Um sich mehr Gehör zu verschaffen, wurde aus der losen Gruppe der Rollifreunde, die sich zu geselligen Runden, Informationsaustausch und Ausflügen traf, 2012 ein Verein, der auch im Behindertenbeirat der Stadt vertreten ist. Berücksichtigt werden die Belange der Rollstuhlfahrer gleichwohl hauptsächlich bei Neubauprojekten, sagt Reimann. Ansonsten sei „viel Luft nach oben“, ergänzt Rosa Kamerling, obschon sich einiges in Puncto Barrierefreiheit getan habe. Selbst die langersehnte Rampe vor dem Kaufring steht nun.
Doch Nachbesserungen würden oft halbherzig vollzogen: Die Rampe hat noch eine Kante zur Fahrbahnseite, im modernisierten Laguna- Badeland steht der Behindertenlifter im Keller, befinden sich im Behinderten-WC auch Dusche und Umkleide. „Keiner würde so für Nichtbehinderte bauen“, kritisiert Rosa Kamlerling.
Demütigend sei dies, ebenso wie das Warten vor Geschäften, bis jemand eine mobile Rampe holt, oder wenn ein Busfahrer einfach weiterfährt, statt beim Einstieg über die behindertengerechte Rampe behilflich zu sein, mit der jeder SWEG-Bus ausgestattet ist.
Deshalb werden die Rollifreunde nicht müde, um Akzeptanz zu werben, auch bei jungen Menschen. Vielversprechend seien dabei die Projekttage, die an weiterführenden Weiler Schulen sowie in Schliengen und Grenzach -Wyhlen durchgeführt wurden. Im Rollstuhl sitzend bekommen die Schüler ein Gefühl für den beschwerlichen Hindernislauf von Rollifahrern, aber auch dafür, was trotz Handicap machbar ist, Rollstuhlsport zum Beispiel. Beratungen dazu und zu weiteren Lebensfragen von Betroffenen gehören denn auch zum vielseitigen Vereinsangebot.
Weitere Informationen: rollifreundeweilamrhein.de
„Behinderung“ lautet das Schwerpunktthema der Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ in diesem Jahr. Neben der Unterstützung von Einrichtungen und Projekten für „Menschen mit Behinderung“ geht es auch darum, mit redaktionellen Beiträgen und Reportagen die Themen Behinderung und Inklusion ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen.