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Kreis Lörrach Immer öfter bleibt die Küche kalt

Alexandra Günzschel
Hand in Hand für eine schmackhafte Mahlzeit im Restaurant: Das klappt nicht überall so reibungslos. Foto: zVg

Die Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten schlägt Alarm.

Ob in Restaurants, Gaststätten oder Biergärten – in der Gastronomie gehören „neue Öffnungszeiten“ zum Alltag, wie die Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt.

„Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen rausfährt oder etwas trinken möchte, sollte sich besser vorher erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt“, rät Burkhard Siebert, Geschäftsführer der NGG Schwarzwald-Hochrhein. Viele Gaststätten und Restaurants hätten bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. „Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends deutlich früher“, schlägt die Gewerkschaft in ihrer Mitteilung Alarm. „Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme“, sagt Siebert. Der Grund liege auf der Hand: „Zu wenig Personal. Hotels, Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés und Cateringunternehmen – fast alle suchen händeringend Unterstützung.“

Allein für den Landkreis Lörrach hat die Bundesagentur für Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie aktuell 107 offene Stellen registriert. „Wer in der Küche klarkommt, kann sofort anfangen: 72 unbesetzte Jobs warten auf einen Küchen-Profi.

Aber auch um den Nachwuchs macht sich das Gastgewerbe Sorgen: 47 Ausbildungsplätze sind immer noch frei. Und es sieht nicht gut aus. Denn eigentlich müssten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein“, betont Siebert.

NGG-Forderung nach 3000 Euro Einstiegsgehalt

Der NGG zufolge muss sich in der Gastro-Branche einiges ändern. Siebert setzt hierbei auf höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten. Konkret peilt er für die Zukunft einen „Gastro-Startlohn“ von 3000 Euro brutto im Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in Vollzeit weiterarbeiten. „Das muss die Branche hinbekommen. Denn wer seine Ausbildung abgeschlossen hat, braucht eine klare Perspektive. Egal, wo eine Köchin, ein Kellner oder eine Hotelfachfrau hingeht – egal, in welche Hotelbar, an welche Rezeption, bei welchem Caterer oder in welchem Biergarten: Der faire Einstiegslohn liegt bei mindestens 3000 Euro.“

Tatsächlich schrammten Köche und Kellner im Kreis Lörrach ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von zwölf Euro pro Stunde entlang. Ein Großteil der Gastro-Betriebe zahle noch immer keinen Tariflohn. „Das sei ein Unding, wenn man gute Leute sucht“, begründet Siebert diese Forderung.

Die Dehoga im Landkreis beklagt zu viel Bürokratie

Grundsätzlich bestätigt der Lörracher Dehoga-Kreisvorsitzende Mike Kiefer die Einschätzung der NGG. Er selbst zahlt in seinen drei Betrieben längst höhere Einstiegslöhne, wie er sagt. Eine Forderung will er daraus jedoch nicht ableiten.

Die Angestellten müssten von ihrem Lohn eine Familie ernähren können. Und Bedienungen für zwölf Euro die Stunde finde man ohnehin schon längst nicht mehr, spricht der Zeller Gastronom aus Erfahrung. Wichtig für die Branche sei es, dass die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent bleibt und nicht wieder auf 19 Prozent erhöht werde, erklärt Kiefer.

Mit den verringerten Öffnungszeiten habe die Gastronomie auf den Personalnotstand reagiert. Das sei ein Riesenproblem, etwa in Schönau, wo Wander-Touristen vom Belchen kommen und kaum noch Möglichkeiten zur Einkehr vorfinden, bedauert Kiefer.

Er beklagt zudem die hohen bürokratischen Hürden, um ausländische Mitarbeiter einzustellen. Seit einem halben Jahr bemüht sich Kiefer um einen neuen Angestellten aus der Türkei mit 30-jähriger Erfahrung als Kellner. Doch seine Ausbildung werde von der IHK nicht anerkannt, so die Kritik. Im Herbst soll es nun endlich klappen.

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