Basel Geduld, Vorsicht und Disziplin

Michael Werndorff
Die Schweiz lockert ihre Corona-Maßnahmen: Ab 11. Mai dürfen Restaurants unter Auflagen wieder öffnen. Foto: Juri Weiss

Corona: Schweizer Bundesrat lockert Coronamaßnahmen / Restaurants dürfen ab 11. Mai wieder öffnen

Bern/Basel - Teilweises Aufatmen bei Gastronomen und Gewerbetreibenden jenseits der Grenze: Nach Entscheidung des Schweizer Bundesrats kommt es ab 11. Mai zu weiteren Lockerungen der rigiden Corona-Maßnahmen. Dann dürfen neben Museen, Läden, Märkten und Schulen auch Restaurants wieder öffnen. Allerdings unter Einhaltung besonderer Auflagen, die Wirte teils kritisch sehen.

Ursprünglich hatte der Bundesrat die Schließung von Bars und Beizen nicht vor dem 8. Juni aufheben wollen. Damit die Lokale schon bald wieder öffnen können, müssen sie jedoch Auflagen erfüllen.

In einem ersten Schritt sind an einem Tisch maximal vier Personen oder Eltern mit Kindern erlaubt. Alle Gäste müssen sitzen, zwischen den Gästegruppen sind zwei Meter Abstand oder trennende Elemente nötig. Laut Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset könne mit diesem Schutzkonzept der Betrieb wieder aufgenommen werden. Und weiter: „Wir machen am 11. Mai einen großen Schritt in Richtung Normalität. Dieser Schritt braucht aber Geduld, Vorsicht und Disziplin.“

Meinungs-Differenzen

Hinter den Kulissen gab es indes Meinungsverschiedenheiten: Während der Politiker vorerst nur zwei Personen pro Tisch erlauben und Selbstbedienungsrestaurants den Betrieb weiterhin verbieten wollte, konnten sich Vertreter von SVP, FDP und CVP mit ihrer Forderung, die Lockerungen früher umzusetzen, durchsetzen.

Bisherige Strategie

Der neue Fahrplan sorgt nicht überall für Begeisterung: Vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt hieß es auf Anfrage unserer Zeitung, dass man die bisherige Lockerungsstrategie des Bundesrates mit drei vorgezeichneten Etappen und den bisher gesetzten Prioritäten unterstütze. Konkret wollte man die vorgezogenen Lockerungen unter strengen Auflagen nicht kommentieren. Deren Einhaltung wird das Amt für Wirtschaft und Arbeit mit Hilfe von Spezialisten aus dem Gesundheitsdepartement kontrollieren, wie Anne Tschudin, Sprecherin des Basler Gesundheitsamts, erklärte.

Derweil ist die Freude bei den Wirten eher verhalten. „Ich bin zwar froh, dass wir nun einen klaren Fahrplan haben. Aber unter diesen Auflagen ist es enorm schwierig, kostendeckend zu wirtschaften“, erklärte Markus Ebneter, Präsident des Basler Wirteverbands, im Gespräch mit dem Regionaljournal Basel.

Das Hauptproblem sei, genügend Gäste bedienen zu können und damit den nötigen Umsatz zu erreichen. So sei die Größe des Betriebs für die Wirte entscheidend, um den Betrieb angesichts der Abstandsregeln rentabel führen zu können. Für Gastronomen bestehe sogar die Gefahr, Verluste zu generieren. „Gerade kleinere Bars und Restaurants sollten sich laut Ebneter noch etwas gedulden.“

Der Branchenverband Gastrosuisse reagiert zufrieden auf die vom Bundesrat ermöglichte Öffnung der Restaurants am 11. Mai. Präsident Casimir Platzer sagte der Nachrichtenagentur sda, endlich habe die Branche eine Perspektive und Planungssicherheit.

Kritik an Kommunikation

Dass dies von großer Bedeutung sei, bestätigte Patrick Erny, Leiter Politik des Gewerbeverbands Basel-Stadt, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Einzelheiten des Schutzkonzepts seien derweil noch nicht ganz klar, und ein regulärer Betrieb werde noch nicht möglich sein. Zufrieden zeigte er sich, dass nun auch die Ungleichbehandlung der Branchen mit dem nächsten Lockerungsschritt ende. Denn: Während Großverteiler ihr Angebot fast nicht einschränken mussten, sei es Fachgeschäften nicht gestattet gewesen, zu öffnen. Positiv äußerte sich Erny auch über die Hilfspakete von Bund und Kanton. Die Kredite seien in der Regel in Tagesfrist ausbezahlt worden. Nach wie vor sei die Kurzarbeit das wichtigste Instrument für kleine und mittlere Betriebe, um Arbeitsplätze zu sichern. „Bei der Abarbeitung der Anträge leisten die baselstädtischen Verwaltungsmitarbeiter sehr gute Arbeit.“

Kritisch kommentierte er den Ausstieg aus den Corona-Schutzmaßnahmen: „So gut die Kommunikation des Bundes beim Lockdown war, so zögerlich und teils nicht kohärent ist sie bei den Lockerungen.“ Man sei nun froh, dass der Bundesrat mit seiner Entscheidung vom Mittwoch mehr Mut bewiesen habe. Beim ersten Lockerungsschritt sei es noch zu Widersprüchen und Korrekturen gekommen.

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