Mit Blick auf die noch unbesetzten Stellen merkt Payer an, dass zahlreiche Unternehmen noch bis in den Herbst hinein Entscheidungen träfen. Außerdem werde die Agentur für Arbeit mit allen Partnern mindestens bis Jahresende nachvermitteln. „Viele junge Menschen werden noch eine Ausbildungsstelle finden oder auf eine Alternative ausweichen.“ Deshalb würden sich die Zahlen der unbesetzten und der unterversorgten Bewerber, wie in jedem Jahr, noch deutlich reduzieren.
Und weiter: „Wir empfehlen Spätentschlossenen ganz schnell einen Termin in der Berufsberatung zu vereinbaren.“ Freie Ausbildungsstellen gebe es zum Beispiel von Verkauf bis Lagerlogistik, in Büroberufen bis hin zu Bau- und Technikberufen.
Nicht immer bringen die jungen Menschen die optimalen Voraussetzungen mit, verweisen Ranz und Herkommer auf schulische Defizite. Betriebe reagierten darauf mit ergänzenden Schulungen und Angeboten. Deshalb seien Studienabbrecher und Gymnasiasten gern gesehene Bewerber. Selbst in kleinen Betrieben habe die Moderne längst Einzug gehalten, erklärt Ranz am Beispiel von kleinen Schreinereien, in denen computergestützte Werkzeugmaschinen Alltag seien.
Sorge bereitet Ranz und Herkommer der Nahrungsmittelbereich: Bäcker, Fleischer, Konditor: Hier ist hat die Nachfrage bei Ausbildungsplatzsuchenden in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen. Die Berufe haben große Mühe, Nachwuchs zu finden. „Hier müssen wir aktiv werden und gegensteuern“, erklärt der Geschäftsführer auch mit Blick auf die Lage an der Lörracher Gewerbeschule. In diesem Jahr konnten im Landkreis Lörrach bisher zehn Ausbildungsverträge unterzeichnet werden, zwei mehr als im Vorjahr.
Angesichts der sinkenden Ausbildungs- und Schülerzahlen im Lebensmittelhandwerk sei aus Sicht des Regierungspräsidiums Freiburg mittelfristig eine Konzentration von vier auf ein bis zwei Schul-Standorte im Bezirk unumgänglich. Die Gewerbeschule Lörrach könnte demnach Konditoren und Bäcker verlieren. Kreishandwerkerschaft und Landkreis wehren sich dagegen. Sollten die Wege zur Schule weiter werden, führe das nicht zu einer Attraktivitätssteigerung besagter Berufe, sagt Herkommer. „Wir müssen schauen, dass die Ausbildungszahlen stabil bleiben und nicht weiter sinken.“