ vor. Unter dem Dach eines IGZ am Standort Schopfheim könnten weitere Anbieter aus Medizin und Pflege Leistungen anbieten, zum Beispiel ambulante Pflegedienste, Apotheken oder Gesundheitsberufe wie Physiotherapeuten. Fakultativer Bestandteil eines IGZ könnte auch eine KV-Notfallpraxis sein, die die ambulante Notfallversorgung außerhalb der Sprechzeiten der Praxen und insbesondere am Wochenende ermögliche.

Und für den Standort Rheinfelden schlagen Experten des beteiligten Unternehmens Optimedis die Entwicklung eines regionalen Pflegekompetenzzentrums mit zwei Versorgungssäulen vor. Zum einen sei ein Versorgungszentrum mit dem Fokus auf Altersmedizin und geriatrische Rehabilitation und zum anderen die Implementierung eines Pflegezentrums hier eine sinnvolle Kombination.

Noch kein festes Konzept

Bislang liege aber für die bisherigen Klinikstandorte kein medizinisches Nachnutzungskonzept vor, heißt es weiter. Das sei aufgrund der geografischen Nähe und der Bedeutung als Versorgungsstandort für die Bevölkerung, bei gleichzeitigem Rückgang ambulant ärztlicher Versorgung, herausfordernd, schreibt Optimedis.

„Als der einzige Anbieter von stationärer Krankenversorgung im Landkreis Lörrach sind wir sehr an einer guten medizinischen Infrastruktur im ganzen Landkreis interessiert. Wie bisher auch schon möchten wir uns auch hier gern weiterhin vor allem an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung für ein bedarfsgerechtes Leistungsangebot im Landkreis engagieren“, kommentierte Marco Clobes, Geschäftsführer Verwaltung & Service der Kreiskliniken, das Projekt.

Wie Dörflinger erklärte, konnten über den Sommer die Vergabeverfahren zur Besetzung der Projektleitung und fachlichen Begleitung abgeschlossen werden. Bereits im September fand sich der Steuerungskreis das erste Mal offiziell ein, um die nächsten Schritte zu besprechen. Der Beginn der Umsetzung ist gegen Ende nächsten Jahres vorgesehen.

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