Kreis Lörrach Inflation kein neues Problem

Alexander Anlicker

Wohnungslosenhilfe: In vergangenen zehn Jahren deutliche Steigerung bei den Wohnkosten

„Alle unsere Klienten sind von der Teuerung betroffen“, sagt Stefan Heinz, Leiter des Erich-Reisch- Hauses und der AGJ- Wohnungslosenhilfe im Landkreis Lörrach. Die Einrichtung wendet sich mit einem breit aufgestellten Angebot sowohl an wohnungslose Menschen als auch an Menschen, die von Wohnungsnot bedroht sind. Gerade diese Menschen haben wenig Rücklagen und spüren die Inflation bei jedem Einkauf.

Von Alexander Anlicker

Kreis Lörrach. Wie sehr die Inflation gerade die Ärmsten trifft, verdeutlicht Heinz am Beispiel eines Bewohners des Erich-Reisch-Hauses, der mit dem knapp 450 Euro Hartz-IV-Regelsatz auskommen muss. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Butter, Milch und Nudeln werden teurer. Der Bewohner habe berichtet, dass de im Monat rund 60 Euro mehr für Lebensmittel ausgeben müsse, erklärt Heinz. Da gelinge es nicht mehr, etwas zurückzulegen, sagt Heinz und ergänzt: „Wenn man Schulden hat, dann wird es noch knapper.“

Das Thema Inflation ist für Heinz jedoch kein neues Phänomen. „Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren schon deutliche Preissteigerungen bei den Wohnkosten. Das beschäftigt uns in der Fachstelle Wohnungsnot schon länger“, sagt er. Die Fachstelle unterstützt Haushalte, bei denen aufgrund von Mietschulden Räumungsklagen anstehen. Angesichts der steigenden Energiepreise werden für diese Haushalte die Spielräume immer enger.

Das mache auch etwas mit der Psyche der Menschen, ergänzt der Sozialarbeiter und Streetworker Marc Horn. Mit Social Distancing und eingeschränkten Angeboten ist die Einrichtung, laut Heinz, gut durch die Corona-Pandemie gekommen, aber die Situation habe Spuren hinterlassen, erklärt er. Mit Ukraine-Krieg, Energiekosten und Inflation komme die nächste Krise, welche die Menschen sehr beschäftigt.

Mittlerweile rufen Menschen bei der Fachstelle für Wohnungssicherung an, die eine günstigere Wohnung suchen und sich Sorgen machen, was mit den Abschlagszahlungen für Gas und Strom auf sie zukommt.

Die Fachstelle für Wohnungssicherung habe in den vergangenen Jahren rund 270 bis 280 Haushalte erreicht. Die Zahl seien im vergangenen Jahr gesunken. Hier hätten diverse Corona-Schutzschirme und das Gegensteuern des Staates gewirkt, meint Heinz. Er ist überzeugt, dass es staatliches Eingreifen braucht. „Das Bürgergeld geht in die richtige Richtung“, sagt Heinz. Er begrüßt die damit geplante Erhöhung des Regelsatzes um 50 Euro zum Jahreswechsel, wobei dies seiner Ansicht nach nicht ausreichend sei.

Neben Hartz-IV-Empfängern treffe die Inflation auch Menschen die Niedriglohnbereich arbeiten. Er hofft, dass die Erhöhung des Wohngelds und die Tatsache, dass mehr Menschen Wohngeld beantragen können, für Entlastung sorgt.

Steigende Strom- und Gaspreise gehen auch an Einrichtungen wie dem Erich-Reisch-Haus nicht vorbei. „Wir haben langfristige Verträge und bis Anfang nächsten Jahres Planungssicherheit“, sagt Heinz. Ab dem zweiten Quartal nächsten Jahres rechnet aber auch er mit steigenden Energiekosten. „Da geht es uns nicht anders als anderen Haushalten und Unternehmen“, sagt er.

Es seien immer mehr Menschen auf die Tafeln angewiesen, haben Heinz und Horn beobachtet. Die Tafeln spielten eine immer größere Rolle in der Versorgung der Menschen.

„Wenn ich draußen meine Runden drehe, sehe ich immer mehr Leute, die Flaschen sammeln“, weist Horn zudem auf die zunehmende Armut hin.

Wohnungslosenhilfe im Landkreis Lörrach

Wallbrunnstraße 77

79539 Lörrach

Tel. 07621/91 65 10

E-Mail: erich-reisch-haus @agj-freiburg.de

www.wohnungslosenhilfe- loerrach.de

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