Wird es Forschungsarbeiten zu diesem Fallbeispiel geben?
Sicherlich werden im Rahmen der Projekt- und Bachelorarbeiten einzelne Studierende mit ihren Unternehmen Fragestellungen aus der Impfstofflogistik aufgreifen.
Haben Sie von Logistikunternehmen bereits Anfragen bekommen, in dieser neuen Herausforderung fachlich zu unterstützen, beziehungsweise haben Sie sich hierzu in der Branche schon ausgetauscht?
Wir stehen im regen Austausch mit Dualen Partnern und anderen Akteuren. Zurzeit wird ja die erste Impfwelle für Deutschland vorbereitet und hoffentlich in den nächsten Tagen ausgeführt. Im Weiteren gilt es, die zweite Impfwelle logistisch zu organisieren. Das heißt, es werden Impfstoffe nicht nur an Impfzentren, sondern auch an andere Stellen verbracht. Zudem muss natürlich auch die globale Versorgung beachtet werden. Hier wird sicherlich das Luftdrehkreuz in Frankfurt am Main eine große Rolle spielen.
Was ist die besondere Herausforderung beim Transport der Impfstoffe?
Es gibt verschiedene Temperaturbereiche zu beachten. Gegenwärtig muss der Impfstoff der Firma BioNTech aus Mainz, der aus dem belgischen Puurs ausgeliefert wird, bei -60 bis -80 Grad gelagert und transportiert werden.
Wie sähe eine ideale Transportkette von der Fertigung bis zum Impfling aus?
Möglichst kurz, also Direkttransporte aus der Produktion an die Impfzentren. Jeder Umschlag ist ein Risiko.
Einige der möglichen Impfstoffe kommen nicht aus Europa. Welche zusätzlichen Herausforderungen an die Lieferkette ergeben sich hier?
Sicherlich wird die Luftfracht eine exponierte Stellung bei der globalen Distribution einnehmen. Der Weitertransport wird dann auf der Straße erfolgen müssen. Da zu vermuten ist, dass die ausländischen Impfstoffe geringeren Temperaturanforderungen entsprechen, wird auch der Straßentransport einfacher sein.
Ist die deutsche Logistikbranche vorbereitet auf diese speziellen Anforderungen und auch in diesen Umfängen?
Ja. Die Branche ist Weltmarktführer und wird sicherlich auch in dieser speziellen Situation den Anforderungen gerecht werden. Die Logistik- und Transportunternehmen stehen bereits in den Startlöchern und werden schon in den nächsten Tagen mit den Transporten beginnen.
Ist der Transport von Impfstoff ein Gewinngeschäft oder eher im Kontext der sozialen Verantwortung von Pharma und Logistik zu sehen?
Sicherlich ein Gewinn, sofern es um private Logistikdienstleister geht. Man muss sehen, inwieweit staatliche Stellen, zum Beispiel die Bundeswehr, in den Roll-out miteinbezogen werden. Gerade für Engpässe wäre ein Einsatz denkbar. Letztlich hängt dies auch von den quantitativen und qualitativen Kapazitäten der Dienstleister ab.
In wenigen Tagen werden wir wissen, wie der Transport von den Produktionsstätten bis zu den Impfstellen geklappt hat. Aus heutiger Sicht scheint die Branche gut vorbereitet.