Kreis Lörrach Immer locker bleiben

Gerald Nill
Lutz Herkenrath gut gelaunt vor 200 Zuhörern beim Studium Generale der Dualen Hochschule in Lörrach. Foto: Gerald Nill

Der Schauspieler Lutz Herkenrath war an der DHBW Lörrach zu Gast. Er referierte zum Thema „Mit Charisma zum Erfolg“.

Förmlich an den Lippen hingen 200 Besucher beim Studium Generale in der Dualen Hochschule BW dem Schauspieler und Entertainer Lutz Herkenrath. Das Nordlicht zeigte den Leuten tief im Süden unterhaltsam, wie man überzeugend und vertrauensvoll auftritt, wenn es drauf ankommt.

Jeder hat Charisma

„Jeder hat Charisma – zumindest mal gehabt“, führte der Schauspieler ein und ließ zum ersten Mal schmunzeln. Er nahm sich selbst aufs Korn, dass der Profi auf der Bühne keine Chance gegen kleine Laienschauspieler habe. Warum? Weil bei den „Wurzelzwergen“ inneres Erleben und äußerer Ausdruck identisch seien. Kinder seien immer authentisch, bis sie in die Schule kommen. Und diese ehrliche direkte Art komme im Auftreten immer gut an. Erwachsene müssen sich schon etwas anstrengen, um beim Auftreten zu punkten, so Herkenrath.

Nach dem Motto „Anspannung ist abstoßend, Entspannung ist anziehend“ versuchte der Entertainer auch in schwierigen Situationen, zum Beispiel vor 200 Zuhörern – locker zu bleiben. Eine „leichte Skifahrer-Haltung“ sei deshalb empfehlenswert. Geerdet. Dabei presste Herkenrath die Fersen seiner senffarbenen Sportschuhe auf den Boden.

Pausen machen

Das Atmen sei für die Ausstrahlung ebenfalls wichtig, nie atemlos sein. „Und machen Sie Pausen, wenn Sie ihr Gegenüber verlieren. Wirkungspausen“, rät der Entertainer. „Ich ziehe Sie mit meinen Worten auf die Bühne“, behauptete Herkenrath. Dabei seien es eben nicht nur die Worte, sondern vor allem die Gesten. Das wurde bei dem folgenden Feldversuch klar. Herkenrath forderte 200 Zuhörer auf, einmal aufzustehen. Das Publikum spielte mit. Die Leute sollten sich alle dann möglichst gleichzeitig bei „Drei“ hinsetzen. Der Animateur zählte eins, zwei, setzte sich – ohne das Kommando „Drei“ - hin und 197 machten es ihm sofort nach. Warum? Weil wir bildgesteuert sind und nicht textfixiert, meint der Schauspieler.

Peinlichster Auftritt

Seinen stärksten Moment im Auditorium der Dualen Hochschule hatte Herkenrath, als er den peinlichsten Auftritt seines Berufslebens nachspielte. Theater Hamburg, Hauptrolle in „Das Urteil von Nürnberg“. Optimale Vorbereitung. Vorschusslorbeeren. Und dann, bei der Premiere vor 750 Zuschauern nach wenigen Minuten: Blackout, Text weg. Schweißausbruch. Und die Souffleuse weit entfernt. Statt die Situation geschmeidig zu überspielen, trat eine lähmende Starre ein.

Peinlichkeit als Lektion

Für Herkenrath war diese Peinlichkeit eine Lektion. Er hätte zu seiner Unvollkommenheit stehen sollen. „Wir müssen bereit sein, Fehler zu machen“, so der Schauspieler. „Ich möchte gerne nicht perfekt sein.“ Denn diese Ehrlichkeit lasse ihn letztlich wieder überzeugend, authentisch und damit letztlich erfolgreich wirken.

Der Profi gab beim Studium Generale – ungewollt – ein Zeugnis seiner These und belegte seine innere Überzeugung. Als er einen sechsjährigen Jungen beim Zahnarzt spielte, der genauso viel Angst wie der Doktor hat, rollte dem Schauspieler tatsächlich eine echte Träne über die Wange. Vielleicht war das schlecht gespielt, aber es wirkte umso authentischer. Jedenfalls war das Vertrauen zum Publikum, um das es an diesem Abend ja ging, vollständig da.

Ehrlich und überzeugend

Herkenrath kam ehrlich, überzeugend und vor allem unterhaltsam rüber. Mit seinem Leitspruch „Wenn wir wissen, wofür wir brennen, leuchten wir“ schloss Herkenrath seinen Auftritt und heimste Komplimente vom Gastgeber Professor Sebastian Feichtmair und kaum enden wollenden Beifall des Publikums ein.

Am 5. Juli ist Herkenrath schon wieder an der DHBW in Lörrach und gibt dann einen Workshop.

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