Kreis Lörrach Integrationshilfe aufrechterhalten

Nils Straßel
Rainer Stickelberger und Anja Hanke fordern eine Schulbegleitung nicht nur auf Antrag. Foto: Nils Straßel

Politik: SPD und GEW möchten Wiedereinstellung des Schulbegleitungsprogramms im Landkreis erwirken

Kreis Lörrach - Insbesondere Schüler mit Behinderungen werden von den Änderungen im Schulalltag durch die Corona-Pandemie vor große neue Herausforderungen gestellt. Indes wurde die Finanzierung für das Schulbegleiter-Programm zur Hilfe dieser Kinder und Jugendlichen aufgrund des Ausfalls von Präsenzunterricht auf Eis gelegt. Die Kreis-SPD versucht nun mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) politisch eine Änderung dieser Linie herbeizuführen.

„Das genaue Gegenteil dieser Maßnahme wird gerade gebraucht. Die Unterstützung durch die Schulbegleiter ist für junge Menschen mit Behinderung im Moment so wichtig wie noch nie“, betonte die GEW-Kreisvorsitzende, Anja Hanke, beim gestrigen Pressegespräch.

Die Schulbegleitung ist eine Integrationshilfe, bei der hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche – beispielsweise Autisten – bei sozialen Kontakten und der Bewältigung des Schulalltags unterstützt werden. Diese Leistung wurde im Landkreis Lörrach sowie andernorts eingestellt, erklärte SPD-Landtagsabgeordneter Rainer Stickelberger. Der Grund dafür sei, dass ohne den traditionellen Unterrichtsbetrieb im Schulgebäude auch keine Begleitung gebraucht werde.

„Das ist natürlich gar nicht der Fall“, widerspricht Stickelberger: „Gerade jetzt beim Heimunterricht mit virtuellen Videokonferenzen und E-Mail-Verkehr brauchen die Schüler die Unterstützung ihrer Begleiter. In diesem neuen und ungewohnten Arbeitsfeld hat sich deren Aufgabenbereich eher vergrößert als verkleinert.“ Deswegen werde die SPD-Kreisfraktion versuchen, durch Anträge in den entsprechenden Ausschüssen eine Änderung dieser Maßnahme herbeizuführen.

Die Bildungsgewerkschaft unterstütze dieses Vorhaben „vollumfänglich“, sagte Hanke. Alle Schulleitungen des Landkreises könnten nicht nachvollziehen, wieso diese Leistungen gerade jetzt und auch noch ohne Rücksprache gestrichen würden. Zusätzlich seien viele Eltern von autistischen Schülern mit der Situation überfordert. „Lernen auf Distanz erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation. Die Schüler können das oft nicht leisten, und die Eltern haben gar keine Zeit dazu.“

War das Programm in den ersten Wochen der Schulschließungen noch komplett gestoppt, so können Eltern mittlerweile eine Genehmigung für eine Schulbegleitung ihres Kindes beantragen. Dazu meinte Stickelberger: „Diese Regelung halte ich für problematisch. Das Einreichen solcher Anträge ist oftmals eine große Hürde für Bürger, die im Umgang mit den Behörden unsicher sind. Da kann schnell der Eindruck entstehen, dass nur Eltern, die sich entsprechend wehren können, Leistungen erhalten, während die anderen leer ausgehen.“

Außerdem seien die Mittel für die Schulbegleitung bereits im Haushalt des Landkreises eingeplant. Das Programm könne also ohne zusätzliche finanzielle Belastungen wiedereingesetzt werden.

Der Abgeordnete meinte auch, dass die aktuelle Regelung zusätzliche negative Folgen auf die Zukunft des Programms haben könne. Der komplette Wegfall der Zuschüsse stelle für die ausführenden Fachdienste ein großes finanzielles Problem dar. Die Lebenshilfe Lörrach verfüge über 70 ausgebildete Schulbegleiter, die auf diese Aufträge angewiesen seien.

„Wenn die Fachkräfte sich aufgrund von Arbeitsmangel dazu entscheiden, einem anderen Beruf nachzugehen, kann der ohnehin recht hohe Bedarf an Schulbegleitern nach der Pandemie nicht mehr gedeckt werden“, befürchtet Stickelberger: „Das Ziel ist nicht nur, Schülern sofort zu helfen, sondern auch die für das Programm nötigen Strukturen aufrechtzuerhalten.“

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