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Nach Corona Jugendherberge erstmals wieder im Normalbetrieb

Anja Bertsch
Ein Plätzchen im Grünen: Die Lörracher Jugendherberge thront über der Kernstadt auf dem Salzert. Foto: Anja Bertsch

Zeitweilig Flüchtlingsunterkunft

Zeitweilig komplett geschlossen, zeitweilig unter Auflagen geöffnet, durchgängig weit jenseits eines regulären Herbergsbetriebes: Die vergangenen beiden Jahre waren auch für die Lörracher Jugendherberge eine große Herausforderung. Seit dem Frühjahr hat sie wieder normal geöffnet – und kann sich vor Anfragen kaum retten.

Von Anja Bertsch

Lörrach -  „Wir könnten doppelt so viel Platz gebrauchen“, sagt Michael Häringer, der die Jugendherberge gemeinsam mit seiner Frau Simone führt: „Der Nachholbedarf vor allem bei den Klassenfahrten ist immens.“

Bis zu fünf Schulklassen gleichzeitig kann das Haus auf seinen fünf Etagen, mit seinen knapp 150 Betten und knapp 50 Zimmern beherbergen. „Manchmal müssen wir Tetris spielen, um möglichst viele Anfragen positiv zu beantworten“, schmunzelt Häringer.

In seinen Ausführungen wird deutlich, dass es ihm ein Herzensanliegen ist, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen nach der schwierigen Corona-Phase die Erfahrungen einer Klassenfahrt zu ermöglichen. „Das gemeinsame Erleben, das Lernen und Erfahren von Vertrauen und durchaus auch die Herausforderungen im gegenseitigen Miteinander: Der soziale Wert von Klassenfahrten ist groß“, so seine Überzeugung.

Doch nicht nur Schulklassen sind es, die in dem markanten Gebäude oberhalb Lörrachs unterkommen. Gerade jetzt während der Ferien verbringen viele Familien hier ihren Urlaub. Zudem hat das Haus viele Einzelübernachtungen. Häringer: „Viele legen hier ihren Zwischenstopp auf der Durchreise von Nord nach Süd ein, schließlich sind wir die letzte Herberge vor der Schweizer Grenze.“

Dauerhaft im Ausnahmezustand

Tatsächlich lernen die Herbergseltern Michael und Simone „ihre“ Jugendherberge in diesen Wochen erstmals im Normalbetrieb kennen: Ab Mitte 2019 führten die beiden ihr bisheriges Haus in Titisee-Neustadt und die Lörracher Herberge parallel, Mitte März 2020 stiegen sie komplett hier ein – „vier Tage später mussten wir zumachen“, erinnert sich Häringer.

Es folgte der dauerhafte Ausnahmezustand: Monatelange Komplettschließung, dann wieder Öffnung unter Auflagen wie Einbahnstraßenverkehr, Maskenpflicht und halber Auslastung. „Es war ein Kraftakt – für unsere Gäste, für uns als Herbergseltern und für unser Team“, sagt Häringer.

Seit Mitte März ist das Haus nun wieder geöffnet – erstmals seit zwei Jahre im Normalbetrieb. Gleich zu Beginn freilich wurde dieser auch schon wieder durchbrochen: Zu den ersten Gästen gehörten Menschen aus der Ukraine. Auf Anfrage der Stadt gewährte die Jugendherberge kurzfristig 50 Geflüchteten – beinahe ausschließlich Frauen und Kinder – Unterschlupf. Klar war von vornherein, dass das nur eine Übergangslösung sein kann – und tatsächlich kamen bis Ende April alle Interims-Bewohnerinnen anderweitig unter. „Es war ein herzliches Miteinander“, sagt Häringer im Rückblick.

40-Jähriges fiel Corona zum Opfer

Corona zum Opfer fiel auch der runde Geburtstag des 1980 erbauten Hauses. „Jetzt visieren wir eben das Fünfzigjährige an“, schmunzelt der Herbergsvater.

Dass das Gebäude einige Jahre auf dem Buckel hat, macht sich indes in der Substanz bemerkbar. Größere und kleinere Sanierungen und Umbauten sind daher im Gange; akut wichtig ist vor allem der Brandschutz. Im Vergleich zu den Corona-Erfahrungen freilich bedeutet das kaum Einschränkungen. „Wir freuen uns jetzt einfach auf ein ganz normales, lebhaftes Jahr“, wagt Michael Häringer daher einen optimistischen Ausblick.

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