Kreis Lörrach Geduldsprobe für die Autofahrer

Gerd Lustig
Die Kfz-Zulassung im Landkreis ist ein Geduldsspiel. Teils dauert es noch Wochen, bis man einen Termin kriegt (Archivfoto) Foto: Die Oberbadische

Corona: Kfz-Innung Lörrach beklagt Wartezeiten bei Zulassung / Einige Bürger sind in misslicher Lage

Kreis Lörrach - Das Coronavirus hat die Automobilbranche hart getroffen und den Mitgliedern der Kfz-Innung im Landkreis Lörrach Einschränkungen und Probleme beschert. Vor allem fühlt man sich von den Kfz-Zulassungsstellen regelrecht ausgebremst. Das machte Obermeister Horst Wagner während der jüngsten Generalversammlung der Innung im G5 Atrium in Eimeldingen deutlich.

Hatte der Obermeister während der ersten Monate der Corona-Pandemie, als lediglich die Zulassungsstelle im Landratsamt Lörrach geöffnet hatte, noch von „unhaltbaren Zuständen“ gesprochen, seien diese mit der Wiedereröffnung der beiden Zweigstellen in Rheinfelden und in Schopfheim im Juni zwar besser geworden. Zufriedenstellend sei die Lage der Autohändler damit hier aber noch lange nicht.

Vier Wochen Wartezeit für einen Termin bei der Kfz-Zulassungsstellen

So dauerten die Wartezeiten für einen Termin bei der Zulassungsstelle bisweilen immer noch bis zu vier Wochen. „Ich habe Ende September einen Termin angefragt, aber erst für den 26. Oktober einen bekommen“, berichtete Wagner den Mitgliedern, die ebenfalls derartige Erfahrungen gemacht hätten.

Für ihn sei die Kfz-Zulassung systemrelevant und dürfe nicht zum Nadelöhr für Bürger und Händler werden. Im Übrigen funktioniere die Anmeldung im Landkreis Waldshut sehr gut – mit Wartezeiten von allenfalls 48 Stunden.

Er appellierte daher an die Innungsmitglieder, alle möglichen Termine erst einmal nur prophylaktisch zu buchen, um sie dann notfalls kurzfristig wieder stornieren zu können.

Mit Landrätin Marion Dammann sei der Obermeister seit Längerem und fortlaufend im Gespräch, endlich auch eine Online-Anmeldung für Kfz-Händler zu ermöglichen. Immerhin sei dieses Verfahren von der Politik bereits Ende 2011 in die Wege geleitet worden, warte aber vielerorts noch immer auf seine Umsetzung. „Der Landkreis Lörrach rangiert hierbei in ganz Baden-Württemberg so ziemlich auf dem letzten Platz“, beklagte Wagner.

Dass die längere Wartezeit bei der Kfz-Zulassung sowohl für Privatpersonen als auch für Händler keinesfalls befriedigend sei, wird auch vom Landratsamt Lörrach eingeräumt. „Wir befinden uns durch die Bedingungen, die uns die Corona-Pandemie auferlegt hat, in einem Ausnahmezustand“, erklärt Thorsten Wrobel von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit auf Anfrage unserer Zeitung.

Daher versuche man laufend, die Prozesse anzupassen, um die Lage weiter zu normalisieren. Die Öffnungszeiten wurden bereits angepasst, sodass in Summe die Kfz-Zulassungsstellen im Landkreis nun länger geöffnet seien – und zwar von Montag bis Donnerstag ab 8 bis 12.30 Uhr und ab 13.30 bis 17 Uhr. Stornierte Termine seien sofort wieder buchbar, weshalb es sich durchaus lohne, öfter im Internet ins Vergabe-Tool zu schauen und eventuell einen früheren Termin zu ergattern.

31 Mitarbeiter arbeiten laut Landratsamt derzeit für die Kfz-Zulassung

Insgesamt würden für das Sachgebiet Kfz-Zulassung laut Landratsamt derzeit 31 Mitarbeiter eingesetzt werden. Darunter befänden sich allerdings auch neue Fachkräfte, die derzeit noch die Einarbeitungsphase durchlaufen würden.

Wrobel macht für die Arbeit der Behörde deutlich: „Seit Beginn der Pandemie sind alle Mitarbeiter durchgehend im Einsatz und arbeiten am Limit.“ Im Landkreis Lörrach sollen eigentlich bis zu 900 Termine pro Woche vereinbart werden können.

Durch die Praxis der Online-Terminvergabe und der eingeschränkten Öffnungszeiten ist es zum Teil zu misslichen Umständen für Betroffene gekommen, wie aus mehreren Berichten betroffener Bürger an die Redaktion hervorgeht.

So sei ein Mitarbeiter einer Behinderteneinrichtung im Rebland mit dem Rad zum Arbeitsplatz gefahren, weil er wochenlang sein Auto nicht anmelden konnte und der ÖPNV zu den Abend- und Morgenzeiten nicht fuhr. Teils habe er sogar in der Arbeitsstelle übernachten müssen. Eine weitere Person habe Car-Sharing mit seiner Ehefrau betrieben, weil beide Schichtarbeit leisteten.

Eine alleinerziehende Frau habe sich krankschreiben lassen müssen, weil sie ohne Auto Arbeit und Erziehung nicht mehr bewerkstelligen konnte. Ein Mann aus Rheinfelden habe bis zur Anmeldung gut vier Wochen gewartet, bis er die erste Spritztour mit seinem neuen Cabrio unternehmen konnte.

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