Kreis Lörrach Für einen attraktiven ÖPNV

Michael Werndorff
Das umstrittene Deutschlandticket sorgt für viele offene Fragen. Foto: Kristoff Meller

Verkehr: Hohe Erwartungen an Jugendticket / Gremium noch gegen Kurzstreckentarif im RVL

Grünes Licht für das Jugendticket Baden-Württemberg, aber keine Zustimmung für die Einführung eines Kurzstreckentarifs im Regio Verkehrsverbund Lörrach (RVL) – noch unklar sind die Folgen des 49-Euro-Tickets, das als umstrittener Nachfolger des Neun-Euro-Tickets gehandelt wird.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Bei zwei Gegenstimmen und sechs Enthaltungen hat der Kreis-Umweltausschuss für den Zuschuss zum landesweiten Jugendticket Baden-Württemberg votiert. Dabei handelt es sich um eine teure Maßnahme, wie in der Begründung der Beschlussvorlage steht: Nach Hochrechnungen seitens des RVL werden die Kosten für den Anteil von 30 Prozent, den der Kreis trägt, auf rund 794 000 Euro geschätzt. Wegen der Einführung zum 1. März entsteht daher im kommenden Jahr ein Finanzierungsbedarf von 662 000 Euro.

Dezernent und Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler begrüßte das Tarifangebot. Allerdings: Mit Blick auf das sogenannte Deutschlandticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets und die zu erwartenden finanziellen Einbußen für den RVL stochere man im Nebel.

Das Land hat die Einführung eines landesweiten Jugendtickets für Schüler, Azubis, Studenten und Freiwilligendienstleistende beschlossen und hierfür ein Förderprogramm aufgelegt. Durch das preislich attraktive und landesweit einheitliche Tarifprodukt soll die klimafreundliche Mobilität von Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen in Ausbildung gestärkt und damit ein Beitrag zur Erreichung der Klimaziele des Landes geleistet werden. Zudem sieht das Landesverkehrsministerium die Chance, den Anteil Jugendlicher mit ÖPNV-Abo zu erhöhen. Das Ticket soll in einer Pilotphase zunächst befristet bis zum 31. Dezember 2025 eingeführt werden, wobei das Land 70 Prozent des Zuschussbedarfs trägt.

Von einem tollen Angebot sprach Ulrich May (FW). „Bleibt zu hoffen, dass viele Jugendliche das Angebot nutzen werden“, lobte der Fraktionschef auch den Klimaschutz-Aspekt. Eine Unbekannte bilde derzeit das viel diskutierte Deutschlandticket in Höhe von 49 Euro, auf das sich im Oktober die Verkehrsminister von Bund und Ländern geeinigt hatten. Wann es eingeführt werden soll, ist immer noch unklar. Derzeit laufen Verkehrsunternehmen Sturm gegen das Ticket. Sie pochen auf eine stärkere finanzielle Unterstützung.

„Wir müssen schauen, welche Wirkung und Kosten das 49-Euro-Ticket hat“, befand Gudrun Heute-Bluhm (CDU). An sich sei das Jugendticket eine gute Investition. Dass das 49-Euro-Ticket die Landschaft umstoßen werde, erklärte Klaus Eberhardt (SPD). „Wir müssen überlegen, wer später welche Kosten trägt.“

Vor dem Hintergrund der unklaren Lage angesichts des Deutschlandtickets und dessen Folgen stimmte das Gremium im Rahmen der Beratungen zum Haushaltsentwurf 2023 gegen die Einführung eines Kurzstreckentarifs im RVL. So hat ein Beratungsbüro ein Konzept entwickelt, bei dem ein kreisweit einsetzbares Kurzstreckenticket für eine Reichweite von drei Kilometern Luftlinie für einen Beispielpreis von 1,70 Euro angeboten würde. Unter bestimmten Annahmen führt das zu Mindererlösen in Höhe von 327 000 Euro jährlich. Dementsprechend müsste der Landkreis einen Erlösausgleich von rund 164 000 Euro zahlen.

„Wir schieben das Vorhaben um ein Jahr“, meinte May. Die Vertagung unterstützte auch Bernd Martin (Grüne). „Wir stehen hinter der Intention“, sagte Klaus Eberhardt (SPD). Die Vorschläge seien aber noch nicht ausdiskutiert.

Abgelehnt mit 18 Gegen- und vier Ja-Stimmen bei einer Enthaltung wurde die Schaffung einer zusätzlichen Stelle „Nahverkehrsplanung“. Die Intention ist die Beschleunigung der Zielerreichung des Nahverkehrsplans Landkreis Lörrach, insbesondere mit Blick auf Verbesserungen des ÖPNV im Markgräflerland. Zustimmung fand derweil die Schaffung einer befristeten Stelle „Mobilitätsstationen“.

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