Kreis Lörrach Kampfmittel treiben Kosten in die Höhe

Die Oberbadische
Das Containerdorf in Fahrnau dient bis zur Fertigstellung der GU in Rheinfelden als Flüchtlingsunterkunft. Foto: Werner Müller

Gemeinschaftsunterkunft: Ausschuss empfiehlt Budget-Erhöhung um 400 000 Euro

Kreis Lörrach/Rheinfelden (ads). Nochmals teurer wird der geplante Neubau einer Gemeinschaftsunterkunft an der Rheinfelder Schildgasse. Der Bau, der anstelle der bestehenden Baracken vorgesehen ist, soll Platz für rund 300 Flüchtlinge bieten.

Schon einmal musste der Kreistag das vorgesehene Budget anheben: Der erste Bauabschnitt, der zwei Häuser für rund 120 Menschen umfasst, wird nach jetzigem Stand um fast 480 000 Euro teurer als geplant. Grund sind sogenannte Gussrammpfähle, die dadurch nötig geworden sind, dass die Verwaltung die Tragfähigkeit des Geländes zunächst falsch eingeschätzt hat. Das Baugelände befindet sich teilweise auf einer früheren Kiesgrube, die mit Deponiematerial aufgefüllt worden ist.

Kampfmittel vermutet

Jetzt habe sich gezeigt, dass das Grundstück möglicherweise Kampfmittel als Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg enthält. Wie Christian Schlosser, Architekt im Landratsamt Lörrach, in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses darlegte, komme der Einsatz von Gussrammpfählen daher vorerst nicht mehr in Frage. Denn deren Einlassen verursache Erschütterungen. Stattdessen wolle die Verwaltung jetzt auf Kleinbohrpfähle setzen. Diese würden allerdings, verbunden mit den notwendigen Kampfmittelmessungen, Mehrkosten von rund 400 000 Euro verursachen.

Der Stromanbieter Energiedienst, dem das Grundstück gehört, gewährt hier allerdings wie schon im Fall der falsch eingeschätzten Tragfähigkeit einen Mietnachlass über 25 Jahre. Dadurch seien die entstandenen Zusatzkosten refinanziert, legte Schlosser dar. Bauabschnitt I der neuen Gemeinschaftsunterkunft soll nach derzeitiger Planung im März 2023 fertig sein.

Was die Räte sagen

Ulrich May (Freie Wähler) nannte die Entwicklung rund um den Neubau „einen wilden Ritt“. Sein Fraktionskollege Willibald Kerscher fragte, ob man dieses Problem nicht schon frühzeitig einem Kampfmittelkataster hätte entnehmen können.

Klaus Eberhardt (SPD), Oberbürgermeister von Rheinfelden, zeigte sich verwundert: Es habe während des Zweiten Weltkriegs an der Grenze doch gar keine Kämpfe gegeben. Nicht ganz ernst gemeint fügte er hinzu: „Auch die Römer waren einmal hier. Vielleicht findet man auf dem Gelände noch Überreste römischer Keramik.“

Margarete Kurfeß (Grüne) riet zur Vorsicht: Es gebe die Redewendung „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“, und auch ein Eichhörnchen wisse nicht immer, wo es Nüsse versteckt hat.

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