Kreis Lörrach Ismail nutzt seine Chance

Die Oberbadische

Berufsausbildung: Junger Afghane lernt Metallbauer / Firmenchef und Lehrer loben fleißigen Flüchtling

Vom Landkreis Lörrach vorangetriebene Projekte zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zeigen bereits gute Erfolge. 25 Prozent von ihnen haben eine Arbeit gefunden. Der junge Afghane Ismail Khawari absolviert derzeit eine Ausbildung zum Metallbauer.

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Seit 1. September ist der 22 Jahre alte Kriegsflüchtling Azubi bei Metallbau Burger in Schwörstadt. Barbara und Rolf Burger, die in Degerfelden lebenden Inhaber des Familienbetriebs, kennen Ismail seit einem Jahr. Im Juli 2018 hatte er sich für ein Praktikum in der Firma beworben.

Meister Burger willigte sofort ein. „Es war allerdings ein Wagnis, denn wir hatten damals noch keinerlei Erfahrung im Umgang mit Migranten und Flüchtlingen.“ Heute sagt der Firmenchef aus voller Überzeugung: „Wir haben es nicht bereut. Im Gegenteil: Wir sind glücklich, Ismail in unserer Belegschaft zu haben.“

Die Agentur für Arbeit förderte die so genannte Einstiegsqualifizierung (EQ) mit dem Praktikum vom 1. Oktober 2018 bis zum 31. August dieses Jahres. Parallel zur „Schnupperlehre“ bei Burger besuchte Ismail die Gewerbeschule Schopfheim, machte den Hauptschulabschluss und lernte die deutsche Sprache.

Bei jedem Gespräch mithalten

Fließend geht es zwar noch nicht. Doch der wissbegierige junge Mann kann mittlerweile bei jeder Konversation gut mithalten – auch ein Ergebnis der Stützkurse in Deutsch, an denen der 22-Jährige regelmäßig teilnimmt.

In der Schwörstadter Werkstatt von Metallbau Burger ist Ismail ein beliebter Kollege. Werkstattleiter Dennis Dinkelacker, der Chef und die Lehrer an der Gewerbeschule sind voll des Lobes: „Er ist fleißig, interessiert sich für alle Arbeitsvorgänge und ist zu jedem immer sehr freundlich.“ Burger ist deshalb überzeugt, dass Ismail seine dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik erfolgreich bestehen wird. „Er hat das Zeug dazu“, meint der Chef.

Aus seiner Heimat Afghanistan – Geburtsort Mazar-e-Scharif im Norden – ist Ismail als 13-Jähriger geflohen. „Der Krieg hat große Teile unseres Land zerstört und jungen Menschen alle Zukunftschancen geraubt“, sagt er mit nachdenklicher Stimme.

Der Fluchtweg führte den Jugendlichen zunächst nach Pakistan und von dort in den Iran, wo er sich sechs Jahre lang aufhielt. 2016 kam er nach Deutschland mit Stationen in den Unterkünften Karlsruhe und Sigmaringen.

„Gute Menschen“ stehen ihm zur Seite

„Endstation“ war die zwischenzeitlich aufgelöste Gemeinschaftsunterkunft in Grenzach-Wyhlen. Dort lernte er die ehrenamtliche Betreuerin Christa Holzapfel kennen, die sich bis heute um Ismail kümmert, wie auch um einige andere Migranten.

So fühlt sich der junge Mann nicht allein, wenn er es mit Behörden und Ämtern zu tun hat. Beispielsweise muss er alle drei Monate im Rheinfelder Rathaus eine Verlängerung seines Ausweises beantragen. Sonst verliert er sein Bleibe- und Arbeitsrecht.

Ismail ist derweil froh, dass ihm immer wieder „gute Menschen“ zur Seite stehen. Er hofft auf seine endgültige Anerkennung als Flüchtling und will nach eigenen Worten „nicht mehr zurück ins Kriegsland Afghanistan“ – auch wenn seine Eltern noch dort leben.

Am Hochrhein angekommen, lebte der 22-Jährige zunächst in Beuggen. Heute hat er in einem Rheinfelder Stadtteil eine eigene Zwei-Zimmer-Wohnung. In seiner Freizeit hält sich Ismail meist in Schwörstadt auf. Für den Sportverein kickt er in der zweiten Mannschaft. Zurzeit kuriert allerdings an einer Verletzung aus dem Training, von der er sich bald zu erholen hofft.

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