Von Ulf Körbs Es war für mich klar, dass ich in ein Land wollte, das von seinem Standard anders ist als Deutschland oder Australien", antwortet Lara Koska auf die Frage, warum sie sich denn gerade Ghana ausgesucht hatte, um dort für zehn Wochen sozialen Freiwilligendienst zu leisten. Und Ghana sei eigentlich für eine weiße Frau ein sehr gutes "Einstiegsland". Die 19-Jährige machte sich Anfang Oktober vergangenen Jahres auf den Weg, um in Ho, der Provinzhauptstadt der Volta-Region an der Grenze zu Togo, in einem Waisenhaus für zweieinhalb Monate zu arbeiten. Im Heim selbst lebten damals um die 20 Kinder, in die angeschlossen Schule gingen rund 100. Sie wurden bis gegen 14.30 Uhr unterrichtet; einige blieben auch nachmittags " "day care" genannt, also Tagesbetreuung. "Man muss dabei wissen, dass in Ghana die Kinder viel früher, schon mit zwei bis drei Jahren, in die Schule kommen", erklärt Lara. Dementsprechend ging es in den Klassen zu: "Ich war eher ein Spielkamerad als Lehrerin". Dabei hatte die Binzenerin, die 2012 ihr Abi am Lörracher Hebel-Gymnasium "baute", eigentlich auch unterrichten sollen. Aber dafür brauchte sie Unterstützung einer einheimischen Lehrkraft, was nicht nur an der Sprachbarriere lag. Man komme zwar mit Englisch ganz gut in der ehemaligen britischen Kolonie " Ghana wurde 1957 unabhängig " durch, aber im Land werden insgesamt neun Stammessprachen gesprochen. In der Volta-Region ist es Ewe, die Muttersprache von rund 2,3 Millionen Ghanaer. Doch vor dem Unterrichten hatte Lara eine andere Aufgabe: Sie malerte. "Das hängt damit zusammen, dass Lehrmittel und Schulbücher Mangelware sind", erläutert sie. Auch Schultafeln gibt es kaum. Daher wurden die Wände dazu umfunktioniert. Landkarten, erklärende Bilder und so wurden auf sie gepinselt. Später kam ein spezielles Projekt dazu: Gemeinsam mit anderen Freiwilligen wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen: In der Heimat wurde um Geld geworben, um das Heim finanziell unterstützen zu können. Mit einigem Erfolg, schließlich wurden rund 3000 Euro gesammelt. Davon wurde ein ehemaliger Klassenraum zu einem Schlafzimmer umgewandelt. Denn für die rund 20 Heimkinder standen ursprünglich nur sechs Betten zur Verfügung. Mit den Spenden konnten sechs neue doppelstöckige Betten mit Matratzen angeschafft werden. Urlaub waren diese zehn Wochen gewiss nicht. Auch wenn Lara zum Ende der Hitzeperiode in Ghana war, die Regenzeit begann erst nach ihrem Aufenthalt, geschwitzt hat sie dennoch. Daher wachten sie und die zwei bis vier anderen Freiwilligen schon vor fünf Uhr auf. Gegen 9 Uhr ging es ins Waisenhaus, von 12 bis 14 Uhr war Mittagspause, danach war Spielen mit den Kindern angesagt. "Dabei ging es den Kindern häufig darum, einfach auf dem Arm herumgetragen zu werden", so Lara. In Ghana sei das nicht länger üblich, als bis die Kinder laufen können. Um 17.30 Uhr war Feierabend, Abendessen und dann ins Bett. "Sehr viel mehr hat der Tag nicht hergegeben". Auch die Tagesarbeit kostete wegen der Temperaturen " 30 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit " eine Menge Energie, so dass man recht früh ins Bett ging. Dabei waren die Volunteers nicht im Kinderheim untergebracht, sondern sie hatten ein eigenes Quartier. Und am Wochenende" Da machte man manchmal Ausflüge mit einem "Trotro", einem Kleinbus. Die haben eigentlich nur neun Sitzplätze, aber es kam vor, "dass wir zu fünft auf einer Bank für drei Personen saßen". Allzu viel von Ghana hat Lara aber trotzdem nicht gesehen. Denn in das "schätzungsweise 200 Kilometer entfernte Cape Coast haben wir rund acht Stunden gebraucht. Und bei solchen Reisegeschwindigkeiten ist ein Wochenende schnell vorbei", bedauert Lara ein wenig. "Es war ganz sicher eine tolle Erfahrung und mir hat"s Spaß gemacht. Die Kinder waren total offen. Aber ich habe auch gelernt, dass ich in einem solchen Land nicht leben möchte", zieht Lara als Resumee ihrer Zeit in Ghana. Und sie hat noch etwas gelernt: "Wenn man so etwas vorhat, dann sollte man mit einer Organisation vor Ort oder vielleicht mit der Kirche zusammenarbeiten". Denn sie hat erfahren müssen, dass die deutsche Organisation, mit der sie nach Ghana gegangen ist, zwar rund 70 Prozent des von ihr gezahlten Geldes einbehalten hat, aber sie nur an eine örtliche Einrichtung weiter vermittelte. Und die organisierte alles weitere. "Und dafür hätte sie eigentlich mehr verdient als nur 30 Prozent", ist Lara Koska überzeugt.