Kreis Lörrach Herausforderung „Pflege“

Von Peter Ade
Anhaltende Probleme gibt es auch bei der Suche nach Tagespflege-, Kurzzeitpflege- und Langzeitpflegeplätzen. Symbolfoto: Pixabay Quelle: Unbekannt

Landratsamt: Fachkräftemangel im Fokus / Erhebungen im Sozialausschuss

Die prekäre Personalsituation in der Alten- und Krankenpflege steht im Fokus der seit 2021 im Aufbau befindlichen Kommunalen Pflegekonferenz, die am heutigen Samstag in der Wiesentalhalle in Steinen-Höllstein tagt. Der Sozialausschuss des Kreistags befasste sich diese Woche mit dem Thema.

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Sprecher aller Fraktionen waren sich einig, dass die Grenzregion bei der Suche nach Fachkräften vor gewaltigen Herausforderungen steht.

Zahl der Pflegebedürftigen

Die Zahl der Pflegebedürftigen hat sich in den letzten 20 Jahren etwa verdoppelt. Laut Bundespflegestatistik wurden am 15. Dezember 2019 von den Diensten und Einrichtungen im Landkreis 9333 Personen gepflegt und betreut. Das entspricht einem Anteil an der Kreisbevölkerung von 4,1 Prozent. Gründe für die Zunahme sind die Zahl Hochbetagter mit einem deutlich erhöhten Pflegerisiko und die Einführung erweiterter Pflegebedürftigkeitskriterien in der Pflegeversicherung. 80,6 Prozent der Pflegebedürftigen wurden im häuslichen Umfeld gepflegt, 19,4 Prozent in Heimen im Landkreis.

Den überwiegenden Anteil an Pflegebedürftigen bildet die Gruppe der über 75-Jährigen. Bis 2030 ist mit deren Zunahme um 10,6 Prozent zu rechnen. Prognostiziert wird für den Landkreis Lörrach bis zum Jahr 2030 eine Pflegequote von 4,8 Prozent (11 300 Pflegebedürftige).

19 ambulante Dienste

Von den im häuslichen Umfeld betreuten Menschen wurden 75,4 Prozent ausschließlich von Angehörigen oder selbst beschafften Pflegekräften versorgt, 24,6 Prozent von anerkannten ambulanten Pflegediensten. Die Dienste können nach eigenen Angaben – nicht nur pandemiebedingt, aber dadurch verschärft – nicht mehr alle Anfragen befriedigen und müssen häufig priorisieren.

Der Pflegestützpunkt berichtet, dass Patienten zunehmend aus den Kliniken entlassen werden, ohne dass die Anschlussversorgung geregelt ist.

Problem Kurzzeitpflege

Anhaltend große Probleme gibt es auch bei der Suche nach Tagespflege-, Kurzzeitpflege- und Langzeitpflegeplätzen. Eine Stichtagserhebung zum 31. Oktober 2021 zeigte, dass 302 von 1613 Langzeitpflegeplätzen (18,7 Prozent) für Kreisbewohner nicht zur Verfügung standen, da vor allem aufgrund des Fachkräftemangels ein Aufnahmestopp bestand oder die Betten von Bewohnern belegt waren, die ihren letzten Aufenthalt vor der Heimaufnahme außerhalb des Landkreises hatten (201 Plätze). Zudem fehlen kreisweit 60 bis 90 ganzjährige Kurzzeitpflegeplätze.

Mangel an Pflegekräften

Die Einführung der sogenannten „generalistischen Pflegeausbildung“ zum 1. Januar 2020 hatte zum einen die Vereinheitlichung der Ausbildung im Bereich der Europäischen Union zum Ziel. Eine Fachpflegekraft kann künftig überall in der EU, sowohl in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege als auch in der Altenpflege arbeiten. Zum anderen sollte der Pflegeberuf auch attraktiver werden.

Bei der Zahl der Schüler, die seit 2020 die Pflegeausbildung im Landkreis begonnen haben, ist noch keine Zunahme gegenüber der Zeit vor Einführung der Generalistik erkennbar. Aktuell befinden sich an drei Schulen in sechs Klassen 168 Schüler in der Ausbildung, von denen die ersten ihr Examen zum 31. März 2023 ablegen werden.

Arbeiten am Image

Als Fazit der umfangreichen Erhebungen stellte Landrätin Marion Dammann fest, dass Versorgungsengpässe in der Pflege kein Spezifikum im Kreis Lörrach seien. Doch räumte sie ein, dass die Grenzlage stärker zu Tage trete als in anderen Landesteilen. Ihnen zu begegnen, verlange das Zusammenwirken von Leistungserbringern, Kostenträgern, Betroffenen und der Politik.

Laut Robert Müller von der zuständigen Stabsstelle im Landratsamt standen zuletzt 101 Langzeitpflegplätze im Kreis nicht zur Verfügung, da infolge des Fachkräftemangels ein Aufnahmestopp verhängt werden musste. Dammann riet, das Image des Berufs, die Arbeitsbedingungen und den Personalschlüssel zu verbessern. Es sei weniger eine Frage der Bezahlung, die sei nämlich gar nicht so schlecht.

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