Etwa 130 Berufe zählen zum Handwerk, darunter gehören auch Friseure und Optiker. Die beliebtesten Ausbildungsplätze sind in der Baubranche. Doch nach wie vor gehöre der Handwerksberuf nicht zur bevorzugten Ausbildung. „Das ist ein gesellschaftliches Thema. Dabei hat sich in der Corona-Krise gezeigt, dass das Handwerk ein krisensicherer Beruf ist.“
Gastronomie sucht
Auch das Angebot der Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee ist bis auf vereinzelte Branchen konstant geblieben. In der Industrie wird unvermindert ausgebildet.
In der Reise- oder Veranstaltungsbranche sind bisher kaum Ausbildungsverträge geschlossen wurden. „Das ist nur verständlich, da nicht absehbar ist, wann in diesen Bereichen die Unternehmen zum ,Normalbetrieb’ zurückkehren können“, sagt Alexandra Thoss, Geschäftsführerin für den Bereich Ausbildung der IHK Hochrhein-Bodensee. Auch im Handel liegen bisher weniger Verträge vor als letztes Jahr. „Wir gehen aber stark davon aus, dass sich das ändert und es Nachholeffekte geben wird, wenn die Betriebe wieder dauerhaft öffnen.“
In der Gastronomie liegen die Eintragungen kaum unter Vorjahresniveau, obwohl die Unternehmen überwiegend geschlossen waren, hebt Thoss hervor. „Es ist verwunderlich, dass in der Gastronomie verstärkt nach Fachkräften gesucht wird. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es dort nun knapp ein Drittel mehr Ausbildungsstellen“, bestätigt Schmucker.
In Gesprächen mit Stellen-Suchenden fällt Schmucker vor allem auf, dass die Bewerber unsicher sind. „Das ist schade, gerade weil der Bewerbermarkt gut aufgestellt und die Angst unbegründet ist.“ Schmucker hebt hervor: „Der Schulterschluss ist: Die Jugendlichen müssen sich trauen, sich zu bewerben. Und die Unternehmen sollen schnell auf eine Bewerbung reagieren, um die Verunsicherung gering zu halten.“
Praktika fehlen
Hinzu komme, dass eine berufliche Orientierung sich in der Pandemie schwierig gestaltet. Denn auch die Unternehmen hätten wegen Homeoffice und Infektionsschutz weniger Praktika angeboten, meint Schmucker. Vor allem das Reinschnuppern in einen Beruf ist laut Schmucker ein wichtiger Bestandteil in der Orientierung. Dem stimmt auch Herkommer zu: „64 Prozent kommen durch Praktika zur Handwerksausbildung.“ Zudem bleibe der Trend, einen höheren Schulabschluss und ein Akademikerwerdegang anzustreben, bestehen. „Dies erschwert Unternehmen, Auszubildende zu finden. Aufgrund der Pandemie und der nicht stattgefundenen Berufsorientierung neigen nun Eltern und Schüler dazu, die Entscheidung über die weitere Ausbildung zu verschieben“, erklärt Thoss. Zudem vermutet sie, dass jene, die aktuell noch abwarten, dann als „Doppeljahrgang“ nächstes Jahr in die Ausbildung drängen. Als Orientierungshilfe bietet die Agentur für Arbeit folgende Weblinks an: Check-U unter www. arbeitsagentur. de/bildung/welche- ausbildung- welches- studium-passt und Ausbildungklarmachen unter www.arbeitsagentur. de/m/ ausbildungklarmachen.
Wer mehr über die Handwerksberufe und Praktika erfahren will, kann sich unter www.handwerk.de/ lehrstellen-radar.html informieren.