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Kreis Lörrach Gute Chancen für Ausbildungsplatz

Die Oberbadische
Eine Ausbildung in der Elektro-Branche steht weiterhin hoch im Kurs.Foto: sba/Julian Stratenschulte Foto: Die Oberbadische

Beruf: Orientierung durch Corona-Pandemie erschwert / Bewerber sind unsicher / 775 offene Stellen

Viele Schüler im Landkreis Lörrach stecken mitten in der Prüfungsphase. Eine Ausbildung ist in diesem Jahr stärker gefragt, allerdings bleiben viele Stellen unbesetzt. Im Gespräch mit unserer Zeitung informieren die Arbeitsagentur Lörrach, die Kreishandwerkerschaft Lörrach und die IHK Hochrhein-Bodensee über die aktuelle Ausbildungssituation.

Von Alisa Eßlinger

Kreis Lörrach . Trotz Pandemie ist die Ausbildungssituation so robust wie die Jahre zuvor, sagt die Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur Lörrach, Jenniefer Schmucker. „Die Ausbildungsstellen sind auf einem guten Niveau und sind sogar gestiegen. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um sich zu bewerben.“ Aktuell gibt es 836 Interessenten, denen 1404 Ausbildungsstellen gegenüberstehen. Das sei eine gute Bewerber-Stellen-Relation, findet Schmucker. Derzeit werden noch 775 offene Stellen im Landkreis angeboten, und 515 Menschen sind noch auf der Suche. Zwar gebe es weniger Bewerber, weil es unter anderem auch weniger Schulabsolventen gibt, doch dafür ist das Interesse an einer Ausbildung um drei Prozent gestiegen.

Auf einem guten Weg

Die Nachfrage, eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren, ist da, sagt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Daniel Herkommer. Im April wurden 137 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Landkreis Lörrach geschlossen. „Das sind 42 Prozent mehr als im Vorjahr“, hebt Herkommer hervor. Auch im März waren es 94 neue Verträge (2020: 84).

Im vergangenen Jahr sei das Interesse an einer Ausbildung im Handwerk coronabedingt deutlich zurückgegangen. 2020 wurden 348 Verträge insgesamt abgeschlossen (2019: 395). Doch dieser Rückgang sei in diesem Jahr wieder aufgeholt worden. „Wir sind auf einem guten Weg. Und ich bin zuversichtlich, dass wir 2019 toppen werden.“

Handwerk weniger gefragt

Doch auch wenn die Vertragszahlen steigen, werden nicht alle offenen Ausbildungsplätze besetzt. Bei einer Umfrage der Mitgliedsfirmen der Kreishandwerkerschaft kam heraus, dass 40 Prozent der Auszubildenden über die eigene Familie zum Handwerksberuf gelangen. „Nur wenige kommen über Dritte wie Ausbildungsbörsen. Das ist schade.“

Etwa 130 Berufe zählen zum Handwerk, darunter gehören auch Friseure und Optiker. Die beliebtesten Ausbildungsplätze sind in der Baubranche. Doch nach wie vor gehöre der Handwerksberuf nicht zur bevorzugten Ausbildung. „Das ist ein gesellschaftliches Thema. Dabei hat sich in der Corona-Krise gezeigt, dass das Handwerk ein krisensicherer Beruf ist.“

Gastronomie sucht

Auch das Angebot der Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee ist bis auf vereinzelte Branchen konstant geblieben. In der Industrie wird unvermindert ausgebildet.

In der Reise- oder Veranstaltungsbranche sind bisher kaum Ausbildungsverträge geschlossen wurden. „Das ist nur verständlich, da nicht absehbar ist, wann in diesen Bereichen die Unternehmen zum ,Normalbetrieb’ zurückkehren können“, sagt Alexandra Thoss, Geschäftsführerin für den Bereich Ausbildung der IHK Hochrhein-Bodensee. Auch im Handel liegen bisher weniger Verträge vor als letztes Jahr. „Wir gehen aber stark davon aus, dass sich das ändert und es Nachholeffekte geben wird, wenn die Betriebe wieder dauerhaft öffnen.“

In der Gastronomie liegen die Eintragungen kaum unter Vorjahresniveau, obwohl die Unternehmen überwiegend geschlossen waren, hebt Thoss hervor. „Es ist verwunderlich, dass in der Gastronomie verstärkt nach Fachkräften gesucht wird. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es dort nun knapp ein Drittel mehr Ausbildungsstellen“, bestätigt Schmucker.

In Gesprächen mit Stellen-Suchenden fällt Schmucker vor allem auf, dass die Bewerber unsicher sind. „Das ist schade, gerade weil der Bewerbermarkt gut aufgestellt und die Angst unbegründet ist.“ Schmucker hebt hervor: „Der Schulterschluss ist: Die Jugendlichen müssen sich trauen, sich zu bewerben. Und die Unternehmen sollen schnell auf eine Bewerbung reagieren, um die Verunsicherung gering zu halten.“

Praktika fehlen

Hinzu komme, dass eine berufliche Orientierung sich in der Pandemie schwierig gestaltet. Denn auch die Unternehmen hätten wegen Homeoffice und Infektionsschutz weniger Praktika angeboten, meint Schmucker. Vor allem das Reinschnuppern in einen Beruf ist laut Schmucker ein wichtiger Bestandteil in der Orientierung. Dem stimmt auch Herkommer zu: „64 Prozent kommen durch Praktika zur Handwerksausbildung.“ Zudem bleibe der Trend, einen höheren Schulabschluss und ein Akademikerwerdegang anzustreben, bestehen. „Dies erschwert Unternehmen, Auszubildende zu finden. Aufgrund der Pandemie und der nicht stattgefundenen Berufsorientierung neigen nun Eltern und Schüler dazu, die Entscheidung über die weitere Ausbildung zu verschieben“, erklärt Thoss. Zudem vermutet sie, dass jene, die aktuell noch abwarten, dann als „Doppeljahrgang“ nächstes Jahr in die Ausbildung drängen.   Als Orientierungshilfe bietet die Agentur für Arbeit folgende Weblinks an: Check-U unter www. arbeitsagentur. de/bildung/welche- ausbildung- welches- studium-passt und Ausbildungklarmachen unter www.arbeitsagentur. de/m/ ausbildungklarmachen.

Wer mehr über die Handwerksberufe und Praktika erfahren will, kann sich unter www.handwerk.de/ lehrstellen-radar.html informieren.

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