Kreis Lörrach Infektionen rasch eindämmen

Denis Bozbag
Firmen sollen ihren Mitarbeitern mindestens einmal pro Woche kostenlose Schnelltests anbieten. Foto: Die Oberbadische

Pandemie: Unternehmer berichten von den Herausforderungen bei der Umsetzung von Schnelltests

Kreis Lörrach -  Fast die Hälfte der Unternehmen im Land ist auf das Testen ihrer Belegschaften bereits eingestellt: 19 Prozent testen schon, 27 Prozent starten damit in Kürze. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags.

Während einer Pressekonferenz mit dem Lörracher Landratsamt haben am Montag Vertreter der Kreishandwerkerschaft, IHK und lokalen Unternehmen auf die Herausforderungen bei der Umsetzung der Schnelltestungen aufmerksam gemacht.

Nach dem aktuellen Beschluss des Kanzleramts und den Länderchefs vom 3. März sollen Unternehmen zur Gewährleistung eines umfassenden Infektionsschutzes als gesamtgesellschaftlichen Beitrag den vor Ort Beschäftigten pro Woche mindestens einen kostenlosen Schnelltest anbieten.

„25 bis 50 Prozent der kleinen bis mittleren Betriebe mangelt es aber noch an Informationen, und die bislang fehlende finanzielle Unterstützung aus der Politik bereitet ihnen Sorge“, verdeutlichte Thomas Conrady, Präsident der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee. „Aufklärung tut hier Not.“

Deshalb biete die Handelskammer Hochrhein-Bodensee spezielle Schulungsangebote für Mitarbeiter von Mitgliedsunternehmen an, die Schnelltests durchführen wollen. Rechtliche Rahmenbedingungen, räumliche Voraussetzung, benötigtes Material, Testdurchführung und Dokumentation werden in einem virtuellen Sachkunde-Seminar veranschaulicht.

Daniel Herkommer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, unterstützt regelmäßige Testungen in den Handwerksfirmen auf freiwilliger Basis. Er bewerte die notwendigen Schulungen der Mitarbeiter als eine hohe Bürde für kleinere Betriebe. Vielmehr sehe er in den Selbsttests für jedermann eine handliche Möglichkeit, rasch Infektionen im Betrieb eindämmen zu können. „Positive Ergebnisse bei den Selbsttests müssen dem Arbeitgeber gemeldet werden. Dieser meldet die Infektionsfälle ans Gesundheitsamt.“

Kreishandwerksmeister Martin Ranz sieht zudem in der Möglichkeit, in Betrieben Strukturen für Bürgertestungen wie in der Gevita Seniorenresidenz oder im Gemeindehaus St. Fridolin zu etablieren, mit großem bürokratischen Aufwand verbunden.

Das Ministerium für Soziales und Integration hatte für solche Testzentren am 12. März eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen, in der die Regeln für Anbieter von Bürgertests festgelegt sind.

Die Abrechnung der Testungen erfolgt entsprechend der Testverordnung des Bundes über die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg. Angebotserbringer müssen sich über deren Website registrieren.

„Ich möchte keine finanzielle Mehrbelastung auf unsere Mitglieder zukommen sehen.“ Zudem wäre es wünschenswert, wenn das Landratsamt Schnelltests kostenfrei den Betrieben zur Verfügung stellen könnte.

Landrätin Marion Dammann erklärte hierzu, dass das Land die Kommunen direkt angesprochen habe, um eine flächendeckende Versorgung mit den Bürgertests zu gewährleisten und die Kreisverwaltungen bei der Organisation dieser Strukturen zu entlasten.

Matthias Reuter, Geschäftsführer der Firma Durlum, bestätigte, das sein Unternehmen sehr gefordert sei, eigene Strategien bei der Durchführung der Schnelltests zu entwickeln, wie zum Beispiel bei der Frage, in welcher Reihenfolge die Mitarbeiter getestet werden müssten. Zudem sei er sich nicht sicher, wie viel Risiko das Unternehmen dabei zu tragen habe und wie viel Verantwortung geschulte Mitarbeiter, deren Kernkompetenz nicht beim Gesundheitsschutz liege, für die sachgerechte Testung an den Kollegen übernehmen dürften.

Michael Jenisch, Technische Leiter bei Herbster Hülsen, sprach sich dafür aus, für das Testen zu werben und die IHK-Schulungen zu diesem Thema wahrzunehmen. Er betonte zudem, dass das Umsetzen sämtlicher Schutzmaßnahmen den Firmen und deren Mitarbeitern sehr viel Kraft abverlange, und bedankte sich für das Engagement seiner Beschäftigten, den Gesundheitsschutz so ernst zu nehmen.

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